Darum gehts
- Neues SRF-Format «Zwei Reisen» mit Mira Weingart und Jonny Fischer
- Moderatoren reisen allein in unbekannte Länder und erleben Gegensätzliches
- Vier Folgen ab 28. März um 21 Uhr auf SRF 1
Radiomoderatorin Mira Weingart (28) und Comedian Jonny Fischer (45) sind ab Freitag, 28. März, für das neue SRF-Format «Zwei Reisen» unterwegs (21 Uhr, SRF 1). Blick trifft sie auf einer Restaurantterrasse unweit der TV-Studios in Zürich-Leutschenbach bei Espresso, Cola light und stillem Wasser.
Blick: Frau Weingart, Herr Fischer, was dürfen wir von «Zwei Reisen» erwarten?
Jonny Fischer: Ein einmaliges und einzigartiges Format, das ich so noch nirgends gesehen habe. Reisesendungen sind nicht neu, aber wir gehen in Länder, die man noch nicht gross kennt. Wir reisen beide allein, was ein Abenteuer ist. Und wir versuchen, gegensätzliche Dinge zu erleben.
Mira Weingart: In der ersten Folge heiss und kalt, Sambia und Lappland.
Fischer: Junge schöne Frau ...
Weingart: ... und alter weisser ... Achtung ... hochattraktiver Mann.
Fischer: Wir sind nicht gleich alt, reisen anders, in verschiedene Länder, haben ein unterschiedliches Geschlecht. Das macht den Reiz des Formats aus. Wenn ich fast erfriere, weiss ich, irgendwo ist Mira und leidet auch, aber ganz anders.
Weingart: Wir möchten Orte und Tätigkeiten zeigen, die ausgefallen sind, und keine Touristen-Klassiker. Unsere Herausforderung ist, die Komfortzone zu verlassen. Die Bucket List, der wir folgen, widerspiegelt unsere Persönlichkeit. Bei mir klar, dass darauf auch das Töfffahren steht.
Haben Sie sich vorher schon gekannt?
Fischer: Nein, wir wurden einander «vorgesetzt». Und bereits nach dem ersten Kennenlernen dachte ich: voll geil. Normalerweise bin ich am Set meganervös, weil ich mir vorstelle, was alles schiefgehen könnte. Hier weiss ich, dass es immer noch Mira gibt, die alles rausreisst.
Weingart: Für mich ist die Situation etwas herausfordernder. Jonny ist schon so etwas wie der Liebling der Nation. Und ich die Newcomerin. Dazu kommt, dass ich quasi mit ihm aufgewachsen bin. Das Humorangebot war nicht derart gross in meinen Teenie-Jahren. Divertimento waren das Nonplusultra. Ich konnte ihre Sketches zum Teil auswendig. Und nun war er plötzlich einfach der Jonny für mich, das war absurd. Ich habe dann auch etwas angegeben damit (lacht).
Fischer: Ich weiss aber schon, wie es nun herauskommt: Du wirst zum Schätzli der Nation.
Weingart: Hast du nicht das Gefühl, meine Fluchereien könnten störend wirken?
Fischer: Das glaube ich kaum. Und für jemanden, der das erste Mal vor einer TV-Kamera stehst, bist du schon viel zu gut. Es gibt gar kein Gefälle zwischen uns.
Sie haben das Fluchen angesprochen. Rechnen Sie mit Reaktionen?
Weingart: Wenn ich mir die ersten Folgen anschaue, dann sehe ich mich selber. Und auch meine Freunde sagen: Ja, das ist unsere Mira. Das ist mir wichtig. Doch ich habe auch die Macherinnen- und SRF-Sicht. Das Freitagabend-Publikum ist nicht unbedingt in meinem Alter. Ich verwende relativ viel Anglizismen, und ja, ich fluche. Ich denke, das könnte vielleicht anecken. Aber diese Zweifel, wie ich ankomme, gehören vielleicht auch zu einer TV-Premiere.
Was war für Sie das Schwierigste beim Wechsel vom Radio zum Fernsehen?
Weingart: Etwas Technisches war sehr spannend: Beim Radio ist es nicht gut, wenn es still ist. Entweder läuft Musik, oder ich moderiere. Ich hatte nun die Tendenz, die ganze Zeit zu sprechen und Dinge zu beschreiben, die das Publikum sieht. Dazu kommt das Emotional-Psychologische: Es ist faszinierend, wie schnell man ins Bewerten kommt, wenn man sich selber zuschauen kann. Ich bin noch sehr unberührt vom Fernsehen. Ich glaube, das hilft mir. Die Frage ist nur, wie lange dieser Effekt anhält.
Herr Fischer, Sie sind schon länger im TV-Geschäft. Wie gehen Sie mit negativen Stimmen um?
Fischer: Mir ist bewusst, dass diese Sendung zum jetzigen Zeitpunkt kritische Fragen auslösen kann: Ist das wirklich nötig? Einerseits spricht SRF Kündigungen aus, und du machst noch eine Sendung mehr? Sollen wir dir jetzt auch noch die Ferien zahlen mit unserer Serafe-Gebühr?
Und was antworten Sie darauf?
Fischer: Solche Kritiken sind verständlich. Aber wenn eine Firma sparen muss, heisst das nicht, dass sie sich nicht auch weiterentwickeln soll. Das gilt nicht nur für die Privatwirtschaft. Dazu kommt, dass «Zwei Reisen» relativ günstig ist. Wir setzen das Geld vernünftig ein. Und SRF hat auch den Auftrag, Unterhaltung in die Stube zu bringen, nicht nur News und Sport.
Weingart: Weil ich bei SRF angestellt bin, ist meine Optik etwas anders. Ich arbeite seit drei Jahren hier und hoffe, in zehn Jahren auch noch. Selbstverständlich darf und soll man SRF kritisieren können. Das ist unser Geld, darum muss Kritik möglich sein. Ich glaube, was für Aussenstehende schwierig nachzuvollziehen ist: Sparen heisst nicht, nichts mehr zu machen. Dass «G&G» nicht weitergeführt wird und gleichzeitig ein neues Reiseformat entsteht, hat nicht direkt miteinander zu tun. Ich beschäftige mit bei Radio SRF Virus mit Unterhaltung, Musik und Popkultur, mit Themen, die eher junge Leute ansprechen. Viele Leute würden nun aus dem Bauch heraus sagen, solche Inhalte seien überflüssig. Aber auch wir Jungen verfolgen die harten News. Meine Generation ist sich sehr wohl bewusst, was in Gaza passiert, und wir wissen, dass der Planet untergeht. Aber gerade deswegen brauchen wir Ventile und andere Inhalte zum Ausgleich. Und hier kommen die Musik, Kultur und die Unterhaltung ins Spiel. Das sind die Säulen, die uns in schwierigen Zeiten tragen. Darum hat auch «Zwei Reisen» Platz.
Bei einem Reiseformat gibt es heute sofort auch die Diskussion um Overtourismus. Wie sehen Sie hier Ihre Verantwortung?
Fischer: Das haben wir natürlich auch besprochen. Wichtig ist das Bewusstsein um die Absicht dieses Formats. Wir sind nicht im Auftrag eines Reisebüros unterwegs, um das Reisen anzukurbeln. Im Gegenteil, wir bringen die Welt für eine Stunde heim.
Weingart: Einen starken Nachahmungseffekt löst «Zwei Reisen» wohl nicht aus.
Fischer: Verhindern können wir es nicht. Aber das Freitagabend-Publikum ist dankbar, dass die Welt per Fernseher nach Hause kommt. Meine Mutter schaut sich eine solche Sendung im Altersheim zusammen mit ihren Freundinnen an und sagt: «So schön.» Doch sie zieht dann nicht gleich los.
Weingart: Ich glaube wirklich nicht, dass wir damit einen Riesen-Run auslösen. Und für meine Generation gibt es gar keine unbekannte Ecke der Welt mehr, jedenfalls hat sie das Gefühl, es sei so. Wichtig ist sicher, keine Ziele zu wählen, die schon total überlaufen sind.
Was würde passieren, wenn Sie zusammen auf Reisen und in den Ferien wären?
Weingart: (Lacht schallend.) Ich glaube, das würde passen. Es gibt einen Grund, warum ich mit manchen Leuten nicht gerne Ferien mache. Nicht allen ist das Essen so wichtig wie mir. Manchmal wähle ich ein Reiseland nur wegen eines bestimmten Restaurants aus. Kein Witz. Und wenn ich sehe, was Jonny wichtig ist: Er ist ein Lebemann und hat auch gerne gutes Essen.
Fischer: Die Kulinarik insgesamt. Ich würde jetzt das Feuchte auch noch reinnehmen ... (schaut etwas konsterniert sein Wasserglas an).
Weingart: Klar, ein gutes Glas Wein geht auch. Deshalb habe ich ja das Gefühl, wir würden uns glänzend verstehen unterwegs.
Fischer: Einen Wunsch hätten wir schon. Sollte es je eine Jubiläumsstaffel von «Zwei Reisen» geben, würden wir ausnahmsweise gerne zusammen unterwegs sein. Denn das Schwierigste an diesem Format finde ich, dass mir in den schönsten Momenten ein Gegenüber fehlt, um den Moment zu feiern. Jemanden umarmen zu können. Oder in den schlimmen Augenblicken auch einmal kurz zusammen zu fluchen.
Die Musikexpertin Mira Weingart ist 20-jährig bereits Redaktionsleiterin bei Radio Inside. Danach studiert sie Politikwissenschaften an der Universität Luzern und führt durch die Morgenshow von Radio Pilatus. Seit 2022 arbeitet sie als Moderatorin bei Radio SRF Virus. Der Bike-Faszination ist sie verfallen, seit sie als Zehnjährige in den Familienferien auf Sardinien erstmals auf einer Ducati Platz nehmen durfte.
1979 in Läufelfingen BL geboren, wächst Jonny Fischer in einer streng christlichen Familie auf. Seine Kindheit verarbeitet er später in einem biografischen Buch. 1997 beginnt er das Lehrerseminar in Zug, wo er Manu Burkart (47) kennenlernt. Gemeinsam gründen sie das Cabaret Divertimento, mit dem sie zurzeit auf ausgedehnter Abschiedstournee sind. Bei SRF moderiert er auch die Spielshow «Game of Switzerland».
Die Musikexpertin Mira Weingart ist 20-jährig bereits Redaktionsleiterin bei Radio Inside. Danach studiert sie Politikwissenschaften an der Universität Luzern und führt durch die Morgenshow von Radio Pilatus. Seit 2022 arbeitet sie als Moderatorin bei Radio SRF Virus. Der Bike-Faszination ist sie verfallen, seit sie als Zehnjährige in den Familienferien auf Sardinien erstmals auf einer Ducati Platz nehmen durfte.
1979 in Läufelfingen BL geboren, wächst Jonny Fischer in einer streng christlichen Familie auf. Seine Kindheit verarbeitet er später in einem biografischen Buch. 1997 beginnt er das Lehrerseminar in Zug, wo er Manu Burkart (47) kennenlernt. Gemeinsam gründen sie das Cabaret Divertimento, mit dem sie zurzeit auf ausgedehnter Abschiedstournee sind. Bei SRF moderiert er auch die Spielshow «Game of Switzerland».
«Zwei Reisen» läuft ab morgen Freitag, 28. März, jeweils um 21 Uhr auf SRF 1 (vier Folgen).