Weiter gehts mit Folgen der Netflixserie «Black Mirror», die zwischen Krimi, Gesellschaftskritik und Zukunftsdystopien angesiedelt sind. Auch in der aktuellen Folge rechnet Drehbuchautor und Serienschöpfer Charlie Brooker (52) mit Streamingdiensten – und mit unseren Sehgewohnheiten – ab.
Zwei junge Möchtegern-Dokumentarfilmer, Pia und Davis, möchten sich in ihrem Feld etablieren. Sie wollen einen vernachlässigbar interessanten Mann interviewen, der dort lebt, wo Davis aufgewachsen ist: im schottischen Kaff namens Loch Henry, wobei Loch hier nicht für ein Loch steht, sondern das schottische Wort für einen kleineren See darstellt. Dort wird Davis (Samuel Blenkin) von seiner Vergangenheit eingeholt: Ein Mann hat schreckliche, sadistisch motivierte Mordserien begangen. Pia (Myha'la Herrold) ist sofort Feuer und Flamme: Das sei der Dokfilm, den sie machen müssen!
Etwas vorhersehbare Kritik an uns allen
Der fiktive Netflixabklatsch «Streamberry» zeigt sich interessiert, doch nur, wenn die beiden einen neuen Dreh zur Story finden. Pia und Davis richten sich für ihre Recherche bei Davis' verwitweter Mutter ein – und stossen natürlich auf neue Erkenntnisse, die sie in Gefahr bringen.
Zugegeben: Das Glanzlicht aller «Black Mirror»-Folgen ist «Loch Henry» nicht, dafür ist die Story zu vorhersehbar. Vielmehr kritisiert die Folge unsere Haltung, wahre Tragödien, von geldgetriebenen Streamingdiensten wie Netflix dramaturgisch möglichst effekthascherisch aufbereitet, als Unterhaltung zu konsumieren. Wenn aber schrecklichste Tragödien und Verbrechen zu Unterhaltung werden, werden wir Schrecklichem gegenüber desensibilisiert – und verlieren schliesslich alle. Das sagt uns diese Folge in leider nicht ganz neuer Art und Weise.
«Black Mirror», Staffel 6. Episode 2: «Loch Henry», Netflix
Wertung: Drei von fünf