Er passt gar nicht ins klassische Bild des SRF-Reporters: Flavio Stucki (23) geht in der Castingshow «Stadt, Land, Talent» (samstags, 20.10 Uhr auf SRF 1) auf die Suche nach potenziellen Kandidaten. Dabei trägt er kurze Hosen, flucht vor laufender Kamera und hat kein Problem, Unwissen zur Schau zu stellen. So fragt er in einem Einspieler der Premieren-Sendung: «Wir machen uns auf den Weg nach Luzern. Keine Ahnung, wo Luzern liegt.»
Während andere Mitarbeiter dafür den Laufpass bekommen würden, ist die lockere Art das Erfolgskonzept von Stucki. Noch im vergangenen Jahr machte der Basler Tiktoks für die Talentshow, nun wollten die Produzenten ihn bei der TV-Produktion dabei haben. «Ich war schon überrascht. Ich arbeite nicht mal ein ganzes Jahr bei SRF und darf schon Teil einer Samstagabendshow sein. Damit hätte ich nicht gerechnet», erzählt er Blick.
Wieso er denn genau der Richtige für den Job sei? «Ich bin der perfekte Mensch für jeden Job bei SRF – egal, ob ‹Tagesschau›, ‹Arena› oder ‹Kassensturz›. Ich kann das alles machen. Mir wird aber gesagt, dass es mir dafür an Erfahrung fehle. Das bezweifle ich», sagt er. Solche Aussagen sind aber nicht grössenwahnsinnig gemeint, sondern gehören zu seinem Humor, mit dem Flavio Stucki sich online vor der Zeit bei SRF eine Fangemeinde aufbaute. Denn klar ist: Der erst 23-Jährige träumt gar nicht von einer herkömmlichen Karriere vor der Kamera. «Ich würde mich in einer Rolle, in der ich ein Ü50-Publikum bediene, nicht wohlfühlen. Ich will nur Dinge machen, die zu mir passen.»
Stucki moderiert beim Radio
Einen solchen Job hat er seit vergangenen Frühsommer: Beim Jugendsender SRF Virus steht er regelmässig hinter dem Radiomikrofon und produziert Tiktok-Videos. Auch dort bleibt er sich selbst treu. «Mir wurde schon gesagt, ich solle auf dem Sender weniger fluchen», erzählt Stucki. Er strenge sich nun an, zumindest keine Fluchwörter mehr in Scripts einzubauen, in spontanen Teilen könne er sie sich aber nicht abgewöhnen. «Ich benutze sie ja nicht als Beleidigung. Wenn ich ‹geilä Scheiss› sage, will ich damit ja etwas loben.» So würden junge Leute heutzutage sprechen.
Vom Berufsalltag abstellen kann er im Theaterkurs, beim «Fifa zocken» oder auf Spaziergängen. Nachdem er Letzteres erwähnt hat, macht Flavio Stucki eine kurze Pause und meint dann: «Wenn ich das sage, töne ich wie ein Boomer.»