«Ich werde immer noch als Neger beschimpft»
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Comedian Charles Nguela:«Ich werde immer noch als Neger beschimpft»

Comedian Charles Nguela spricht bei «Gredig direkt» über Rassismus
«Ich werde immer noch als Neger beschimpft»

Charles Nguela stellte sich im neuen SRF-Talk den Fragen von Urs Gredig. Dabei sprach der Comedian auch über seine persönlichen Erfahrungen mit Rassismus.
Publiziert: 19.06.2020 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 28.08.2020 um 21:22 Uhr
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Comedian Charles Nguela stellte sich im SRF-Talk «Gredig direkt» den Fragen von Urs Gredig.
Foto: Screenshot SRF

Nach dem «Club» von letzter Woche und der «Arena» vom vergangenen Freitag ging es auch im neuen SRF-Talk «Gredig direkt» um Rassismus. Comedian Charles Nguela (30), der dieses Thema in seinen Bühnenprogrammen öfters anspricht, stellte sich dort den Fragen des Newsmannes Urs Gredig (50) und erzählte, wie er das Leben als Schwarzer in der Schweiz erlebt. Seine Schilderungen waren bewegend.

«Bis zum heutigen Tag werde ich als Neger beschimpft», sagte er dem TV-Talker. Dabei erwähnte er einen Vorfall aus dem letzten Jahr. «Damals habe ich mich mit dem SRF-3-Moderator Philippe Gerber im Schwingen gemessen», erzählt er. «Anschliessend hat eine User auf sozialen Medien kommentiert: ‹Guter Wettbewerb, aber bitte nächstes Mal nicht mit einem Neger›.»

Nguela nervte sich anfangs wegen solcher Äusserungen. «Aber ich muss der Person zeigen, dass die Mehrheit nicht so denkt. Darum gebe ich jedem, der Online so etwas kommentiert, die Chance, das Geteilte zu löschen. Und sonst streue ich es auf meinen Online-Kanälen und fordere die Leute auf, etwas dazuzuschreiben.»

Einfache Fragen wie «Kennst du Lasagne?»

Nguela wurde im Kongo geboren, verlor im Alter von fünf Jahren seinen Vater bei einer Schiesserei, wanderte mit seiner Mutter nach Südafrika aus und kam mit Jahren 13 in die Schweiz, nach Niederlenz AG. Innerhalb eines Jahres lernte er fliessend Schweizerdeutsch. «Meine Mutter sagte, wir müssen die Sprache so schnell wie möglich lernen, sonst versteht uns ja keiner», sagt er.

In seinen ersten Jahren in der Schweiz habe er aber auch erlebt, dass viele Mitmenschen auch über Afrika nicht richtig Bescheid wussten. «Da kamen einfache Fragen, beispielsweise, ob ich Lasagne kennen würde.»

Rassismus erlebt Nguela auch im Alltag immer wieder, auch wenn es oft nicht böse gemeint ist. Ein Beispiel: «Wenn mich jemand auf Englisch oder Hochdeutsch anspricht und dann hört, dass ich fliessend Schweizerdeutsch rede und trotzdem noch Hochdeutsch mit mir spricht, dann nehme ich das als rassistisch wahr.» Obwohl er auch wisse, dass es vielen unangenehm sein kann, dass sie die Diskussion schon auf Hochdeutsch begonnen haben und nicht mehr aus der Situation herauskommen.

Stichprobe durch die Polizei

Selbst dem Racial Profiling der Polizei sei er schon ausgesetzt gewesen. Als 16-Jähriger sei er im Zürcher Niederdorf von vier Polizisten durchsucht worden. «Ich kann mich noch an das Gesicht von einem der vier Polizisten erinnern. Ich sah ihm an, dass er das Ganze nicht in Ordnung fand, ich war ja noch so jung. Ich fühlte mich erbärmlich, als ich meine ganze Tasche auspacken musste, als hätte ich was verbrochen.»

Heute kann er die Stichproben der Polizei vermeiden. «Es kommt darauf an, wie man läuft und wie man angezogen ist. Wenn man lässig mit Hiphop-Kleidung rumläuft, ist die Chance grösser, dass die Polizisten einen kontrollieren.» Es sei aber wichtig, einen Weg zu finden, bei dem die Polizei von diesen Schubladisierungen wegkommt. «Klar müssen sie jemanden anschauen können und sagen, hier stimmt etwas nicht. Aber ohne, dass es gleichzeitig viele falsche Alarme gibt.»

Aufklärung mit gesunder Diskussion

Genau wie in der laufenden Mohrenkopf-Debatte setzt Nguela auf Information. Er ist zuversichtlich, dass mit einer guten Aufklärung der Menschen Rassismus – ob bewusst oder unbewusst – eingedämmt werden kann. «Wenn wir mit vorgängiger Information eine gesunde Diskussion, ohne aufgehetzte Stimmung haben können. Dann sind wir auf einem guten Weg.» (imh)

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