Er brachte uns den Steinadler, den Wolf und die Regenwürmer näher: Der Basler Biologe Andreas Moser (65) gehörte zweifelsfrei zu den prägendsten Figuren von SRF. 210 Mal präsentierte er in den letzten 33 Jahren die Sendung «Netz Natur». Jetzt geht der «Biolehrer der Nation», wie ihn die Zeitschrift «Tele» kürzlich nannte, in Pension. Mit ihm verschwindet auch das Format «Netz Natur», das im Durchschnitt 550'000 Zuschauer abholte. Es war eine der beliebtesten Sendungen von SRF – mit Herzblut, Fleiss und Leidenschaft produziert.
Gegen aussen ist es ein leiser Abschied. Moser blickt am Donnerstagabend (SRF 1, 20.05 Uhr) auf ausgewählte Höhepunkte seiner Sendungen zurück. Nicht er steht im Mittelpunkt, sondern die Eichhörnchen, Wölfe und Bartgeier.
SRF hat zu seinem Abgang eine Medienmitteilung verschickt, in der Moser zitiert wird: «Es macht Freude, dass wir mit der Sendereihe mehreren Generationen die Natur nahebringen konnten und dass uns das Publikum während über 30 Jahren so zahlreich die Treue hielt.»
Schweigen vor den Volksabstimmungen
Allerdings geht Moser, der für die Schweiz so etwas wie Bernhard Grzimek (1909–1987), Jacques Cousteau (1910–1997), Heinz Sielmann (1917–2006) oder Hans Hass (1919–2013) in einem war, nicht ohne Nebengeräusche. Blick teilte er diese Woche telefonisch mit, er habe alle Interview-Anfragen abgesagt. Man spürte, dass er etwas gekränkt war.
Seine Sendung wurde von TV-Direktorin Nathalie Wappler (53) im Zuge der Sparmassnahmen letzten Herbst auf dieses Jahr hin abgesetzt. Moser hoffte, dass sein Team die Sendung nach seiner Pensionierung weiterführen kann – er hatte die Fortsetzung bereits aufgegleist. Schliesslich seien die Tier-Dokus auch nicht so teuer gewesen, wie gelegentlich behauptet wurde.
Vor allem werde er sich hüten, sich kurz vor der Abstimmung zu den Umweltvorlagen zu äussern. Am 13. Juni stimmt das Volk über die beiden Initiativen «Für sauberes Trinkwasser» und «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» sowie das CO₂-Gesetz ab. Moser war nach seiner Sendung vom 20. Dezember 2020 heftig kritisiert worden, weil er den Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden in der Landwirtschaft einseitig thematisiert habe. Bei der SRG-Ombudsstelle gingen mehrere Beschwerden ein, die allerdings alle abgelehnt wurden.
Auch künftig Einsatz für Natur und Tierwelt
Manchmal wurde moniert, Moser habe etwas übermotiviert gewirkt. Doch 2002 wurde er vom SonntagsBlick sogar zum kompetentesten SRF-Moderator gekürt. Unvergessen bleiben die Parodien von Fabian Unteregger (44), die ihn mit dem Kopf ständig in Bewegung und im dynamischen Forscher-Gilet zeigten.
SRF will weiterhin über die Tierwelt berichten, aber in der Sendung «Einstein» oder auf den geplanten digitalen Wissensplattformen. Eine eigenständige Redaktion gibt es nicht mehr.
Was Andreas Moser künftig genau tun wird, darüber hält er sich noch bedeckt. In der Medienmitteilung teilt er nur mit, dass er sich freue, «nach SRF» spannende Themen über unser Zusammenleben mit der Natur erzählen zu dürfen.
Klar ist: Die Tiere geben ihm eine Standing Ovation.