SVP-Nationalrat droht mit «No Billag light»
Sorgt Matter für Mattscheibe bei SRF?

Nur ein Sommertheater? Die SVP meint es offenbar ernst mit einer Initiative «No Billag light». Für das Programm von SRF wäre es verheerend, meint SRF-Direktorin Nathalie Wappler (53).
Publiziert: 13.06.2021 um 00:25 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2021 um 15:16 Uhr
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Sie müssten bei Annahme einer «No Billag light»-Initiative wohl den Dienst quittieren: Die Schweizer «Tatort»-Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, l.) und Tessa Ott (Carol Schuler).
Foto: ARD Degeto/SRF/Sava Hlavacek
Peter Padrutt

Er meine es «bloody serious», setzt Thomas Matter (55) gegenüber dem SonntagsBlick noch einen drauf. Letzten Sonntag hatte der SVP-Nationalrat an dieser Stelle gefordert, dass die Radio- und Fernsehgebühren von momentan 335 auf 200 Franken gesenkt werden. Er spreche nicht gerne von einer Initiative «No Billag light». Lieber nenne er sie «200 Franken sind genug!».

Radiosender einstellen, Korrespondentennetz aufgeben

Am Leutschenbach hat man hinter vorgehaltener Hand schon mal zu rechnen begonnen. Wo kann man überhaupt noch kürzen? SRF-Direktorin Nathalie Wappler musste in diesem Jahr bereits 16 Millionen Franken einsparen.

Bisher landeten 1,25 Milliarden Franken der Gebühreneinnahmen im Topf der SRG. Würden der SRG die Flügel gestutzt, müsste das Schweizer Radio und Fernsehen einen weiteren dreistelligen Millionenbetrag einsparen. Nur Sendungen zu kippen, würde da nicht reichen: SRF müsste sich wohl von einigen seiner sechs Radio- und drei Musikspartenprogrammen trennen. Dezentrale Redaktionen, die regionale Verankerung garantieren, könnte man sich wohl auch nicht mehr leisten. Und die Online-Strategie, Bereiche der Volksmusik zum Beispiel auf digitale Kanäle zu verlagern, müsste aufgegeben werden.

Schluss mit attraktiven Serien

Am meisten Geld investiert SRF in seine tagesaktuellen Info-Sendungen wie «Tagesschau», «10 vor 10» und «Schweiz aktuell», nämlich 53 Millionen Franken. Hier müsste wohl vor allem das Korrespondentennetz im In- und Ausland zusammengestrichen werden, das sich SRF noch leistet. Damit würden aber auch Bestrebungen torpediert, verschiedene Standpunkte zu beleuchten und das Geschehen einzuordnen, wie es die SVP eigentlich fordert.

Auch bei Fiktion und Unterhaltung gäbe es ein massives Streichkonzert: Eine Folge von «Wilder» verschlingt 780'000 Franken, eine Episode der Nachkriegsserie «Frieden» kostete eine Million Franken, ein Schweizer «Tatort» beläuft sich auf 2,2 Millionen Franken. Drei Serien produziert SRF zurzeit: «Wilder», «Tschugger» und «Neumatt». Damit wäre garantiert Schluss.

Noch weniger Shows am Samstagabend

Auch die Förderung von Filmen (die SRG unterstützt das Schweizer Filmschaffen mit 40 Millionen Franken) würde hinfällig. Bei der Unterhaltung sind Samstagabend-Shows wie «Happy Day» oder «SRF bi de Lüt live» am teuersten – sie kosten rund eine halbe Million Franken pro Ausgabe. Im Vorfeld der letzten «No-Billag»-Abstimmung wurde oft kritisiert, Quiz-Sendungen würden dem Service public nicht entsprechen. Dank Wettbewerben sind sie aber günstig. Und «Happy Day» ist zu grossen Teilen gesponsert.

Zu allem Übel: Der Programmabbau hätte massive Konsequenzen für die Werbeeinnahmen. Sie würden noch weiter zurückgehen.

Doch für SVP-Nationalrat Thomas Matter ist klar: «Für uns ist der Monopolsender SRF, der faktisch mit Steuergeldern finanziert wird und nachweislich einen starken Linksdrall hat, zu mächtig geworden.» Der Parteileitungsausschuss müsse sich jetzt mit der Sache befassen. Laut «NZZ» bekunden der Gewerbeverband und die «Freunde der Verfassung» bereits Sympathien für die Forderung der SVP. SRF-Direktorin Nathalie Wappler hingegen warnt: «Die Auswirkungen aufs Programm wären einschneidend.»

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