Die Deutschen sind ja weltweit für ihre Ingenieurskunst bekannt. Das gilt auch für die düstere und für manche beste je in Deutschland produzierte TV-Serie. «Dark», die Zeitreise-/Atomkraftwerk-/Parallelwelt-/Sci-Fi-/Teen-Drama-/Familientragödie-Apokalypse ist zwar keine Krimiserie, aber wohl das Spannendste, was in den vergangenen Tagen – genauer: am Freitag vor einer Woche – auf Netflix aufgeschaltet wurde.
Wer ist jetzt schon wieder wer?
Mit Ingenieurskunst sind die ersten zwei Staffeln deshalb vergleichbar, weil wie in einem komplexen Mechanismus immer neue Handlungs-Zahnräder ineinandergreifen, eine Funktion erfüllen und ... ach egal, Sie verstehen das Bild. Komplex und schlau und manchmal etwas verworren ist die Serie halt, und man muss schon ziemlich bei der Sache bleiben, um die Übersicht über die komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse zu behalten.
Verwirrung gehört wohl zum Konzept
Es ist aber auch das, was die Engländer so schön als «mindboggling», als verwirrend oder verblüffend, bezeichnen. Da wird der rückwärts in der Zeit verschwundene kleine Bruder der Freundin plötzlich zum Vater der Hauptperson, die Mutter seiner Freundin also zu seiner biologischen Grossmutter – und auch sonst tauchen in drei verschiedenen Zeitreise-Ebenen dieselben Charaktere auf, einfach in unterschiedlichem Alter und mit unterschiedlichem Wissensstand und deshalb mit unterschiedlichen Motivationen.
Faden verloren? Egal, denn das generell Schöne an deutscher Ingenieurskunst ist ja, dass man oft nicht ganz genau verstehen muss, wie etwas funktioniert, benutzen kann man es trotzdem. Deshalb: Auch wenn sich manchmal ein «Hä?»-Moment einstellt, gibts fast fünf Punkte.
«Dark», dritte Staffel seit Freitag, 26. Juni, auf Netflix.
Wertung: Viereinhalb von fünf