Nun fallen die «Fab Five» – die fünf «fabulösen» Protagonisten von «Queer Eye» – wieder in die Wohnungen und Leben ihrer Kandidatinnen und Kandidaten ein: Seit kurzem zeigt Netflix die siebte Staffel der Reality-TV-Show.
Für «Queer Eye»-Fans vor dem Bildschirm ist es ein ersehntes Wiedersehen mit guten Bekannten, die uns in die Lebensrealitäten anderer Menschen mitnehmen. Doch «Queer Eye» ist mehr als voyeuristisches Make-over-Fernsehen.
Die «Fab Five» knacken alle
Zugegeben: Sie sind theatralisch, dramatisch und vielleicht ein bisschen stereotyp amerikanisch überdreht. Es gibt viele Umarmungen und Entzückungsschreie.
Die «Queer Eye»-Protagonisten sind schwul, bisexuell oder non-binär. Anders als Kurt Aeschbacher, Marco Fritsche oder Sven Epinay, deren Arbeit am Fernsehen nichts mit ihrer sexuellen Orientierung zu tun hat, repräsentieren diese fünf Männer eine Show, die das «Queer» im Namen trägt.
Das Make-over-Format «Queer Eye» gibt es seit 20 Jahren. Von 2003 bis 2007 unterstützten fünf Schwule in der Show mit dem Originaltitel «Queer Eye for the Straight Guy» Heteromänner auf dem US-amerikanischen Sender Bravo TV.
Seit 2018 wird das Format von Netflix produziert; die siebte Staffel wurde im Mai 2023 veröffentlicht. Geholfen wird in der Neuauflage von «Queer Eye» auch Frauen und Mitgliedern der Queer-Community.
Jedes Ensemble-Mitglied hat sein Expertisegebiet: Karamo Brown (Life-Coach), Antoni Porowski (Ernährung), Jonathan Van Ness (Beauty und Haare), Bobby Berk (Inneneinrichtung), Tan France (Mode).
Die Show hat zahlreiche Emmys gewonnen, es gibt Spin-offs in verschiedenen Ländern. Jonathan, Karamo und Co. sind Stars – von ihnen und ihrer «Fab 5 Loft» gab es 2021 und 2022 sogar ein Lego-Set.
Das Make-over-Format «Queer Eye» gibt es seit 20 Jahren. Von 2003 bis 2007 unterstützten fünf Schwule in der Show mit dem Originaltitel «Queer Eye for the Straight Guy» Heteromänner auf dem US-amerikanischen Sender Bravo TV.
Seit 2018 wird das Format von Netflix produziert; die siebte Staffel wurde im Mai 2023 veröffentlicht. Geholfen wird in der Neuauflage von «Queer Eye» auch Frauen und Mitgliedern der Queer-Community.
Jedes Ensemble-Mitglied hat sein Expertisegebiet: Karamo Brown (Life-Coach), Antoni Porowski (Ernährung), Jonathan Van Ness (Beauty und Haare), Bobby Berk (Inneneinrichtung), Tan France (Mode).
Die Show hat zahlreiche Emmys gewonnen, es gibt Spin-offs in verschiedenen Ländern. Jonathan, Karamo und Co. sind Stars – von ihnen und ihrer «Fab 5 Loft» gab es 2021 und 2022 sogar ein Lego-Set.
Die fünf Stars der Show schaffen Sichtbarkeit und nehmen damit eine Vorbildfunktion ein. Indem das Publikum Jonathan, Bobby und Co. über mehrere Staffeln begleitet, werden diese gefühlt zu guten Bekannten. Das Reality-Format sorgt so für ein Gefühl der Vertrautheit und Verbundenheit und schlägt Brücken zwischen Menschen mit komplett unterschiedlichen Lebensentwürfen und Glaubenssätzen.
Dies geschieht auch in der Show selbst, in der in jeder Episode das Leben eines Menschen verbessert wird. Mancher hatte zuvor keinen Kontakt mit der queeren Community, hatte vielleicht Vorbehalte oder Vorurteile.
So zum Beispiel der sechsfache Vater und Freikirchler aus der ersten Staffel, der zwei Jobs hat, nur drei Stunden pro Nacht schläft und mit seiner Familie ein winziges, vollgestopftes Haus bewohnt. Oder der spröde, einsilbige junge Rinderfarmer aus der sechsten Staffel, der schon morgens am Gatter Bier trinkt und von einer Familie träumt.
Dass ihnen die überschäumend lebensfreudige Art und die Verspieltheit der fünf Coaches fremd, wenn nicht sogar suspekt sind, ist augenfällig. Doch die «Fab Five» finden Zugang zu jedem und verabschieden sich nach ein paar Tagen als Freunde. So geht respektvolles Zusammenleben.
Nachdem die Autorenperson Kim de l'Horizon kürzlich von Kindern mit Eiern beworfen wurde, appellierte sie öffentlich an Eltern, ihren Kindern beizubringen, dass es in Ordnung ist, anders zu sein. «Queer Eye» bietet Eltern einen Steilpass für einen einfachen Gesprächseinstieg.
Mehr Wertschätzung geht nicht
Die fünf erfolgreichen Experten für Mode, Schönheit, Ernährung, Inneneinrichtung und Lebenshilfe begegnen den Hilfe suchenden Kandidatinnen und Kandidaten nicht mit einer abschätzigen Haltung, wie es aus anderen Fernsehformaten bekannt ist.
Wie das Publikum mit der Zeit erfährt, haben sie selbst je schwierige Zeiten durchlebt und mit Abwärtsspiralen und Katastrophen ihre Erfahrungen gemacht. Dazu gehören Obdachlosigkeit, Drogenabhängigkeit, Missbrauch und Rassismus.
Wertschätzender als die «Fab Five» kann man einem Gegenüber gar nicht begegnen. Ihre liebevolle Art ist wohltuend und vorbildlich und die Botschaft, dass jede Person es verdient, geliebt zu werden, wichtig.
Gender was?
Gerade im Wahljahr sei «Queer Eye» allen empfohlen. Denn Gender ist ein verknorztes Thema geworden, verpolitisiert und aufgeheizt. Die SVP verbindet in ihrem Parteiprogramm die Begriffe Gender und Terror. Seit längerem sorgt das Gendern, etwa der Einsatz von Gendersternen, für hitzige Debatten.
Der Juni ist LGBTQ-«Pride-Month». Zahlenmässiger Höhepunkt der Events in der Schweiz ist der Demonstrationszug der Zurich Pride, einer politischen Manifestation der queeren Community der gesamten Schweiz.
Der Umzug findet am Samstag, 17. Juni in der Stadt Zürich statt. Infos: zurichpridefestival.ch
Der Juni ist LGBTQ-«Pride-Month». Zahlenmässiger Höhepunkt der Events in der Schweiz ist der Demonstrationszug der Zurich Pride, einer politischen Manifestation der queeren Community der gesamten Schweiz.
Der Umzug findet am Samstag, 17. Juni in der Stadt Zürich statt. Infos: zurichpridefestival.ch
«Queer Eye» holt das Thema Gender auf den Boden zurück: Das soziale Geschlecht ist hier keine verkopfte Streitfrage, sondern gelebte Realität.
Ganz selbstverständlich trägt etwa der langhaarige Jonathan Van Ness Bart, Rock und hochhackige Schuhe – und schult auch mal Farmer und Feuerwehrmänner in Körperpflege («Sonnenschutz! Täglich!»).
Life-Coach Karamo, der für alles Psychologische zuständig ist, macht in der aktuellen Serien-Staffel jungen Männern einer Studentenvereinigung klar, dass es keineswegs unmännlich ist, mit anderen über eigene Probleme und Gefühle zu sprechen. Nach einer emotionalen Gesprächsrunde umarmen sich die Studenten («Group hug!»).
Geschlechtsidentität ist ein Spektrum, Rollenverhalten antrainiert. Kurz: «Queer Eye» zeigt ohne Aufhebens einen Ausschnitt gelebter Vielfalt. Das bildet und nimmt Druck aus dem Thema.
Die Kraft der Gemeinschaft
Die TV-Show zeigt: Arbeit am Selbst muss nicht im stillen Kämmerlein geschehen. Es braucht nicht zwingend ein Journal, in das täglich geschrieben wird, um ein besserer Mensch zu werden. Man muss auch nicht morgens um fünf aufstehen, um noch produktiver zu sein.
Die Kraft der Veränderung ist für die «Fab Five» in jedem von uns angelegt, manchmal braucht es einen Anstoss von aussen. So soll die Show auch verstanden werden: als Anstoss. Zu meinen, das teils sehr problembehafteten Leben der Kandidatinnen und Kandidaten seien nach fünf Tagen mit den Coaches aufgeräumt, wäre illusorisch.
Doch wie die Coaches als Team am stärksten sind, sorgt das Format dafür, dass auch die Figuren einer Episode am Schluss nicht allein zurückgelassen werden.
Zum Ende gibt es den Moment, in dem Freundinnen, Freunde, Verwandte oder Teammitglieder von der Arbeit dazustossen und Zeugen der Veränderung werden. Sie nehmen die veränderte Person wahr und werden damit zu Verbündeten, die helfen, sie weiterzutragen. Allein geht es nicht besser. Und Hilfe anzunehmen, ist keine Schande.
Emotionen!
Bei «Queer Eye» geht es emotional zu und her. Die Kandidatinnen und Kandidaten weinen häufig zweimal – zuerst, wenn sie über ihre Probleme sprechen, und später, wenn sie als bessere Version ihrer selbst in ihr aufgehübschtes Zuhause zurückkehren und überwältigt sind vor Glück.
Öfter kommen auch einzelnen oder allen «Queer Eye»-Mitgliedern die Tränen, meist vor Rührung. Und vor dem Bildschirm wird zum Schluss der Episoden erst recht geweint und geschnäuzt ob all dieser überbordenden Glücksgefühle. Schöner und kathartischer kann Weinen nicht sein.