«Das Transsein kann man nicht ändern, es ist einfach so. Man kann nur ändern, wie man damit umgeht.» Elias D. (33) ist ein Transmann und hat vor seiner Geschlechtsangleichung eine Tochter zur Welt gebracht. Die Moderatorin Sylwina Spiess hat ihn für das Format «sichtbar» einen Tag begleitet.
Die öffentliche Wahrnehmung und Anerkennung von Transmenschen in der Schweiz wächst. Transmenschen wie Elias werden immer sichtbarer und sprechen über ihre Wünsche und Ängste. Dennoch gibt es immer noch offene Fragen zum Thema. Blick beantwortet die wichtigsten.
Wie viele Transmenschen gibt es?
Laut internationalen Studien sind 0,33 bis 0,7 Prozent der Bevölkerung transsexuell. Demzufolge leben in der Schweiz zirka 40'000 Transmenschen. Laut der Plattform Transgender Network Switzerland gehen andere Schätzungen von deutlich höheren Zahlen aus; so könnten bis zu drei Prozent der Bevölkerung trans sein.
Was sind Gründe für eine Geschlechtsangleichung?
«Der einzige Grund ist das Vorliegen einer Geschlechtsinkongruenz. Das ist, wenn die empfundene Geschlechtsidentität nicht mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt», sagt David Garcia Nuñez (47), Leiter Innovations-Focus Geschlechtervarianz am Universitätsspital Basel.
Welche Arten von Geschlechtsangleichungen gibt es?
Bei der medizinischen Geschlechtsangleichung gibt es zwei Arten: Invasive und Nicht-invasive. Bei den nicht-invasiven handelt es sich um hormonelle Behandlungen. Invasive Interventionen sind chirurgische Eingriffe im Brust- und Genitalbereich.
Ab welchem Alter wird eine operative Geschlechtsangleichung durchgeführt?
Operationen werden erst ab 18 Jahren durchgeführt. In Ausnahmefällen kann es vorkommen, dass transmaskuline und nicht-binäre Personen vor diesem Zeitpunkt im Brustbereich operiert werden (Mastektomie). «In der Schweiz ist das ausserordentlich selten», sagt Garcia.
Welche Geschlechtsangleichungen werden am häufigsten durchgeführt?
Laut Richard Fakin (41), Chirurg an der Ocean Clinic für Plastische und ästhetische Medizin, werden mehr Geschlechtsumwandlungen von Männern zu Frauen durchgeführt.
Wer übernimmt die Kosten?
Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie können mit einem krankheitswertigen Leiden verbunden sein. Deshalb übernimmt die Krankenkasse die Kosten.
Welche Bedingungen braucht es für eine körperliche Geschlechtsangleichung?
«Eine medizinische Geschlechtsangleichung ist ein therapeutischer Prozess, der ein Leiden zu beseitigen versucht», sagt Nuñez. Die einzige «Bedingung», die jemand erfüllen muss, um zu dieser Therapie zu kommen, ist, dass die Person tatsächlich dieses Leiden aufweist und über alle möglichen Lösungen informiert wurde, so dass sie sich selbstständig zu einer Therapie entscheiden kann. Transitionen sind allerdings komplexe Prozesse, die gut verstanden werden wollen. Daher bedarf es, dass die Behandlungssuchenden hinsichtlich der zu treffenden Entscheidungen urteilsfähig sind.
Wo werden Geschlechtsangleichungen durchgeführt?
Es gibt zurzeit drei öffentliche Spitäler, die eine Geschlechtsangleichung durchführen: die Universitätsspitäler Basel, Zürich und Lausanne. Zudem gibt Privatkliniken wie die Ocean Clinic in Zürich.
Seit wann dürfen Personen ihr Geschlecht gesetzlich ändern lassen?
Seit dem 1. Januar 2022 ist es in der Schweiz einfacher, den Geschlechtseintrag im Personenregister zu ändern. Wer jünger als 16 ist, braucht nebst einer Begründung das Einverständnis der Eltern. Laut BFS wurden 2022 bei den Schweizer Zivilstandesämtern 1171 Geschlechtsänderungen registriert.
Dürfen Transmenschen heiraten?
Seit Juli 2022 können gleichgeschlechtliche Paare in der Schweiz heiraten oder ihre eingetragene Partnerschaft in eine Ehe umwandeln lassen. Die Geschlechtsänderung im Personenstandsregister hat keine Auswirkungen auf bestehende familienrechtliche Beziehungen.
Können Transpersonen Kinder haben?
Einige gebären oder zeugen Kinder, bevor sie sich als trans identifizieren oder ihr Comingout haben. Wie im Fall von Elias (33), der vor seiner Geschlechtsanpassung eine Tochter gebar. Andere Paare wiederum entscheiden sich gemäss der Plattform Transgender Network Switzerland für eine Adoption oder nehmen ein Pflegekind bei sich auf.
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