Xenia Tchoumi über ihre Familie im Kriegsgebiet und ihre Wurzeln in Russland
«Mein Onkel wurde in der Ukraine zu den Waffen gerufen»

Xenia Tchoumi hat Familie in der Ukraine und Wurzeln in Russland. Eine beängstigende und schwierige Situation für die Schweizer Unternehmerin.
Publiziert: 11.03.2022 um 10:24 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2022 um 11:39 Uhr
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Xenia Tchoumi hat ukrainische und russische Wurzeln.
Foto: Peter Gerber

In der Ukraine tobt Wladimir Putins (69) Krieg. Während Millionen Menschen auf der Flucht sind, ihre Heimat hinter sich lassen mussten, kämpfen andere um eben solche. Ukrainerinnen und Ukrainer, die keine militärische Ausbildung haben, wurden an die Waffen gerufen.

Einer davon ist der Onkel von Xenia Tchoumi (34). «Ich habe noch einen Onkel mütterlicherseits, der in der Ukraine ist und zu den Waffen gerufen wurde», erzählt die Influencerin, die sowohl russische als auf ukrainische Wurzeln hat, im Interview mit «Schweizer Illustrierte». Das sei beängstigend. «Ich mache mir Sorgen um meine Mutter, eine Ukrainerin, denn ihr Bruder ist dort drüben. Ich versuche, jeden Tag mit ihr zu sprechen.»

«Ein Tropfen auf den heissen Stein»

In dem Interview spricht Tchoumi über die Hilflosigkeit, die sie umtreibt. «Egal, was ich im Laufe des Tages tue, um mich von den Geschehnissen abzulenken, im Hinterkopf habe ich ein Gefühl von tiefer Traurigkeit.» Sie habe das Gefühl, dass Spenden und Hilfe für Flüchtlinge nur ein Tropfen auf den heissen Stein seien. «Dadurch fühle ich mich ein wenig machtlos.»

Xenia Tchoumi wurde 1984 als Xenia Tchoumitcheva im russischen Magnitogorsk geboren, wuchs aber seit ihrem fünften Lebensjahr im schweizerischen Lugano TI auf. Darum sind ihre persönlichen Kontakte nach Russland und in die Ukraine beschränkt: «Ich kenne nicht viele Menschen in den Konfliktgebieten. Das Leben meiner Familie und auch mein Leben spielte sich seit frühester Kindheit immer in Westeuropa ab, so dass ich mich als Schweizer-Italiener identifiziere», so Tchoumi.

Grosse Sorge um die Familie

Ihre Sorge gelte besonders ihrer Familie. «Sie sind traurig, genau wie ich. Ich mache mir mehr Sorgen um sie, als um meine Gefühle, denn für sie ist es viel persönlicher. Sie sind mit den beiden Ländern verbunden, also können Sie sich vorstellen, wie verwirrend und erschreckend das ist. Sie sind völlig schockiert, wütend und traurig, denn sie haben immer noch persönliche Bindungen zur Ukraine und zu Russland und kennen Menschen dort drüben.»

Ein Ort, der Xenia Tchoumi besonders beeindruckt hat, ist die ukrainische Hauptstadt Kiew, die sie zum letzten Mal vor zehn Jahren besuchte. «Kiew ist eine kultivierte Stadt voller Schönheit, wunderbarer Architektur und einem reichen historischen Hintergrund. Mir blutet das Herz, wenn ich nur daran denke, was dort im Moment vor sich geht.»

Anfeindungen auf Social Media

In ihrem Beruf als Influencerin fühlt sich die Unternehmerin im Anbetracht der Lage im Kriegsgebiet zerrissen, sagt sie. «Es ist schwierig, denn auf der einen Seite möchte ich nur helfen und meine Stimme für die richtigen Dinge erheben. In diesem Fall sind es für mich die unschuldigen Menschen. Es geht um den Schutz des Lebens.»

Auf der anderen Seite könne sie mit ihrem Job nicht einfach aufhören. «Arbeit ist für mich eine Art Therapie.»

Wegen ihrer russischen Wurzeln und ihrer Präsenz in den sozialen Medien musste Xenia Tchoumi in den vergangenen Wochen einiges einstecken. Der Krieg, so sagt sie, könnte Menschen verängstigen und wütend machen, zu einem irrationalen Verhalten verleiten. «Zum Beispiel auf Influencer losgehen, die einfach nur ihren Job machen. Wir brauchen in Zeiten wie diesen mehr Liebe, Freundlichkeit und Einigkeit.» (grb)

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