«Wir lagen uns in den Armen, wir waren so berührt»
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Christina Surer hilft:«Wir lagen uns in den Armen, wir waren so berührt»

Rennfahrer-Paar Christina Surer und Martin Tomczyk hilft privat
10'000 Pakete für ukrainische Flüchtlinge

Wenn Menschen in Not sind, hilft das Rennfahrer-Paar Christina Surer und Martin Tomczyk, wo es kann. Gemeinsam mit Freunden und Nachbarn haben sie eine riesige private Hilfsaktion für Kriegsflüchtlinge gestartet. Die Hilfsgüter sind bereits vor Ort.
Publiziert: 10.03.2022 um 00:19 Uhr
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Das Rennfahrer-Paar Christina Surer und Martin Tomczyk: Ukrainischen Kriegsflüchtlingen zu helfen, ist für sie eine Herzensangelegenheit.
Foto: MATTHIAS WILLI
Flavia Schlittler

Es begann im Kleinen. «Unsere Nachbarn riefen dazu auf, ihnen Pakete für ukrainische Flüchtlinge zu bringen», erzählt die Basler Rennfahrerin und Moderatorin Christina Surer (47). Mit klaren Angaben, was vor Ort gebraucht werde: Babynahrung, Kleider und Hygieneartikel. «Doch dann kam die Mitteilung, die Hilfsbereitschaft sei so überwältigend gross, sie könnten nichts mehr annehmen.»

Surer wollte sich mit ihren Kindern Emily (9) und Lio (6) ein eigenes Bild machen. So spazierten sie letzten Donnerstag von ihrem Wohnsitz im deutschen Rosenheim zum nahe gelegenen Pferdehof von Nicole (44) und Stefan Heilmaier (61), dem zweifachen Karate-Weltmeister – ein Paar, das Surer vorher nicht kannte. «Ich wollte von ihnen persönlich wissen, was wir tun können.»

Schnell sei klar geworden, dass es an weiteren Fahrern und Lastwagen fehlt. «Ich nahm mein Telefon in die Hand und mobilisierte alles, was ich konnte. Viele weitere Pakete und Fahrer, die ich teils mit einem Freund privat bezahlt habe.» Mit ihren Kindern, die sehr hilfsbereit waren, verstaute sie die Kartons in die Lastwagen.

12 Stunden lang mit 15 Lastwagen bis nach Bratislava

Auch ihr Gatte, der deutsche Rennfahrer Martin Tomczyk (40), gab Gas. Er mietete zusätzliche Lastwagen und fuhr am Sonntagmorgen mit einem Freund im 15 Lastwagen starken Konvoi in Richtung Bratislava: «Die meisten Fahrer kannten sich nicht, doch wir hatten alle das eine Ziel – die Güter gut und so schnell es geht vor Ort zu bringen. Das hat einen sehr schönen Zusammenhalt gegeben.»

Zwölf Stunden später kam der Spendentross in der slowakischen Hauptstadt an. «Erst gingen wir an einen Ort, der Hilfsgüter annahm, doch da herrschte Chaos. Einige Serben kamen auf uns zu und gaben sich als ukrainische Flüchtlinge aus, um mit uns zurückfahren zu können. Die Situation war erschreckend.» Sie hätten sich dann mit einem privaten Hilfswerk zusammengetan, von dem sie wussten, dass die Hilfe direkt zu den ukrainischen Flüchtlingen gelangt.

Auf die private Hilfsaktion wurde auch das Gesundheitsministerium aufmerksam

85 Tonnen in 10'000 Paketen luden sie während vier Stunden mit freiwilligen Helfern in einer Halle ab. «Es war sehr emotional. Alle packten mit an, es war ein wunderbares Miteinander», so Tomczyk. Darauf ist auch das Gesundheitsministerium aufmerksam geworden. «Eine so grosse private Spendenlieferung hätten sie noch nie erlebt, darüber will nun auch die dortige Presse schreiben», so der Rennfahrer.

Gestern Morgen um drei Uhr ist er nach weiteren zwölf Stunden Fahrt und rund 1200 gefahrenen Kilometern wieder zu Hause angekommen. Er sei müde und erfüllt, sagt er zu Blick. Das Ehepaar plant bereits weitere Aktionen. «Zu helfen ist das Mindeste, was wir tun können», so Christina Surer, die weitere Sammlungen organisiert. Besonders wichtig sei für sie, ihre Kinder bei diesen Aktionen zu integrieren. «Ihnen die momentane Welt zu erklären, ist sehr schwierig – über Krieg zu sprechen, noch mehr. Was sie verstehen, ist, für Menschen da zu sein, die in Not sind.»

Zudem ist Christina Surer ist dabei abzuklären, ob sie eine ukrainische Familie bei sich aufnehmen könnte. «Für meinen Mann, unsere Kinder und mich ist diese Hilfe eine Herzensangelegenheit.»

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