«Ich will keine Kinder – ich wollte sie nie haben»
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Xenia Tchoumi ganz ehrlich:«Ich will keine Kinder – ich wollte sie nie haben»

Unternehmerin Xenia Tchoumi will keine Kinder
«Als Mann würde ich nicht halb so viele Anfeindungen erhalten»

Sie ist erfolgreich, verliebt und glücklich – ohne Kinderwunsch: Unternehmerin Xenia Tchoumi spricht im Interview mit Blick darüber, warum sie sich gegen ein Leben mit Kindern entschieden hat und mit welchen Vorurteilen sie kämpft.
Publiziert: 07.03.2024 um 21:03 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2024 um 23:14 Uhr
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Xenia Tchoumi lebt, liebt und arbeitet in London.
Foto: Getty Images

Zu einem glücklichen Leben gehören Kinder, so die gängige Meinung. Besonders junge Frauen, die sich dagegen entscheiden, Nachwuchs zu haben, müssen diese sehr persönliche Entscheidung zu oft rechtfertigen. So auch Unternehmerin Xenia Tchoumi. Die Tessinerin lebt und arbeitet erfolgreich in London und führt seit vielen Jahren eine glückliche Beziehung. Da wäre es doch mal an der Zeit, über Kinder zu nachzudenken, findet ihr erweitertes Umfeld. Nein, findet Tchoumi. Sie hat sich dazu entschieden, kinderfrei zu leben. Die Unternehmerin musste aufgrund ihres Entschlusses schlimme Anfeindungen über sich ergehen lassen, einige behaupteten, sie habe psychische Probleme. Auf Tiktok hat sich Tchoumi eindrücklich gewehrt – und spricht mit Blick noch einmal ausführlich über ihre Entscheidung und wieso es so wichtig ist, sich als Frau Gehör zu verschaffen. 

Blick: Xenia Tchoumi, warum haben Sie sich dagegen entschieden, Kinder zu haben?
Xenia Tchoumi: Ich hatte schon mein Leben lang im Hinterkopf, dass ich keine Kinder möchte. Ich liebe mein Leben wirklich und habe nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Falls ich Kinder hätte, wäre ich nicht so glücklich, wie ich es jetzt bin. Ich würde mich auf jeden Fall dazu verpflichtet fühlen, mein ganzes Leben den Kleinen zu widmen – und weil ich alles im Leben korrekt tun möchte, würde ich auch hier nicht halbherzig handeln. Kinder zu haben, würde eine 180-Grad-Wende bedeuten. Das möchte ich nicht. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich glaube fest daran, dass Familie und Liebe der Grundstein des menschlichen Lebens sind – aber Kinder sind nicht der einzige Weg, dieses Glück zu erreichen. Es geht mir darum, frei entscheiden zu können.

Welchen Einfluss haben gesellschaftliche Normen in Bezug auf Familiengründung auf Sie?
Das Patriarchat nimmt eine starke Rolle ein, wenn es darum geht, die Rolle der Frau zu definieren. Ich bin mir sicher: Als Mann würde ich nicht halb so viele Anfeindungen erhalten. Genau deswegen ist es als Frau so wichtig, sich Gehör zu verschaffen. 

Sie leben seit langem in einer glücklichen Beziehung. Wie steht ihr Partner dazu, kinderfrei zu leben?
Er wusste seit unserem ersten Date darüber Bescheid – und hat es akzeptiert. Es ist unfassbar wichtig, als Paar bei solchen Entscheidungen auf derselben Wellenlänge zu sein. 

Was sind die häufigsten Vorurteile, mit denen Sie sich auseinandersetzen müssen?
Beispielsweise, dass ich doch bestimmt noch meine Meinung ändern würde, solange ich jung bin. Damit würdigt man nicht nur meine Meinung herab – es ist auch einfach sehr unanständig. Dann gibt es natürlich noch Beleidigungen wie: «Du hättest nie geboren werden sollen» oder dass ich irgendwann mit vielen Katzen zu Hause alleine ende. 

Die Follower-Millionärin

Xenia Tchoumi (gebürtig Tchoumitcheva) ist längst nicht mehr nur die Vize-Miss-Schweiz von 2006. Die gebürtige Russin, wuchs in Lugano TI auf, lebt in London und ist erfolgreich als Unternehmerin und hat sich mit ihren über zwei Millionen Followern ein florierendes Business als Influencerin aufgebaut.

Xenia Tchoumi (gebürtig Tchoumitcheva) ist längst nicht mehr nur die Vize-Miss-Schweiz von 2006. Die gebürtige Russin, wuchs in Lugano TI auf, lebt in London und ist erfolgreich als Unternehmerin und hat sich mit ihren über zwei Millionen Followern ein florierendes Business als Influencerin aufgebaut.

Wie gehen Sie mit diesen Vorurteilen und Kommentaren um?
Einige beantworte ich anständig. Andere Kommentare sind so schlimm, dass eine Diskussion keinen Sinn ergeben würde. Ich neige dazu, sie online öffentlich zu machen – damit andere Menschen diese Absurdität sehen. Vor uns liegt noch ein langer Weg, wenn es darum geht, in dieser Gesellschaft eigenständig zu entscheiden.

Und wie reagieren Sie, wenn sie Menschen fragen, wann es denn bei Ihnen so weit mit den Kindern ist?
Ich sage: «Nie», warte auf die Reaktion – und schiesse zurück. 

Was denken Sie generell darüber, dass die Gesellschaft sich in die Lebensentscheidungen von Frauen einmischt?
Ich habe mir alles selbst erarbeitet, ich bin unabhängig, ich verdiene meine Brötchen selbst – und trotzdem existieren noch so viele Vorurteile. Ich bin davon überzeugt, dass bei uns Frauen alle Arten von Entscheidungen repräsentiert werden müssen. Es gibt nicht den einen, richtigen Weg, das Leben zu bestreiten. Wir sollen uns frei entscheiden können – ohne, dass Druck auf uns ausgeübt wird oder krass über uns geurteilt wird. 

Wie geht ihr enger Familienkreis damit um, dass sie sich gegen Kinder entschieden haben?
Meine Familie war zuerst überhaupt nicht glücklich darüber, sie haben mir über Jahre Druck gemacht. Meine Entscheidung hat zu vielen Diskussionen und auch Brüchen geführt – dabei wollte ich nur geliebt und für meine Entscheidungen respektiert werden. Irgendwann hat das dann geklappt – nach langer Zeit und vielen Erklärungen. Zum Glück verstehen wir uns jetzt grossartig. 

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