«Ich wollte die Welt entdecken, verschiedene Länder und Kulturen kennenlernen – und später einmal eine Familie gründen», erzählt eine junge Frau Kurt Aeschbacher (75). Sie heisst Tanja Kewan, ist heute 34 – und wähnte sich vor 13 Jahren abrupt am Ende ihrer Träume. Zwei Wochen nach ihrer Hochzeit sei bei Kewan während einer Routineuntersuchung Brustkrebs festgestellt worden, «der Tumor hatte bereits die Grösse eines Tennisballs und Metastasen in der Lunge gebildet.» Die Bernerin war damals erst 21.
Fünf Jahre später, ihre Tochter ist gerade mal einen Monat alt, wird bei Kewan Leukämie festgestellt. Heute gilt sie glücklicherweise als geheilt. Es sind Geschichten und Schicksale wie diese, die TV-Legende Aeschbacher zu seiner neuen Podcast-Reihe «Nachgefragt» motiviert haben. Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) galt Krebs 2020 unter Männern und Frauen noch immer als zweithäufigste Todesursache in der Schweiz – auch, wenn die Forschung schnell voranschreitet. Nicht zuletzt deshalb fordert der Berner Moderator, dass wir «neu über Krebs denken».
Blick: Wussten Sie vor dem Gespräch mit Tanja Kewan bereits, was für eine tragische Geschichte auf Sie zukommt?
Kurt Aeschbacher: Ich konnte mich grundsätzlich auf das Gespräch vorbereiten. Als ich dann jedoch einer strahlenden, sympathischen jungen Frau und glücklichen Mutter gegenübersass, die ohne Anklage ihre dramatische Krankengeschichte darlegt, stellte sich für mich beim Zuhören die Frage, wie sie das alles ausgehalten hat – umso mehr, weil sie selber auf der Onkologie in der Pflege gearbeitet hat und aus Erfahrung wusste, was nach dem überstandenen Brustkrebs die Diagnose Leukämie bedeutete. Im Gespräch mit ihr wurde mir klar, wie wichtig in so einer Situation der Überlebenswille und das Umfeld sind. Das Schicksal von Tanja Kewan ist unglaublich und zutiefst berührend. Aber besonders eindrücklich sind die Zuversicht und die Lebensfreude, die sie für mich ausstrahlt und damit uns allen klarmacht, wie wertvoll jeder Tag ist, den man als gesunder Mensch leben darf. Tanja ist für mich eine Lektion in Demut und Dankbarkeit.
Mich hat Kewans Geschichte nachhaltig beschäftigt – und ich stelle mir das auch für einen erfahrenen Journalisten wie Sie herausfordernd vor.
Es bringt den Zuhörerinnen und Zuhörern nichts, wenn ich bei schwierigen Gesprächen in Tränen ausbreche. Es geht mir nie um Voyeurismus, sondern um ein ehrliches Interesse an den Gedanken und Gefühlen des Gegenübers. Ob das nun eine Pflegeperson, eine Betroffene oder eine Ärztin ist. Und darum, den Zuhörern einen Einblick in andere Lebenssituationen zu geben. Das soll durchaus empathisch geschehen, aber immer auch mit professioneller Distanz.
Kurt Aeschbacher ist einer der bekanntesten Schweizer TV-Moderatoren. Der Berner studierte Wirtschaft an der örtlichen Universität und arbeitete ab 1981 als Redaktor und Moderator beim Schweizer Fernsehen. Über Formate wie «Karussell» lancierte er 2001 seine eigene Sendung «Aeschbacher», die bis 2018 ausgestrahlt wurde. Seit 2012 gibt er das Magazin «50plus» heraus.
Kurt Aeschbacher ist einer der bekanntesten Schweizer TV-Moderatoren. Der Berner studierte Wirtschaft an der örtlichen Universität und arbeitete ab 1981 als Redaktor und Moderator beim Schweizer Fernsehen. Über Formate wie «Karussell» lancierte er 2001 seine eigene Sendung «Aeschbacher», die bis 2018 ausgestrahlt wurde. Seit 2012 gibt er das Magazin «50plus» heraus.
Sie fordern in «Nachgefragt», dass wir unsere Denkweise über die Krankheit ändern sollen. Wieso?
Dank der Fortschritte in der Forschung und neuen Therapieformen ist Krebs längst nicht mehr ein Todesurteil, sondern inzwischen in der Mehrheit der Fälle eine chronische Krankheit und häufig je nach Krebsart auch heilbar. Diese Erkenntnis möchte ich in unseren Gesprächen vermitteln.
Dazu haben Sie viel Expertise in der Krebsforschung und bei Onkologen eingeholt. Und in deren Worten schwingt eine gewisse Positivität mit.
In meinen Begegnungen besonders mit Onkologen geht es darum, mehr über die Behandlungsmöglichkeiten rund um die Krankheit Krebs zu erfahren. Dabei wird mir immer wieder klar, wie dankbar wir sein dürfen, in unserem Land über engagierte, perfekt ausgebildete Ärzte und hauptsächlich ein hervorragendes Gesundheitswesen zu verfügen. Auch wenn dieses Versorgungsniveau seinen Preis hat. Wären wir zufällig in irgendeinem Entwicklungsland geboren, sähe unsere Lebenserwartung anders aus.
Das Thema Lebenserwartung scheint Sie sowieso zu bewegen – mit Gesundheit im Alter haben Sie sich schon in Ihrem Blick-Podcast «ZwägHochZwei» auseinandergesetzt. Woher rührt dieses Interesse in letzter Zeit?
Zum Teil ist es ein Zufall, wenn ich für die Moderation von Gesundheitsthemen angefragt werde. Aber sicher hat mein Interesse an dieser Thematik auch mit dem eigenen Alter zu tun. Mit bald 76 beschäftige ich mich persönlich mit der Tatsache, dass ich im besten Fall im letzten Viertel meines Lebens stehe. Die verbleibende Zeit bewusst zu geniessen und dafür zu sorgen, möglichst lange gesund zu bleiben, ist ein Ansporn, mich vertieft mit solchen Fragen auseinanderzusetzen. Ich betrachte es als ein Privileg meines Berufs, dass ich mich in dieses Gebiet einarbeiten kann und meine Neugier sozusagen öffentlich ausleben darf.
Sie haben bereits in früheren Gesprächen angetönt, dass Sie beim Thema Gesundheit begonnen haben, umzudenken – inwiefern?
Ich achte vielmehr auf einen gesunden Lebensstil, esse massiv weniger Fleisch und mehr frisch zubereitetes Gemüse, bewege mich mehr und gönne mir einen längeren Schlaf. Daneben sorge ich mit Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Proteinen, dass der Körper auch im Alter in einem guten Gleichgewicht bleibt.