Stefanie Heinzmann war in der Kinderpsychiatrie
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Selbstverletzung und Anorexie:Stefanie Heinzmann war in der Kinderpsychiatrie

Stefanie Heinzmann spricht über Zeit in Kinderpsychiatrie
«Ich fand es cool, immer dünner zu werden»

In jungen Jahren kämpfte die Walliserin Stefanie Heinzmann mit Selbstzweifeln. Dies ging so weit, dass sie sich selbst begann zu verletzen und letztendlich in eine Psychiatrie einwies.
Publiziert: 18.09.2020 um 20:06 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2020 um 08:04 Uhr
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Stefanie Heinzmann litt in ihrer Jugend unter grossen Selbstzweifeln.
Foto: Nathalie Taiana

Die Walliser Sängerin Stefanie Heinzmann (31) hatte in ihrer Jugend mit starken Selbstzweifeln zu kämpfen. Sie fing an, sich selbst zu verletzen und geriet in eine Essstörung.

Mit Tanja Gutmann (43) spricht sie im «#Mental»-Interview erneut offen über die schwerste Zeit ihres bisherigen Lebens, die sie bereits im Mai antönte.

«Ich mag nicht mehr leben»

Begonnen habe diese mit einem Bandscheibenvorfall. Heinzmann war damals 16 Jahre alt. «Es war eine Zeit, in der alles zusammenkam», sagt sie. Die ganze Situation hätte sie überfordert.

Diese emotionale Überforderung machte sich auch äusserlich bemerkbar, sie fing an, sich selber zu verletzen. «Ich hatte den Impuls, mich zu kratzen, wenn ich überfordert war.» Weshalb, kann sie sich bis heute nicht wirklich erklären. «Ich konnte es nicht kontrollieren. Es war wie ein Zwang, irgendetwas anderes zu spüren als die Überforderung.»

Sie fügt an: «In solchen Situationen wäre ich am liebsten aus meiner Haut gefahren und gar nicht mehr hier gewesen.» In einem ihrer Tagebücher stehe sogar: «Ich will nicht sterben, aber ich mag nicht mehr leben.» Als sie diese Zeilen Jahre später wieder entdeckt habe, sei sie erstaunt darüber gewesen. Selbstmordgedanken habe sie nämlich nie gehabt. Dies habe sie aus reiner Verzweiflung aufgeschrieben.

«Hatte das Gefühl, ich sei das Letzte auf diesem Planeten»

Die Sängerin aus Visp VS driftete in eine Essstörung ab. Zuerst habe sie wegen den Rücken-Medikamenten weniger Appetit gehabt. Zudem sei sie wegen Schulstress oft gar nicht zum Essen gekommen. Doch mit der Zeit entschied sie sich immer öfters bewusst gegen das Essen. Innert nur zwei Monaten nahm sie 13 Kilogramm ab. «Ich fand es plötzlich ganz cool, abzunehmen. Zu merken: Ich werde immer dünner», sagt sie.

Ihre damaligen Selbstzweifel begünstigten die Sucht. «Es gab Phasen, in denen ich mich verabscheute. Ich hatte das Gefühl, ich sei das Letzte auf diesem Planeten. Ich bin hässlich und doof, nichts wert, und ich kann auch nichts.»

Mit 17 Jahren bemerkte sie ihren Kontrollverlust und wies sich selbst in eine psychiatrische Kinderklinik ein. «Ich habe sehr früh gemerkt, dass ich Hilfe brauche. Ich glaube, für mich war es wichtig, Verantwortung zu übernehmen.»

Die Zeit dort sei intensiv gewesen. Die Fachkräfte hätten zu ihr gesagt, sie müsse am Anorexie-Programm teilnehmen, wenn sie keine Fortschritte mache. Da sie dies auf keinen Fall wollte, habe sie sich enorm angestrengt. Manchmal sei sie aber trotzdem rund zwei Stunden vor dem Teller gesessen.

Als sie anfing, das Essen ganz klein zu verschneiden, machte sie Fortschritte. «Wenn du so kleine Stücke isst, gehen sie besser runter», so Heinzmann. Später habe sie auch das Besteck weggelassen: «So ass ich alles, auch Salat und Nudeln, mit den Händen.»

«Der Arzt schnitt mich zweimal auf»

Nach ihrem dreimonatigen Psychiatrieaufenthalt liess sie sich am Rücken operieren. «Das war für mich wie eine Neugeburt», so die Sängerin. «Es wurde mir plötzlich sehr bewusst, wie schön sich ein Körper ohne Schmerz anfühlt.»

Doch im Jahr 2008 hatte sie ein Rückschlag. Nachdem sie eine Castingshow von Stefan Raab (53) gewonnen hatte, zwang sie ein erneuter Bandscheibenvorfall nochmals in den Operationssaal. Sie erinnert sich: «Der Arzt schnitt mich zweimal auf und hat zweimal gesagt: ‹Ein halbes Jahr länger und du wärst im Rollstuhl.›»

Heute ist die Sängerin mit sich im Reinen und dankbar für die schwierige Zeit. Sie habe dadurch viel gelernt. Dieses Wissen möchte sie nun auch anderen mit auf ihren Weg geben: «Es wird immer eine Lösung geben und einen Weg. Auch wenn es in dem Moment wirklich unvorstellbar ist.»

Sie betont: «Ich fühle mich jetzt mega wohl in meinem Körper. Ich bin an einem Punkt angekommen, an dem ich mich wirklich schön fühle.» (frk)

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