400 Kinder dürfen wieder zur Schule
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Hannes Schmid in Kambodscha:400 Kinder dürfen wieder zur Schule

Starfotograf Hannes Schmid hilft Menschen in Not
Vom Liebling der Stars zum Lebensretter in Kambodscha

Der Starfotograf hat nach seiner Pensionierung in Kambodscha ein Hilfswerk gegründet und einen Campus aufgebaut. Mit viel Herzblut will er den Menschen eine bessere Zukunft ermöglichen.
Publiziert: 25.12.2023 um 11:07 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2024 um 16:57 Uhr
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Hannes Schmid gilt als einer der bekanntesten Fotografen des Landes. Nachdem er ...
Foto: zVg
Irene Lustenberger
Glückspost

Er hat Rock-Grössen wie Abba, Queen, Rolling Stones und Status Quo fotografiert und den «Marlboro Man» inszeniert: Hannes Schmid (77). Doch eine Begegnung, die sein Leben verändern sollte, machte der gebürtige Toggenburger 2012 in Thailand. «Ich sah an einem Strassenrand ein Mädchen. Es hatte ein Tuch vor dem Gesicht und bettelte um Geld. Als ich ihm ein paar Münzen gab, zog es das Tuch weg. Sein Gesicht war von Narben übersät. Ich war schockiert.» Als er mit dem Mädchen sprechen will, erklärt ihm jemand, dass es eine Bettelpuppe sei und aus Kambodscha komme. «Ihr Vater hat ihr mit einem Schweissbrenner das Gesicht verbrannt, damit sie mehr Geld nach Hause bringt.»

Schmid ist derart aufgewühlt, dass er die 13-Jährige in ein Waisenhaus in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh bringt. Dort erfährt er, dass jedes Jahr 250 bis 300 Kinder – die meisten davon Mädchen – das gleiche Schicksal erleiden und diese auf einer Müllhalde leben. «‹Was du da siehst, ist noch viel schlimmer›, wurde mir gesagt», erinnert sich Schmid. Zwei Tage später zieht er auf die Müllhalde und lebt ein Jahr lang dort. «Ich wollte den Menschen helfen und habe Reis, Milchpulver und Mineralwasser gekauft. Und für die Kinder kaufte ich Schuluniformen, Turnschuhe und Rucksäcke, weil ich sie in die Schule schicken wollte.» Doch die Mehrheit der Lehrer ist schlecht ausgebildet und kann die eigene Sprache weder lesen noch schreiben.

«Wir kämpften mit Rückschlägen»

Der frühere Starfotograf muss feststellen, dass er diesen Menschen so nicht helfen kann. Die Lösung: «Ich musste die Leute aus den Slums holen und ihnen Arbeit geben.» Aus 9 Hektaren wurden 150.
Also gründet Schmid 2014 mit dem einheimischen Anwalt Sokleap Ngon das Hilfswerk Smiling Gecko. Rund 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt kauft er neun Hektaren Land und beginnt mit Ackerbau, Viehwirtschaft und Fischzucht. «Doch am Anfang kämpften wir mit Rückschlägen.» Die Fische sterben, die Hühner legen keine Eier, das Gemüse wächst nicht. Schmid weiss sich aber zu helfen. Er wendet sich an landwirtschaftliche Organisationen in der Schweiz, die ihm Fachleute zur Seite stellen.

Dank seiner Ideen wächst das Projekt laufend. Heute ist der Smiling Gecko Campus 150 Hektaren gross. Auf den Feldern wachsen Früchte und Gemüse, Hühner und Rinder werden gehalten und Fische aufgezogen. Es gibt eine Schreinerei, eine Metzgerei und eine Bäckerei. Eine Schlosserei befindet sich im Bau. «Wir bilden Leute aus, damit sie auf eigenen Beinen stehen können», erklärt Schmid. Das meiste wird für den Eigenbedarf produziert, aber auch an die Bevölkerung in der Region verteilt, die noch immer unter den Folgen der Corona-Pandemie leidet. «Im Prinzip habe ich den Ort meiner Kindheit, Stein im Toggenburg, nachgebaut. Dort gab es die Schule, Handwerk, Landwirtschaft und ein Restaurant», sagt Schmid.

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Arbeit für 380 Personen

Die 2017 eröffnete Schule wird von rund 460 Schülern besucht. Das Schulsystem umfasst Kindergarten, Primar- und Sekundarschule sowie die Vor- und die Hochschule. Ist ein Kind ab der Vorschule, sprich ab drei Jahren dort, erhält es eine insgesamt 15-jährige, zweisprachige Bildung. Am Rand des Campus liegt das Farmhouse Resort. 34 Zimmer verteilen sich auf mehrere Bungalows. Es hat zwei Swimmingpools, einen Spa und mehrere Restaurants. «Das Fine Dining Restaurant gehört zu den besten Restaurants in Asien», sagt Schmid stolz. Insgesamt bietet der Campus 380 Personen Arbeit. Rund sieben Monate pro Jahr ist Hannes Schmid in Asien und wohnt in einem Häuschen auf dem Campus.

Seine Frau Hilary und seine Kinder Anna (23) und Max (20) leben in der Schweiz. «Ich bin jetzt 77 und kann nicht mehr ständig hin- und herpendeln», sagt Schmid. «Und Smiling Gecko braucht mich.» Dies vor allem, um Spendengelder zu generieren und das Projekt selbsttragend zu machen. Die grösste Einnahmequelle ist das Hotel. Ist dieses zu etwa 75 Prozent ausgelastet, kann die Schule querfinanziert werden. Wenn Schmid erzählt, merkt man schnell, wie viel Herzblut er in sein Projekt steckt.

«Ich gebe nicht auf»

Auch wenn ihn die Verantwortung manchmal belastet und er in den letzten Jahren mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, denkt er nicht ans Aufhören und setzt neue Ideen um. So soll bald ein Kulturhaus eröffnet werden, eine Mittelschule ist ebenfalls geplant. «Einerseits hänge ich an meiner Familie und meiner Heimat. Andererseits ist Smiling Gecko meine Lebensaufgabe. Ich gebe nicht auf, bis die Zukunft gesichert ist», sagt Hannes Schmid.

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