Bei ihren Kochkünsten gerät sogar Andreas Caminada (42) ins Schwärmen, er ist nicht der erste Schweizer Spitzenkoch, der von Mariya Un Noun (28) begeistert ist. Dass es die junge Frau aus den Slums von Kambodscha zur Spitzenköchin geschafft hat, grenzt schon fast an ein Wunder. Nachgeholfen hat dabei Hannes Schmid (71), der Fotokünstler engagiert sich dort seit Jahren für die Ärmsten mit seinem Hilfswerk Smiling Gecko.
«Wer im Slum aufwächst, kann noch so viel Talent haben. Wenn man keine Chance hat, nützt das nichts.» Das Schicksal von Mariya schien bereits besiegelt. Ihre Mutter war so arm, dass sie ihr Mädchen an eine reiche Familie als Dienstmagd verkaufte. Als sich der Hausherr an der Zwölfjährigen vergehen wollte, gelang Mariya knapp die Flucht. Um die Schulden der Mutter zu bezahlen, arbeitete die junge Frau in einer Kleiderfabrik für 30 Dollar im Monat und wurde schliesslich zwangsverheiratet.
Bei den besten Köchen lernen
Sechs Jahre ist es her, dass Mariya zu Smiling Gecko gekommen ist, Lächeln hat sie erst hier gelernt. Mit ihrem intuitiven Können fiel sie in der Küche bald auf, was folgt, ist ein modernes Märchen. Zum ersten Mal in ihrem Leben steigt Mariya in einen Flieger und kann ihr Handwerk bei den besten Köchen der Schweiz verfeinern: Franck Giovannini (45) vom legendären Hôtel de Ville in Crissier VD, Widder-Chef Tino Staub (36) und zuletzt auch Andreas Caminada vom Schloss Schauenstein.
Besonders beliebt sind ihre Kampot-Pfeffer-Shrimps, der Pfeffer aus Kambodscha gehört zu den besten und teuersten der Welt, das Salz stammt aus den Salinen des Landes. «Es ist schade, dass man unsere Küche im Ausland nicht kennt, das möchte ich ändern», sagt Mariya. Jetzt entsteht aus ihren Rezepten eine eigene Produktelinie mit den typischen Saucen, Gewürzen und auch Konfitüren aus Passionsfrucht.
Dank des unermüdlichen Netzwerkens von Schmid, verspricht auch dieses Projekt ein Erfolg zu werden. Caminada unterstützte Mariya mit seinem Team beim Verfeinern ihrer Rezepte und lobt: «Wir sind sehr stolz, zu sehen, was aus der Zusammenarbeit in Kambodscha alles entsteht, vor allem das Salz ist hervorragend.»
Karriere machen dank Smiling Gecko
Für die stilgerechte Verpackung sorgt das renommierte Atelier Oï: Was viele nicht wissen, dort entstehen direkt am Neuenburgersee Designs und Bauten für Marken wie Bulgari, Louis Vuitton bis zu USM und Victorinox – demnächst auch für Smiling Gecko. «Leisten könnten wir uns das niemals. Darum sind wir auf solche Zusammenarbeiten angewiesen», erklärt Schmid. Auch mit V-Zug hat er bereits eine Kooperation am Laufen, in Kambodscha wird eine Showküche gebaut. Damit werden sich bald nicht nur Spitzenköche von Maryia inspirieren lassen.
Das Beispiel von Maryia zeigt, wohin man es mit Talent, Willenskraft und einer Chance bringen kann. Chancen gibt es auf der Farm von Smiling Gecko jeden Tag. Dank des unermüdlichen Engagements ist ein ganzes Dorf mit einer Farm, Fischzucht und einem Hotel entstanden, das die Existenz von 8000 Menschen sichert. In der Schule werden 300 Kinder ausgebildet, das kostet pro Kind 4000 Dollar pro Jahr. «Unser Ziel ist, profitabel zu werden», sagt Schmid. «Aber für die Ausbildung sind wir weiterhin auf Unterstützung angewiesen.»