Während hierzulande die Leute zu Hause bleiben, um die Verbreitung des Coronavirus zu stoppen, reiste Starfotograf Hannes Schmid (74) vor fünf Tagen nach Kambodscha, um für sein Lebenswerk zu kämpfen. «Die Lage ist verheerend», sagt er über die Situation im südostasiatischen Land. «Das bereitet mir schlaflose Nächte.»
Mit seinem 2012 gegründeten Hilfswerk Smiling Gecko trägt Schmid seit Beginn der Corona-Pandemie zur Linderung der Schwierigkeiten bei. «Die Wirtschaft hier ist am Boden. Der Tourismus existiert praktisch nicht mehr, Textilfabriken können wegen des fehlenden Stoffs nicht arbeiten. 70 bis 80 Prozent vom Bruttoinlandprodukt sind einfach weg. Es geht ums nackte Überleben», sagt er.
Menschen jagen im Dschungel nach Essen
Die Kambodschaner könnten sich mittlerweile nicht einmal mehr ein Kilo Reis für 90 Rappen leisten. «Manche Menschen gehen schon in den Dschungel und schauen dort, ob es was zu Essen gibt.» Deshalb gibt Smiling Gecko die Ernte von der eigenen Farm zu einem grossen Teil ab und verteilt Hilfspakete mit Nahrungsmitteln und dem Allernötigsten an Bedürftige.
Ein Lichtblick für den Wohltäter folgt bereits am nächsten Montag: Die Wiedereröffnung der Schule, in der bis zur Pandemie über 300 Schüler lesen und schreiben lernten. «Wir mussten im März wie alle anderen Schulen den Laden dichtmachen», so Schmid. «Nun können wir als eine der ersten wieder starten. Alle anderen Ausbildungsstätten folgen wohl erst 2021. Die Kinder hier brauchen mich und unsere Hilfe dringend.»
Mühsame Reise nach Kambodscha
Im Frühjahr war der für seine Aufnahmen von Musikstars und der Marlboro-Werbung weltbekannt gewordene Fotokünstler bereits viereinhalb Monate in Kambodscha. Wegen des Lockdowns gab es keine Flüge in die Heimat. Seit Juli verweilte der Zürcher wieder in der Schweiz, jetzt folgt seine nächste Reise auf die Farm, 90 Autominuten entfernt von Phnom Penh.
Für die Zeit in Kambodscha nahm Schmid einiges auf sich: «Bei meinem Hinflug musste ich zweimal in Quarantäne.» Einmal sei er am Flughafen Singapur von Beamten direkt ins Transit-Hotel gebracht worden, in dem er zwischen seinen beiden Flügen ausharrte, in Kambodscha sass er zwei Tage in einer von den Behörden organisierten Unterkunft fest. «Bewacht von Polizisten. Und wenn der Corona-Test von einem Mitpassagier positiv gewesen wäre, hätte ich 14 Tage dort bleiben müssen.»
«Kambodscha wurde um zehn bis 15 Jahre zurückgeworfen»
Mittlerweile ist Schmid auf der Smiling-Gecko-Farm angekommen, auf der er weiterhin in Quarantäne ist. «Rumlaufen darf ich schon, einfach keinen Kontakt mit anderen Menschen haben», sagt er. Wichtig sei für ihn nun, die Lage vor Ort zu stabilisieren. «Hier ist es wahnsinnig trist. Man fragt sich, wie lange das noch so gehen kann.» Schmid fürchtet um sein Lebenswerk, das seit Jahren grosszügig von Hochschulen und renommierten Firmen unterstützt wird. «Das ganze Land wurde um zehn bis 15 Jahre zurückgeworfen. Mit unserem Hilfswerk können wir einigen Menschen eine stabile Infrastruktur ermöglichen. Sei es auf der Farm, in der Schule oder im dazugehörigen Hotel.»
Spendemöglichkeiten für Smiling Gecko gibts per Paypal/Kreditkarte oder übers Postkonto 61-325384-6