Darum gehts
- Miss-Schweiz-Wahl: Glamouröses Gesellschaftsevent mit Kritik und Niedergang
- Viele Gewinnerinnen wurden erfolgreiche Moderatorinnen, Sängerinnen oder Unternehmerinnen
- 1950 erste offizielle Miss Schweiz, 2020 Pleite der Organisation
Was ist die Geschichte?
Es war das Jahr 1950, als zum ersten Mal eine Schweizerin zur schönsten Frau des Landes gekürt wurde. Edith Gerster hiess sie, kam aus dem Kanton Zürich und ist die offiziell erste Miss Schweiz. Die Miss-Schweiz-Wahlen, wie wir sie kennen, entstanden aber erst ab dem Jahr 1976 mit der Gründung der Miss-Schweiz-Organisation.
In dieser zweiten Ära wurden Missen gekrönt, die bis heute fester Bestandteil der Schweizer Unterhaltungsbranche sind. Für viele Frauen war die Wahl zur Miss Schweiz das perfekte Sprungbrett, um als Moderatorin, Sängerin, Schauspielerin, Model oder Unternehmerin durchzustarten. Denken wir nur an Brigitte Voss (65), die Miss Schweiz 1981/82, die als spätere Ehefrau von Gotthard-Frontmann Steve Lee (†47) regelmässig im Blick zu sehen war. Oder an Lolita Morena (64), die ein Jahr später zu Miss Schweiz gewählt wurde. Morena sorgte mit ihrer Ehe mit Lothar Matthäus (63) für Furore. Heute ist sie als Tierschützerin aktiv.
Der Titel Miss Schweiz war in vielen Fällen das Ticket, um – auch ohne prominenten Ehemann – zum Star zu werden. Silvia Affolter (60), die den Titel 1984 gewann, wurde Journalistin und Unternehmerin. Stéphanie Berger (47), Miss Schweiz 1995, machte Karriere als Comedienne. Melanie Winiger (46) hat bis heute als Model, Moderatorin und Schauspielerin Erfolg, Linda Fäh (37) ist gefragte Schlagersängerin und Christa Rigozzi (41) ist nicht mehr aus der Schweizer Show- und Medienszene wegzudenken. Die Tessinerin gilt als die erfolgreichste Miss Schweiz aller Zeiten und ist auch heute noch gut im Geschäft.
Warum war die Miss-Schweiz-Wahl wichtig für die Schweiz?
Die Miss Schweiz Wahl war eines der wichtigsten Gesellschaftsevents der Schweiz und brachte schmerzlich vermissten Glamour ins Land. Die gewählten Frauen wurden gefeiert, hofiert, porträtiert und bewundert. Sie füllten schweizweit Titelseiten. Und die Fotostrecken der «Schweizer Illustrierte», die am Morgen nach der Wahl aufgenommen wurden, sind bis heute Kult. Legendär sind die Motive der Siegerinnen in der Badewanne.
Es gab aber auch negative Stimmen. Besonders die Bikini-Durchgänge gerieten immer häufiger in die Kritik. Die Zurschaustellung der Frauen als Objekt wurde zum Reizthema und galt ab den Nullerjahren als nicht mehr zeitgemäss. Spätestens als das Schweizer Fernsehen 2011 entschied, die Wahl nicht mehr Live am TV zu übertragen, ging es mit der Miss Schweiz Wahl bergab. Die Besitzer Christoph Locher (73) und Karina Berger (56) verkauften die Rechte an Millionär Guido Fluri (58). Doch auch er konnte nicht mehr an die glanzvollen Zeiten anknüpfen. Die letzten Miss-Schweiz-Besitzer Angela Fuchs (50), Iwan und Andrea Meyer setzten die Wahl dann endgültig in den Sand. Am 12. November 2020 vermeldete Blick: «Die Miss-Schweiz-Organisation ist pleite!»
Was ist seither geschehen?
Nach dem Aus machte die Miss-Schweiz-Organisation nur noch Negativschlagzeilen. Die CEO und einstige Mitbesitzerin Angela Fuchs klagte kurz nach der letzten Wahl gegen ihre einstigen Geschäftspartner Iwan und Andrea Meyer. Unbefugte Datenbeschaffung, Misswirtschaft, Nötigung und Urkundenfälschung sowie Bevorzugung eines Gläubigers lauteten die Vorwürfe. Vorher erkannte sie Jastina Doreen Riederer (26), der letzten Miss Schweiz 2018, noch ihren Titel ab. Die Geschwister Meyer wurden 2024 verurteilt. Sie kauften zwar die Markenrechte zurück, doch die Webseite Miss.ch ist bis heute inaktiv. So hat die Schweiz zwar keine Miss-Wahl mehr, aber immerhin einen handfesten Skandal.
Die neue Reihe «Blick zrugg» erzählt historische Momente der Schweiz seit der Gründung von Blick 1959 in neuer Form. Wir zeigen dir, was damals passiert ist und wie der Blick darüber berichtet hat. Gleichzeitig ordnen wir das Geschehnis ein und bilden ab, was sich seither getan hat.
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