Am 14. April 1984 gewann Silvia Affolter die Wahl zur Miss Schweiz. In den letzten 40 Jahren wurde sie Mutter, hat ein Unternehmen gegründet und geheiratet. Auch wenn es um sie ruhiger geworden ist, sorgte sie im letzten Jahr mit ihrem Privatleben wieder für Schlagzeilen. Am Freitag wurde sie 60 Jahre alt.
Blick: Wie würde Ihr Boulevardtitel über sich lauten?
Silvia Affolter: Die Unterschätzte.
Weshalb?
Grundsätzlich wirst du als ehemalige Miss Schweiz immer unterschätzt. Alles nur schöne Fassade, denken viele. Der Vorteil der temporären Popularität schlägt oft ins Negative um. Nach der Krone keine Bohne. Nichts geht mehr. Vermeintlich. Tatsache ist, dass ich beruflich wie auch privat immer meinen Weg gegangen bin, und der war nie der einfachste. Ich hatte nie Angst, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Aber darum bin ich dort, wo ich bin und was ich bin. Eine unabhängige, selbständige Frau.
Es ist 40 Jahre her, seit Sie mit 20 zur Miss Schweiz gekürt wurden. Ihre schönste und Ihre schrecklichste Erinnerung?
Der Empfang bei mir zu Hause in Zürich-Leimbach war überwältigend, fast wie die Krönung eines Schwingerkönigs. Nur dass ich statt einem Kranz und einem Muni eine Krone und 1000 Franken erhielt. Das war für mich eine enorme Summe. Als Vergleich: Damals hätte ich bei meinem Studentenjob bei McDonald's rund 181 Stunden oder 22 Tage am Bräter verbringen müssen, um diesen Betrag zu verdienen. Ich blicke mit Freude auf diese Zeit zurück, und es erfreut mich, wenn ich heute darauf angesprochen werde. Die positiven Erinnerungen überwiegen, während die schlechten längst verblasst sind.
Wünschen Sie sich eine Rückkehr der Miss-Wahl?
Klar, wir könnten die Miss-Wahl zurückbringen! Aber anstatt der klassischen Bikinirunde machen wir eine «Wer kann am besten die Welt retten?»-Challenge. Mit Diversität, inklusiven Kategorien und Fokus auf Persönlichkeit und Fähigkeiten könnten wir nicht nur Schönheitsköniginnen krönen, sondern gleich ganze Superheldenteams!
Es war lange ruhig um Sie. Vor einem Jahr sorgten Sie durch die Trennung von Ihrem Ehemann Ronald Sauser wieder für Schlagzeilen. Sprechen Sie heute über die Gründe?
Nein, immer noch nicht. Öffentliche Abrechnungen sind nicht mein Ding, das würde nie aufhören. Ich bin jemand, der persönliche Angelegenheiten grundsätzlich diskret behandelt. Ich kenne den Mechanismus der Medien. Lieber erinnere ich mich an die schöne gemeinsame Zeit. Mehr dazu gibts nicht zu sagen. Ausser, dass wir mittlerweile geschieden sind.
Wie fühlt es sich für Sie an, mit 60 Single zu sein?
Klingt so, als sei ein Single eine Beulenpest. Und in Kombination mit 60 ein qualvolles Todesurteil. Echt jetzt! Es ist ein bewusster Entscheid. Ich fühle mich gesund und voller Energie und sehe das Alter als eine Zahl, die keine Bedeutung für mein Wohlbefinden hat. Meine Generation hatte unendlich viele Chancen, und sie hat viele positive Entwicklungen geprägt, auch wenn manche Jungen das heute nicht so sehen. Ich schätze die Zeit, in der ich aufwachsen durfte.
Silvia Affolter und die Männer. Ein Kapitel für sich.
Mein Sohn, meine Arbeit und meine Unabhängigkeit hatten bei mir immer oberste Priorität. Da hatte ich immer glasklare Vorstellungen und Ziele. Bei den Männern habe ich mir den Luxus erlaubt, nur auf mein Herz und meine Hormone zu hören. Ich bin die Letzte, die Beziehungstipps geben darf, aber wenn ich das Rad der Zeit zurückdrehen könnte, dann würde ich viel mehr Zeit und Verstand in die Auswahl des bestmöglichen Lebenspartners investieren.
Silvia Affolter kam am 26. Juli 1964 als Tochter eines Schweizers und einer Spanierin zur Welt. Zwanzig Jahre später hat sie nicht nur die Matura in der Tasche, sondern auch das Krönchen als Miss Schweiz auf dem Haupt. Sie war Reporterin und Moderatorin bei verschiedenen TV-Stationen. 1996 wird die Zürcherin Mutter von Sohn Noël. 2001 gründet sie ihr eigenes Unternehmen im Bereich TV-Produktionen mit Sitz in Herrliberg ZH. Heute unterstützt sie KMU in Marketing- und PR-Fragen und betätigt sich für das Schweizerische Rote Kreuz.
Silvia Affolter kam am 26. Juli 1964 als Tochter eines Schweizers und einer Spanierin zur Welt. Zwanzig Jahre später hat sie nicht nur die Matura in der Tasche, sondern auch das Krönchen als Miss Schweiz auf dem Haupt. Sie war Reporterin und Moderatorin bei verschiedenen TV-Stationen. 1996 wird die Zürcherin Mutter von Sohn Noël. 2001 gründet sie ihr eigenes Unternehmen im Bereich TV-Produktionen mit Sitz in Herrliberg ZH. Heute unterstützt sie KMU in Marketing- und PR-Fragen und betätigt sich für das Schweizerische Rote Kreuz.
Wie verbrachten Sie Ihren 60. Geburtstag?
Wie jeden anderen Tag. Glücklich und voller Dankbarkeit, mit langen Spaziergängen am Strand von Sylt, wo ich gerade in den Ferien bin. Abends ging es mit Herzensfreunden in eine Bude auf ein Bierchen. Es war sehr lustig, aber nichts Spektakuläres. 60 Jahre sind keine Leistung, aber ein grosses Glück, dies gesund erreicht zu haben.
Haben Sie Mühe, älter zu werden?
Im Gegenteil. Endlich weiss ich, wer ich bin, was ich will. Okay, hätte ich auch etwas früher wissen können, aber ich akzeptiere jedes Fältchen, das ich mir hart erarbeitet habe. Und diese Fältchen haben im besten Fall auch ein bisschen mit Weisheit zu tun. Ab 60 kannst du vielleicht keine Buchstaben aus der Nähe mehr erkennen. Dafür aber die Idioten aus der Ferne.
Wie viel und was investieren Sie in Ihre Schönheit?
Ich ernähre mich bewusst, bewege mich oft draussen und gehe früh schlafen. Kraft- und Koordinationstrainings sind ein Muss. Den Geist trainiere ich mit Meditation und auserlesenen Büchern. Das wäre die Standard-Antwort. In Wahrheit ist es viel einfacher: Einfach mit offenen Augen die Welt betrachten.
Wie wichtig ist Ihnen Luxus?
Luxus ist für mich weniger eine Frage von Bling-Bling als vielmehr eine Frage der Lebenshaltung. Freiheit ist Luxus. Die Freiheit zu haben, meine Zeit sinnvoll zu verbringen, frei zu denken und zu handeln. Die Freiheit, die Beulenpest bewusst in Kauf zu nehmen, um das Leben zu führen, das ich will.
Was bereuen Sie in Ihrem Leben?
In meinem Leben gibt es Dinge, die ich vielleicht anders hätte machen können, aber ich glaube nicht an das Konzept des Bedauerns. Jede Entscheidung hat ihren Platz in der grossen Geschichte unseres Lebens. Ich schätze die Reise und die Lektionen, die sie mit sich gebracht hat.
Was möchten Sie alles noch erleben?
Ich habe vieles erlebt im Medien- und Entertainmentbereich, kenne die Herausforderungen einer Unternehmerin. Gerne würde ich diese Erfahrungen weitergeben als Coach. Aber ich könnte mir auch bestens vorstellen, dass ich für eine internationale Hilfsorganisation tätig werde und vor Ort zupacke. Wie sagte Udo Jürgens? «Mit 66 Jahren fängt das Leben an». Ich denke, man kann bereits mit 60 damit beginnen.