Wenn ihr euch fragt, ob ihr euren Sonntagabend für den Schweizer «Tatort» opfern sollt, kann die Antwort nur eine sein: Auf jeden Fall. Denn das Ermittlerinnen-Duo Isabelle Grandjean, gespielt von Anna Pieri-Zürcher, und Tessa Ott, gespielt von Carol Schuler (36), hat diese Woche einen Fall im Köcher, der alles ist: Krimi, Historienfilm, Sience-Fiction-Thriller. Freundinnen und Freunde des «Tatort»-Genres werden besonders Freude daran haben, dass ein klassischer «Wer hats getan?»-Film auf sie wartet.
Im beschaulichen Zürcher Oberland werden die beiden Kommissarinnen zu einem Dreifachmord gerufen: Marco Tomic (Patric Gehrig, 48) tot liegt vor seinem Auto, Jakob Bachmann (Uwe Schwarzwälder, 57) mit seinem Mountainbike daneben, und im Wagen sitzt Julie Perrier (Samia von Arx). Alle drei Opfer wurden mit einer Schusswaffe hingerichtet. Augenzeugin der Tat ist die sechsjährige Ella, die sich unter ihrer ermordeten Mutter versteckt hat und von Isabelle Grandjean gefunden wird.
Die Ermittlerinnen tauschen die Rollen
Die Szenen zwischen Anna Pieri Zürcher und der jungen Schauspielerin, Maura Landert, gehen wahnsinnig ans Herz und zeigen erstmals, dass hinter der unterkühlten Kommissarin Grandjean eine warmherzige, nahezu mütterliche Ermittlerin steckt. Generell, so scheint es, tauschen Grandjean und Ott in «Blinder Fleck» die Rollen. Haftete an Tessa Ott in den vergangenen Fällen das «Problemkind»-Label, so zeigt sich Carol Schuler nun als kalkulierte, gradlinige Ermittlerin, die Flirtversuche eines vermeintlichen Ornithologen gekonnt abblockt.
Täter und Motiv für den Mord an den drei Opfern liegen die längste Zeit völlig im Dunkeln: Zum einen ist da das von Perrier und Tomic entwickelte KI-Computerprogramm «Blind Spot», das Hauptinvestor Joel Müller (Ralph Gassmann) gewinnbringend und gegen den Willen der Entwickler, in die USA verkaufen will. Zum anderen waren Tomic und Bachmann einst Mitglieder einer rechtsradikalen Organisation, die während des Kosovokrieges mordete, vergewaltigte und folterte. Bald wird klar, dass es sich bei den Kriegsverbrechern um ein Trio handelte. Lars Diemer, wunderbar gespielt von Marcus Siegner (59), wurde als Einziger für seine Taten zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Handelt es sich also um eine Tat aus Rache oder aus Geldgier. Beides veritable «Tatort»-Motive.
Wie Regisseur Tobias Ineichen (59) den Bogen zwischen der Zukunft mit künstlicher Intelligenz und der Vergangenheit mit den Grauen des Kosovokrieges spannt, ist mutig, manchmal verwirrend, macht «Blinder Fleck» aber zu dem, was dieser Zürcher «Tatort» ist: ein Krimi, der seine Zuschauenden bis zum Ende ans Sofa fesseln wird.
«Blinder Fleck», der neuste Schweizer «Tatort» läuft am Sonntag, 24. September, um 20.00 Uhr auf SRF1.
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