«Wir stehen vor dem Nichts»
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Anna Lux auf Mallorca:«Wir stehen vor dem Nichts»

Schweizerin Anna Lux über Corona-Sorgen auf Mallorca
«Wir stehen vor dem Nichts»

Die Corona-Lage auf der Ferieninsel Mallorca bleibt weiter prekär. Zu spüren bekommt das auch Anna Lux, die vor fünf Jahren auf die Balearen-Insel ausgewandert ist.
Publiziert: 31.08.2020 um 16:18 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2020 um 11:30 Uhr
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Anna Lena Horber von der Band Anna Lux vor dem leeren Strand in Mallorca. Die Insel ist nicht mehr so, wie sie einst war.
Foto: zVg
Michel Imhof

Auf den Balearen scheint sich die Corona-Lage nicht zu entspannen. Im Gegenteil: Die Fälle bleiben konstant hoch, am Donnerstag wurden 525 neue Ansteckungen gemeldet. Mit einer 14-Tage-Inzidenz von 226 Ansteckungen pro 100'000 Menschen liegen die Balearen weit über der 60er-Grenze, die das BAG festgelegt hat, um Destinationen als Risikogebiet zu definieren.

Das bekommt die Bevölkerung auf den Balearen hart zu spüren. Der Tourismus, von dem die Insel lebt, ist praktisch inexistent. Strände sind leer, Restaurants und Bars teilweise geschlossen oder wie ausgestorben. Auch die Schweizer Auswanderin auf der Insel, Anna Lux (33, eigentlich Anna Lena Horber), weiss nicht mehr wie weiter. «Wir stehen vor dem Nichts», sagt die Sängerin der nach ihr benannten Band gegenüber BLICK.

Wollten sich auf Musik konzentrieren

Ihre für September geplante Deutschland-Tournee musste die Musikerin absagen, weitere Projekte liegen auf Eis. «Wir haben unser Studio auf Mallorca, das wirklich gut lief, aufgegeben, um uns auf unsere eigene Produktion zu konzentrieren. Jetzt bezahlen wir den Preis dafür», meint sie nachdenklich.

Mit ihrem Mann und Bühnenpartner Rico (40) und den Kindern Amelie (7) und Malin (8 Monate) lebt die Sängerin in Binissalem, wo ihre Tochter auch zur Schule geht. Derzeit lebt die Auswanderer-Familie von Erspartem. «Zudem werden wir von lieben Menschen unterstützt. Von Freunden und Fans.»

Suppenküchen sind voll

Unter dem Tourismusschwund leidet die ganze Insel. «Die Suppenküchen sind voll, aber die Leute helfen einander», meint Lux. «Der Tourismus, auf den die Insel seit Jahren voll und ganz setzt, existiert in diesem Jahr praktisch nicht. Darum haben so viele Menschen hier keinen Job.» Anfangs unterstützte die Musikerin eine Putzhilfe finanziell, mittlerweile gehe das aber nicht mehr. «Ich überlege mir jeden Tag neue Dinge, wie wir hier über die Runden kommen. Ans Kellnern habe ich auch schon gedacht, aber die meisten Lokale sind ja ohnehin zu.» Eine Rückkehr in die Schweiz schliesse die Wahl-Mallorquinerin aber aus.

Warum die Corona-Zahlen auf der Balearen-Insel trotz der strengen Maskenpflicht so explodieren, kann sich Lux nicht genau erklären. Die Behörden sagen, Schuld seien vor allem Zusammenkünfte von Freunden und Familien. «Und die Spanier sind sehr herzliche Menschen, denen Umarmungen wichtig sind. Das fiel mir schon bei unserem Umzug hierher auf.» Sie könne sich deshalb vorstellen, dass Distanz-Regeln im privaten Umfeld nicht strikte eingehalten werden.

Natur kann sich erholen

Einen positiven Aspekt kann die Auswandererin der Corona-Krise aber abgewinnen. «Die Natur kann sich jetzt erholen. In den letzten Jahren war die Insel besonders im Sommer richtig vollgestopft. Das ging sogar so weit, dass ich bei einem Trip in Palma wegen des fehlenden Parkplatzes wieder nach Hause gefahren bin. Nicht mal auf dem Pannenstreifen waren noch Plätze frei.»

Jetzt hoffe sie, dass die Menschen auf der Balearen-Insel aus dieser Krise neue Ideen schöpfen. «Voll und ganz auf den Tourismus zu setzen, ist nicht nachhaltig», sagt sie. «Der Massentourismus tut der Natur hier nicht gut. Ich bin mir sicher: Wir können mit den richtigen Entscheidungen gestärkt aus dieser Krise gehen.»

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