Freudig begrüsst uns Mischling Jakob an der Haustüre. Herrchen Leonard (59) bittet ins Wohnzimmer und serviert Kaffee und Gipfeli. Die GlücksPost besucht den gebürtigen Urner in seinem Haus in der Nähe von Luzern. Auf dem Tisch liegen zahlreiche Fotos und Alben – Erinnerungen an eine fast 40-jährige Karriere als Schlagersänger und Moderator. Doch zuvor gibt es ein privates Fest: Am 3. Januar wird Leonard 60 Jahre alt.
GlücksPost: Wie feiern Sie Ihren runden Geburtstag?
Leonard: Eigentlich mag ich Geburtstage überhaupt nicht. Am liebsten würde ich zwei Wochen in Dubai untertauchen. Aber den Sechzigsten muss man ja fast feiern. Deshalb lade ich meine Familie und Freunde zum Essen ein. Und am 9. März feiere ich zusammen mit meinen Fans.
Also ein Geburtstagskonzert?
Ja, genau. Es findet im Hotel Engel in Stans statt. Ich werde einen Querschnitt meiner Lieder zum Besten geben, begleitet von Matt’s Live-Band. Monica Guhl wird einen Gastauftritt haben. Es gibt ein 3-Gang-Menü und einige Überraschungen, von denen selbst ich noch nichts weiss.
Wenn Sie sich zum Geburtstag etwas Materielles wünschen dürften und Geld keine Rolle spielte, was wäre das?
Ein Helikopter wäre nicht schlecht. Mit diesem könnte ich ohne Stau von Auftritt zu Auftritt fliegen. Aber das Parkieren würde sich wohl etwas schwierig gestalten (lacht).
Zuerst steht aber Weihnachten an. Wie feiern Sie das Fest der Liebe?
Früher trafen sich meine drei Brüder und ich jeweils bei unseren Eltern. Mein Vater, meine Mutter und mein ältester Bruder Christoph sind mittlerweile verstorben. Nun lade ich Felix und Benjamin am 25. Dezember zu mir ein. Am 24. Dezember feiere ich meistens nicht.
Möchten Sie nochmals 30 sein?
Ja. Das beste Alter eines Mannes ist zwischen 30 und 39 Jahren. Man ist bereits etwas reifer, hat Lebenserfahrung und meist schon etwas erreicht. Als ich 40 wurde, hatte ich fast am meisten Mühe.
Leonard heisst bürgerlich Carlo Schenker. Er wuchs mit drei Brüdern in Seedorf UR auf. Sein Vater war Betriebsleiter, seine Mutter Lehrerin. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Lehre bei einem Schuhhersteller zum Werbekaufmann. Mitte der 1980er-Jahre wurde er Schlagersänger, trat seither in unzähligen TV-Shows auf und tourte regelmässig durch Deutschland und Österreich. Nebenbei präsentierte er immer wieder Schweizer Unterhaltungssendungen, ist aber auch für die SRF Musikwelle als Moderator tätig. In seiner Freizeit fährt Leonard gerne Töff und treibt ausgiebig Sport.
Leonard heisst bürgerlich Carlo Schenker. Er wuchs mit drei Brüdern in Seedorf UR auf. Sein Vater war Betriebsleiter, seine Mutter Lehrerin. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Lehre bei einem Schuhhersteller zum Werbekaufmann. Mitte der 1980er-Jahre wurde er Schlagersänger, trat seither in unzähligen TV-Shows auf und tourte regelmässig durch Deutschland und Österreich. Nebenbei präsentierte er immer wieder Schweizer Unterhaltungssendungen, ist aber auch für die SRF Musikwelle als Moderator tätig. In seiner Freizeit fährt Leonard gerne Töff und treibt ausgiebig Sport.
Spüren Sie denn das Älterwerden?
Äusserlich sieht man es vielleicht nicht, beim Aufstehen merke ich es aber schon. Vor allem beim Sockenanziehen muss ich aufpassen, dass ich wieder hochkomme. Manchmal zwickt es mich am Kreuzbein und ich gehe wie ein Neandertaler. Ich kann mir momentan gar nicht vorstellen, 85 zu werden, wenn es jetzt schon überall zwickt und klemmt.
Bringt das Alter auch Vorteile?
Es heisst ja, man werde mit dem Alter gelassener und ruhiger. Davon merke ich noch nichts. Vielleicht deshalb, weil ich mich innerlich nicht wie 60 fühle. Aber mir ist heute eher egal, was andere denken. Ein Vorteil ist, dass man vielleicht noch etwas von der AHV abbekommt.
Inwiefern ist Ihr Leben so verlaufen, wie Sie es sich gewünscht haben?
Als Kind war ich grosser Fan von Monica Morell («Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an») und wollte Schlagersänger werden. Ich habe es mir damals viel einfacher vorgestellt, und rückblickend gesehen ist es schon fast ein Wunder, dass es geklappt hat. Im Kanton Uri, wo ich aufgewachsen bin, gab es keine Schlagerszene. Als 20-Jähriger habe ich mein gesamtes Erspartes in die Produktion einer Single – «Einfach davon träumen» – investiert. Und mein allererster Auftritt war im Fernsehen.
Erzählen Sie.
1985 durfte ich im «Sonntagsmagazin» bei Mani Hildebrand und Ursi Spaltenstein auftreten. Aus Unwissenheit dachte ich damals: «Du bist im Fernsehen, jetzt hast du es geschafft.» (Lacht.) Aber das war natürlich bei weitem nicht so, und es geschah lange nichts mehr.
Und dann?
Ich ging bei namhaften Produzenten in Deutschland vorsingen, und immer hiess es: «Wir melden uns wieder.» Irgendwann meldete sich dann tatsächlich jemand. Dann ging es richtig los, und ich konnte meine erste Single und die erste Schallplatte in Deutschland aufnehmen. Ab 1998 durfte ich dann im Schweizer Fernsehen die Sendung «Schlag auf Schlager» moderieren.
Wie hat sich die Schlagerszene in den vergangenen Jahrzehnten verändert?
Sie hat sich leider zum Negativen verändert. Es ist viel zu einfach geworden, Musik zu machen. Jeder, der drei falsche Töne singen kann, nimmt eine Platte auf, verbreitet diese via soziale Medien und hat sogar noch Erfolg damit. Vieles ist austauschbar geworden. Da hat zum Beispiel Helene Fischer Erfolg, und dann kommen fünfzig andere, die dasselbe machen wollen. Was sich auch geändert hat, ist, dass heute das meiste gestreamt wird und man praktisch nichts mehr verdient. Dadurch ist die Luft dünner geworden, und es wird mehr geellbögelt. Viele treten für wenig Gage auf, singen die aktuellen Hits nach, und dem Publikum gefällt es. Auf Qualität wird leider oft keinen Wert mehr gelegt. Es ist auch schwieriger, ans Publikum zu gelangen, da Schlager im Schweizer Fernsehen kaum Platz finden und im Radio nur noch bei der SRF Musikwelle.
Welches war Ihr persönlicher Höhepunkt?
Eindeutig die Zeit, in der ich «Schlag auf Schlager» moderieren durfte. Das hat mir in der Schweiz einen enormen Schub als Sänger gebracht. Vorher war ich eher in Deutschland unterwegs, weil ich einen deutschen Produzenten und eine deutsche Plattenfirma hatte. Bei «Schlag auf Schlager» konnte ich die komplette Redaktion und Künstlerauswahl der Sendung selbst machen und auch die Requisiten bestimmen. Die Sendung hat mir unglaublich viel Spass gemacht und war sehr erfolgreich. Unter anderem auch, weil die Zuschauer nahe an den Stars waren. Später durfte ich dann auf MDR die Sendung «Hit auf Hit» moderieren.
Worauf sind Sie am meisten stolz?
Dass ich mich fast 40 Jahre in diesem doch eher kurzlebigen Geschäft halten konnte und meinem Stil treu geblieben bin. Ich habe mich nie verbiegen lassen und bin auf dem Boden geblieben. Und ich habe in meinem ganzen Leben nie Drogen genommen und bin nie dem Alkohol verfallen.
Gibt es auch etwas, was Sie bereuen oder lieber nicht erlebt hätten?
Im Grossen und Ganzen hatte ich Glück, dass ich keine grossen Enttäuschungen erleben musste. Für die erste Single habe ich zwar viel zu viel bezahlt, sie hat mir aber die Türen geöffnet. Und manchmal wäre es vielleicht besser gewesen, ich hätte mich mit meiner Meinung zurückgehalten und wäre diplomatischer gewesen.
Was würden Sie dem jungen Leonard raten?
Ich würde ihm das sagen, was mein Vater immer gesagt hat: Lerne zuerst einen anständigen Beruf und mach dir nicht zu viele Illusionen, dass du von der Musik wirst leben können. Ich habe eine kaufmännische Lehre gemacht und nebenbei immer gearbeitet.
Sie stehen in der Öffentlichkeit. Spüren Sie den Druck, immer gut aussehen zu müssen?
Ja, der war immer da. Wenn man zunimmt, heisst es, man hätte einen Bauch bekommen. Und als ich innerhalb von zwei Monaten 18 Kilo abgenommen habe, hiess es, ich sehe aus wie der Tod auf Latschen. Im Nachhinein hatten diese Leute zwar recht, aber damals wollte ich das nicht hören. Oder als ich mir den Bart wachsen liess, hätte man meinen können, ich sei der erste Mann auf dieser Welt, der einen Bart hat. Auf den sozialen Medien geben halt viele ungefragt ihren Kommentar ab. Bei mir bewirkt das dann das Gegenteil, ich habe den Bart aus Trotz nicht abgeschnitten. Ich bin ja schliesslich alt genug, um selbst entscheiden zu können, was ich möchte und was nicht.
Was tun Sie für Ihre Gesundheit?
Ich gehe ins Fitnessstudio. Ich habe eine Zuckersucht, und alles, was dick macht, schmeckt mir. Würde ich keine Fitness machen, wäre ich kugelrund.
Ihr Partner Roger (47) und Sie sind seit über zehn Jahren ein Paar. Wie sieht es mit Hochzeitsplänen aus?
Da gibt es keine. Ich bin 13 Jahre älter und fände es anmassend, Roger zu fragen. Wenn, dann müsste es von ihm aus kommen. Und ganz ehrlich: Obwohl ich Schlager singe, bin ich überhaupt nicht romantisch. Wenn ich heiraten würde, dann aus juristischen oder erbrechtlichen Gründen.
Ihren Partner sieht man nie in der Öffentlichkeit. Warum?
An meinen Auftritten ist er mit dabei, und die Fans bringen ihm fast mehr Geschenke als mir. Er möchte aber nicht mit Foto in den Medien erscheinen, und das akzeptiere ich natürlich. Es gibt ja genug andere, die sich in die Öffentlichkeit drängen.
Sie waren einer der ersten Schlagersänger, der sich geoutet hat. Denken Sie, Sie wären erfolgreicher gewesen, wenn Sie mehr dem «normalen» Schwiegersohn-Image entsprochen hätten?
Ich denke schon. Ich habe zwar nie negative Erfahrungen gemacht, aber es gibt sicherlich Veranstalter, die mich nicht buchen, oder Schlagerfans, die meine Lieder nicht hören, weil ich schwul bin. Man weiss ja nie, was hinter dem Rücken geredet wird. Vielleicht hätte ich kompromissbereiter sein sollen, aber ich wollte nie dem Klischee des romantischen, kitschigen «Heile-Welt-Schlagers» entsprechen. Ich hatte auch meine Prinzipien und habe nicht alles mit mir machen lassen. Denn wenn ich jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaue, denken müsste, dass der Erfolg auf einer Lüge oder auf Selbstverleumdung basiert, könnte ich mich nicht darüber freuen.
Am 8. März erscheint Ihr neues Album «Es gibt noch Wunder». Was ist für Sie ein Wunder?
Wir begegnen jeden Tag Tausenden von Wundern, die wir aber oft gar nicht sehen. Davon handelt auch der Titelsong des Albums. Für mich grenzt es an ein Wunder, dass ich mich nun doch schon fast 40 Jahre im Musikgeschäft halten konnte.
Was gibt es über das Album zu erzählen?
Ich arbeite mit einer neuen Plattenfirma zusammen, habe aber immer noch denselben Produzenten. Deshalb bin ich meinem Stil treu geblieben, auch wenn das Album etwas moderner daherkommt. Es beinhaltet 16 Lieder, darunter zwei Balladen und drei Lieder in Mundart.
Die aktuelle Single-Auskopplung trägt den Titel «Was der Tag uns bringt». Wie sieht Ihr perfekter Tag aus?
Ein perfekter Tag ist auf jeden Fall ein Sommertag, den Winter mag ich nicht. Meist stehe ich dann früh auf und gehe mit meinem Hund Jakob laufen. Am Wochenende frühstücke ich gerne ausgiebig.
Welches war der glücklichste Tag in Ihrem Leben?
Als ich den Anruf erhielt, dass ich meine erste Platte aufnehmen darf.
Und welches war der schlimmste Tag?
Der Tag, als mein Vater gestorben ist. Papi hat mich in allen Belangen unterstützt, und er fehlt mir noch heute sehr. Ich habe ihm das Lied «Lass mir ein bisschen von Dir hier» gewidmet. Bis zu seinem Tod wurde ich von Schicksalsschlägen verschont. Aber je älter ich werde, umso mehr Mühe habe ich mit der Vergänglichkeit.
Was ist denn Ihre grösste Angst?
Alt und hilflos zu werden. Ich möchte nicht erleben, dass ich nur noch einsam im Bett liege, nichts mehr machen kann und auf Hilfe angewiesen bin. Deshalb bin ich ein grosser Befürworter der Sterbehilfe. Jeder soll selbst entscheiden dürfen, wann er gehen will.
Als Sänger sind Sie freischaffend. Wie haben Sie vorgesorgt?
Ich habe nie über die Stränge geschlagen. Ich kaufe zwar gerne Kleider, lebe aber nicht auf grossem Fuss. So habe ich nie besonders teure Autos gefahren und besitze auch kein grosses Haus.
Was wünschen Sie sich fürs neue Jahr, privat und beruflich?
Beruflich natürlich, dass ich mit dem Album möglichst viele Menschen erreichen kann und es ihnen gefällt. Privat in erster Linie Gesundheit.
Haben Sie einen unerfüllten Traum?
Ich würde sehr gerne ein eigenes Schlager-Musical auf die Beine stellen. Mit richtig schönen Liedern und einer Geschichte, die bei den Zuschauern tief unter die Haut geht. Denn ich finde, dass bei vielen Musicals die Musik oft nur mit einer eher dünnen Story verbunden wird.
Wo sehen Sie sich mit 80?
Auf der Bühne wohl nicht mehr.
Denken Sie ans Aufhören?
Ich habe vor kurzem einen neuen Vertrag unterschrieben. Wie lange ich noch auf der Bühne stehe, hängt in erster Linie davon ab, wie sich die Schlagerszene entwickelt. Wenn sie noch unpersönlicher wird und gute Musik nicht mehr geschätzt wird, dann ist es Zeit, aufzuhören. Ich verstehe die Künstler nicht, die mit 80 noch auf der Bühne stehen, statt das Leben noch etwas zu geniessen.
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