Schlagerstar Leonard eine Woche nach dem Tod seines Bruders Christoph S. (†61)
«Es wird Zeit brauchen, bis die Wunden geheilt sind»

Er erlebt derzeit ein Wechselbad der Gefühle: Schlagerstar Leonard verlor letzte Woche seinen geliebten Bruder. Nun freut sich der schwule Sänger aber über das Ja zur Ehe für alle.
Publiziert: 26.09.2021 um 16:31 Uhr
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Schlagerstar Leonard erlebt aktuell eine Zeit im Gefühls-Chaos.
Foto: StefanPeter.ch

Schlagerstar Leonard (57) durchlebt derzeit eine schwere Zeit. Vor einer Woche verstarb sein Bruder Christoph S.* (†61) unerwartet durch einen Stromschlag. Der Schmerz sitzt bei Leonard noch immer tief. «Ich bin dabei, das alles zu verarbeiten», sagt der Musiker im Interview mit Blick. «Es wird seine Zeit brauchen, bis die Wunden geheilt sind.»

Der Titel seines am Freitag erschienenen 27. Albums («Lachen und Weinen») könnte nicht besser zur aktuellen Lage passen. Am Abstimmungssonntag freut er sich nun über das Ja zur Ehe für alle. «Das zaubert mir ein grosses Lachen aufs Gesicht», meint Leonard.

Mit Coming-out auf Blick-Titelseite

Er gehörte zu den ersten Schlagerstars, die öffentlich zu ihrer Homosexualität standen. Der gebürtige Urner outete sich im Jahr 2000 als schwul und löste damit grosse Schlagzeilen aus. Dem Blick war die Meldung damals sogar eine Titelseite wert. «Ich war total erschrocken über das Medienecho», erinnert sich der Schlagerstar. «Die Angst vor den Reaktionen verunsicherte mich.»

Heute weiss der Musiker: Sein Statement zu seinem Gefühlsleben kam praktisch durchs Band gut an. «Ich stand am Wochenende nach den Schlagzeilen in einem ländlichen Dorf im Aargau auf der Bühne und hatte vor dem Auftritt Angst, wie das Publikum wohl reagieren würde», erzählt er. «Die Gedanken waren aber unbegründet, die Anwesenden feierten wie gehabt oder sogar noch mehr.» Nur vereinzelte anonyme Drohbriefe habe er erhalten. «Aber wenn etwas ohne Absender ist, nehme ich das nicht ernst.»

Stalkerinnen waren froh, dass er schwul ist

Seine weibliche Anhängerschaft sei ihm treu geblieben: «Sogar Stalkerinnen, die mich verfolgten, waren froh, dass ich schwul bin. So gab es keine andere Frau an meiner Seite, mit der sie mich teilen mussten.»

Heute lebt Leonard mit seinem Partner Roger (43) in einem ländlichen Dorf im Kanton Luzern, seit acht Jahren sind die beiden ein Paar. Läuten nach dem Ja zur Ehe für alle auch die Hochzeitsglocken? «Geplant ist nichts, ich bin kein Romantiker», meint Leonard. «Wenn wir heiraten, dann aus praktischen Gründen.»

Heirat nur aus rechtlichen Gründen vorstellbar

Der Todesfall seines Bruders habe ihm aufs Neue gezeigt, wie wichtig die rechtliche Absicherung sei: «Wenn mir etwas zustossen würde, wäre Roger vom Gesetz her schlecht gestellt. Eine Eheschliessung würde dies ändern.» Durch das Ja zur Ehe für alle ist das bald auch möglich. «Es wurde auch höchste Zeit, dass die homosexuelle Liebe endlich gleichgestellt wird», so Leonard. «Auch wenn ich jetzt nicht direkt zum Standesamt renne: Wir verdienen die gleichen Rechte, auch für die zukünftigen Generationen. Damit es in zehn Jahren überhaupt kein Thema mehr ist, wenn jemand homosexuell ist.»

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