«Uns live zu sehen, ist ein Erlebnis»
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Blick war beim Konzert dabei:«Uns live zu sehen, ist ein Erlebnis»

Rockband Velvet Two Stripes sieht sich mit Sexismus konfrontiert
«Ich höre mir sonst keine Frauenbands an, aber ihr seid noch gut»

Die Schweizer Rockband Velvet Two Stripes spricht mit Blick zum Tour-Auftakt über ihre Erfahrungen mit Sexismus in der Musikindustrie.
Publiziert: 25.10.2023 um 00:12 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2023 um 14:49 Uhr
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Die Schweizer Rockband Velvet Two Stripes ist seit rund zehn Jahren im Musikbusiness.: Bassistin Franca Mock, Gitarristin Sara Diggelmann und Sängerin Sophie Diggelmann (v. l. n. r.).
Foto: Philippe Rossier
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Aurelia SchmidtRedaktorin People

Sie gehören zu den erfolgreichsten Rockbands der Schweiz: die St. Galler Frauenband Velvet Two Stripes, bestehend aus den Schwestern Sophie (29) und Sara (32) Diggelmann und ihrer Freundin Franca Mock (30). Mit ihrem vierten Album «No Spell for Moving Water» schlossen die Musikerinnen erst kürzlich ihre Schweiz-Tournee erfolgreich ab und machen jetzt Deutschland und Österreich unsicher. Für Blick werfen die drei Frauen einen kritischen Blick auf Sexismus in der Musikbranche.

Gute Musik oder Frauen-Bonus?

«Früher hiess es immer: Die haben eh nur Erfolg, weil sie Frauen sind», erinnert sich Sängerin Sophie Diggelmann an die Anfänge der Band. Aussagen wie diese hätten sie damals verunsichert. «Wir haben uns gefragt, ob wir wirklich gute Musik machen, oder nur gebucht werden, weil man uns geil findet.» Kommentare wie «Ich höre mir sonst keine Frauenbands an, aber ihr seid noch gut» hätten ihr Übriges zur Verunsicherung der drei Rockerinnen beigetragen.

Das Problem mit dem Sexismus zog sich auch bei Plattenfirmen weiter: «Wir haben ein Label angefragt, und die meinten, sie könnten uns nicht unter Vertrag nehmen, weil sie schon eine ähnliche Frauenband hätten», erzählt Bassistin Franca Mock. Ihre Kollegin Sara Diggelmann fügt an: «Wenn man bedenkt, dass dort mehrere Männerbands verpflichtet sind, ist das schon problematisch.»

«Früher waren wir über jeden Gig froh»

Heute noch müssen die Velvet Two Stripes feststellen, dass sie weniger wegen ihres Talents für Gigs angefragt werden als vielmehr, weil Festivals die Frauenquote erhöhen wollen. Da machen die Rockerinnen nicht mehr mit, wie Mock klarstellt: «Früher waren wir über jeden Gig froh. Heute überlegen wir uns, wo wir auftreten wollen.» Es sei ein Privileg, aussuchen zu können, welches Konzert sie spielen wollen, und ihre Auftritte an Bedingungen knüpfen zu können. «Wenn wir ein Konzert spielen, achten wir darauf, dass in der Vorband mindestens eine ‹Finta›-Person ist. Das ist uns wichtig.» «Finta» ist die Abkürzung für Frauen, intergeschlechtliche Personen, nichtbinäre, trans sowie agender Menschen.

Velvet Two Stripes muss man live erleben

Obwohl die Band auch Erfolge ausserhalb der Schweizer Landesgrenzen feiert, seien die Musikerinnen längst nicht an einem Punkt, an dem sie von ihrer Musik leben können. Und auch von Streaming-Plattformen halten die Velvet Two Stripes nicht viel. «Unsere Herzen schlagen für Live-Konzerte. Das sind immer besondere Erlebnisse.»

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