Für Influencerin Anja Zeidler (27) ist der Konsum von Kuhmilch problematisch: Es sei unnatürlich für den Menschen und die Tiere würden darunter leiden. Um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, gestaltete die Veganerin in Zusammenarbeit mit der Tierrechtsorganisation PETA ein Plakat. Darauf ist Zeidler nackt in einem Kuhstall zu sehen. Mit einer Pump-Maschine wird ihr Milch abgesogen, während man ihr ihr Baby wegnimmt. Das Plakat sollte gut sichtbar in Zürich am Limmatplatz platziert werden.
Doch die Werbefirma Clear Channel, die digitale Werbeflächen und Plakatstellen in der Schweiz anbietet, lehnte es ab, das drastische Bild zu zeigen.
Auf Anfrage von Blick begründet Ursulina Stecher aus der Unternehmenskommunikation von Clear Channel diese Entscheidung so: «Das Sujet von Anja Zeidler für PETA erachten wir aus verschiedenen Gründen nicht als konform für ein Plakat auf unseren Werbestellen, insbesondere was die Darstellung der Frau betrifft.»
Ist das Plakat sexistisch? Anja Zeidler widerspricht: «Auf dem Plakat ist nichts anderes zu sehen als das, was täglich in der Milchindustrie abgeht: Mutterkuh und Kalb werden getrennt. Jeder Mutter würde es vor diesem Schritt grauen», so die Luzernerin. «Eine Kuh gibt nämlich – wie wir Frauen – nur dann Milch, wenn sie schwanger war.» Zeidler ist selbst Mami. Gemeinsam mit dem Ex-Fussballprofi Milan Anicic (25) zieht das Paar seine knapp eineinhalb Jahre alte Tochter Jela gross.
Anja Zeidler überrascht die Ablehnung nicht
Der Entscheid von Clear Channel überrasche sie nicht, wie sie sagt. «Die Firma sexualisiert den weiblichen Körper. Als wäre eine Frau etwas Schlimmes, dass man nicht zeigen dürfte. Aber warum musste sich Zeidler nackt zeigen? «Die Darstellung der Frau ist nichts anderes als das, was Mutterkühe tagtäglich in der Milchindustrie durchmachen müssen», sagt die Influencerin, die früher Fitness-Modell war und jetzt für Natürlichkeit plädiert.
Auch Ilana Bollag (28), die als Campaignerin für PETA Schweiz das Plakat mitentwickelt hat, ist enttäuscht vom Nein der Werbefirma: «Wir konzipieren unsere Plakate so, dass sie der Wahrheit entsprechen und nicht beleidigend sind.» Sie ist sich sicher: «Wäre eine Kuh auf dem Plakat zu sehen, würde man nichts sagen.» Anhand von Menschen wolle man verbildlichen, welches Leid die Tiere durch machen müssen. «Es soll die Leute zum Denken anregen.»
Oft werden Plakate nicht abgelehnt
Vonseiten Clear Channel heisst es wiederum, dass man die Grundrechte, insbesondere was Werbefreiheit und Meinungsäusserung betreffe, respektiere. «Werbeauftraggeber wissen, dass sie für die Inhalte ihrer Botschaft verantwortlich sind.» Trotzdem: «Durch unsere jahrelange Erfahrung kennen wir aber jene Themen, die sensibel sind und Kontroversen auslösen können.» Darum behalte man sich vor, Kampagnen innerhalb des Teams zu prüfen und ohne Angabe von Gründen abzulehnen. Oft komme das nicht vor.
Plakat sorgt für «Gänsehaut»
Trotz der Enttäuschung: Anja Zeidler kann den Entscheid der Werbefirma zum Teil nachvollziehen. «Niemand will diese Brutalität sehen.» Andererseits wäre es in ihren Augen wichtig, genau dieser ein Ende zu setzen, indem man die Menschen aufkläre. Sie wolle sich weiterhin nicht nur für Kühe, sondern für alle Tiere einsetzen. «Das geht auch ohne dieses Plakat.» Ihr sei bewusst, dass es sich um harten Content handelt, der für Gänsehaut sorge. Die Zürcher Produktionsfirma Brandertainment habe einen «genialen Job» gemacht.
Ganz vergebens war Zeidlers Fotoshoot trotzdem nicht. Sie spielt das Sujet nun auf den sozialen Medien aus. Auf Instagram folgen ihr mehr als 270'000 Menschen. «Ich möchte aufklären und zum Umdenken inspirieren.» Ihre Empfehlung als Alternative zur Kuhmilch: Hafermilch.