Was für ein Schock, wie traurig. Die Alphorn-Virtuosin Eliana Burki ist am Montag an den Folgen eines bösartigen Hirntumors mit nur 39 Jahren gestorben. Ich kann es noch gar nicht fassen.
Mein erster Gedanke war, wie sehr mir ihre Kinder Nala-Emily (4) und Frances-Lee (1) leidtun, wie sehr auch ihr Lebenspartner, der US-Schriftsteller Blas Ulibarri (49). In den mehr als zwölf Jahren, in denen ich Eliana kannte, wuchs sie mir ans Herz. Quirlig, lustig, stets strahlend und empathisch, so habe ich sie erlebt. Meine erste Geschichte über sie, schrieb ich am 14. Dezember 2011, «Ein Alphorn für Hollywood», so der Titel.
In Los Angeles wollte die Solothurnerin Fuss fassen. «Die Amerikaner sind total neugierig auf mein Instrument, weil sie noch nie ein Alphorn gesehen oder gehört haben», sagte sie. «Ich will ihnen dieses aussergewöhnliche Instrument näherbringen.» Im Laufe der Jahre wurden die Geschichten mit ihr immer vielseitiger.
Sie setzte sich für die «Ehe für alle ein», mit den Worten: «Weil Liebe grenzenlos sein soll und jeder Mensch das Recht hat, den Menschen zu lieben, mit dem er sich verbunden fühlt – egal, ob es zwei Frauen oder zwei Männer sind. Es gibt genügend andere Probleme, für die sich die Menschheit einsetzen sollte. Die Liebe soll frei und unbeschwert sein», sagte sie im September 2021 zu Blick.
Während der Schwangerschaft bekam die Vegetarierin Lust auf Bratwürste
Oft habe ich Eliana Burki, die mittlerweile in Zürich lebte, hier getroffen. Für Shootings auf einem Floss bei starkem Wind am Zürichsee. Sie lachte, auch wenn die Umstände ungemütlich waren, die Fotos oft wiederholt werden musste, da ihr die Haare ständig ins Gesicht wehten.
Stets war sie interessiert am Gegenüber. Winkte Menschen zu, die sie erkannten, hakte bei Fragen nach. Oft haben wir zusammen telefoniert, meist wurde daraus ein Blick-Artikel, zum Beispiel als sie sich zur Yogalehrerin ausbilden liess, oder an den Freilichtspielen Zermatt für das Stück «Matterhorn: No Ladies please!» auf der Bühne stand.
Manchmal haben wir auch einfach nur geredet, gelacht, uns private Geschichten erzählt – Telefonate mit einer guten Bekannten. Als sie mit ihrer Tochter schwanger war, erzählte sie mir Ende November 2018, dass sie seit 15 Jahren Vegetarierin sei, aber nun grosse Lust auf Bratwürste habe. Ein paar Mal pro Woche hat sie sich diese gegönnt. Einen Artikel dazu fand sie cool. Auf ihr Kind hat sie sich unendlich gefreut. Wenn Nala weinte, hat sie sie mit ihren Alphornklängen beruhigt.
Eliana Burki spielte in Sibiriens Frauengefängnis
Beeindruckt hat mich Burkis Auftritt anfangs Oktober 2021 in Sibiriens Frauengefängnis in Krasnojarsk, Tochter und Lebenspartner haben sie begleitet, auch in den Knast, wo Frauen wegen Mord, Drogen und Prostitution einsassen. Nala spielte mit den Kindern der Inhaftierten.«Dass ich mit meiner Musik Momente der Ablenkung und der Liebe schenken konnte, erfüllt mich mit Demut und Dankbarkeit. Die Tränen der Gefangenen werde ich nie vergessen», erzählte sie mir danach.
Eliana Burki, der bodenständige Freigeist, hütete zwei Geheimnisse, ein schönes und ein tragisches. Die Schwangerschaft mit ihrem Sohn hielt sie privat. Auf ihrer Instagramseite gab sie die Geburt von Frances-Lee am 9. Mai 2022 bekannt, entschuldigte sich, es nicht früher bekannt gegeben zu haben. «Es war so schön, die Neuigkeit für uns zu behalten» schrieb Burki.
Ihr schlimmes Geheimnis, dass sie an bösartigem Hirntumor erkrankte, hielt sie ebenfalls von der Öffentlichkeit fern.
In einem unserer letzten Telefonate schwärmte Eliana Burki, dass ihre Kinder ihr grösster Stolz seien. Sie voller Dankbarkeit sei, sie zu haben. Wie tragisch, müssen sie den Weg ohne ihre Mutter, die sie so geliebt hat, weitergehen. Ihren Kindern, ihrem Lebenspartner und ihren Liebsten wünsche ich viel Kraft, Dir liebe Eliana ein Ruhen in Frieden.