Musikerin Jaël über das Aus der erfolgreichen Band Lunik vor 10 Jahren
«Es war kein friedliches Miteinander mehr»

Offen und ehrlich spricht die einstige Frontfrau von Lunik, was zur Trennung der erfolgreichen Berner Band führte. Sie litt unter Panikattacken und Depressionen.
Publiziert: 29.05.2023 um 01:14 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2023 um 12:06 Uhr
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Die Berner Sängerin Jaël Malli geht ihren Weg als Solistin weiter.
Foto: Simon Iannelli
Anita Plozza

Sie hat aufgeräumt. Mit ihrer Vergangenheit, einer gescheiterten Liebesbeziehung zu einem Musiker und Differenzen, die zur Auflösung von Lunik, einer der erfolgreichsten Berner Bands der Nullerjahre führten. Die ehemalige Lead-Sängerin Jaël Malli (43) hat ihren Schmerz in Töne verwandelt, diese finden sich auf ihrem neuen Solo-Album «Midlife». Eine «Crisis», sprich Krise, habe sie nicht, so die Musikerin, die ihren Vornamen als Künstlername nutzt. «In einer Zeit, in der zu viele Dinge gleichzeitig auf uns einprasseln, ist es befreiend, sich aufs Sofa zu setzen und sich dem Träumen hinzugeben.»

Mit ihren Texten schaut sie zurück auf ihr Leben: «Ich werde dieses Jahr 44, habe zwei Kinder, bin verheiratet und habe mittlerweile schon 24 Jahre eine Musikkarriere hinter mir.» Ihre Songs erzählen von ihrem Leben, mit allen Höhen und Tiefen – dies sei ihr ein echtes Bedürfnis gewesen. Jaël war nach der Geburt ihres ersten Kindes eine der wenigen Frauen, die über ihr «Schreibaby» gesprochen hat und damit oft an ihre Grenzen kam. «Was ich dabei gelernt habe, ist, dass Mamadasein und Karriere unter einen Hut zu bringen, nicht einfach ist. Man tut sich Gutes, den Anspruch an Perfektion loszulassen.»

«Ich war ganz tief unten in der Dunkelheit»
14:55
Jaël Malli sehr persönlich:«Ich war ganz tief unten in der Dunkelheit»

Das Aussenseiter-Mädchen stand plötzlich im Rampenlicht

Auch thematisiert sie, dass sie als Lunik-Frontfrau unter Depressionen und Panikattacken gelitten hat und sexuelle Übergriffe erlebte. Als sie mit 18 Jahren zur Band stiess, sei sie scheues Aussenseiter-Mädchen gewesen, das plötzlich im Rampenlicht stand. «Ich habe darauf gewartet, dass jemand merkt, dass die Sängerin dieser coolen, hippen Band gar nicht so gut und cool ist, wie man dachte.»

Mittlerweile habe sie Frieden geschlossen mit allem, was da passierte. Auch der Bandauflösung vor 10 Jahren. «Wir haben uns versöhnt.» Heute empfinde sie nur Dankbarkeit für diese Zeit. «Ohne Lunik wäre ich nicht Musikerin geworden. Klar, die Trennung war nicht schön. Es ging eine Weile, bis ich Wut und Enttäuschung loslassen konnte.»

Malli und Gitarrist Luk Zimmermann (49) haben sich schon zu Beginn der Band als Liebespaar getrennt. Die Differenzen, die sie als Paar hatten, sind auch in der beruflichen Zusammenarbeit geblieben.

Die Trennung der Band sei richtig gewesen

Vor zwei Jahren seien sie zusammengesessen, hätten viel gesprochen und aufgearbeitet. Gemeinsam mit ihrem Ex-Freund schrieb sie einen Song. «Musikalisch und persönlich ist viel passiert, das ist sehr schön für mich. Dabei ist eine grosse Last von mir gefallen.» Über den Grund der Band-Trennung sagt sie: «Es kamen immer wieder andere Leute dazu, von den ursprünglichen Mitgliedern waren wir am Schluss nur noch zu dritt. Im Nachhinein war die Trennung richtig, es war kein friedliches Miteinander mehr.»

Luk Zimmermann habe inmitten der Tournee beschlossen, nicht mehr dabeisein zu wollen. «Für mich war klar, dass die Band ohne ihn nicht weiter existieren würde», so Jaël. «Heute ist alles vergessen.» Kürzlich habe er mit ihr auf der Bühne einen Song aus «Midlife» performt. Der Kreis habe sich geschlossen: «Es ist mir wichtig, am Schluss überwiegen die positiven Erlebnisse.»

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