Mit Beharrlichkeit zum Ziel
Dimitri Stapfer glänzt in der neuen SRF-Serie «Mindblow»

Der Solothurner Dimitri Stapfer zeigt sich in der neuen SRF-Serie «Mindblow» von seiner humorvollen Seite. Bekannt geworden ist er in handfesten Rollen als korrupter Fahnder in «Early Birds» oder energischer Bundesbeamter in der History-Reihe «Frieden».
Publiziert: 21.04.2024 um 12:20 Uhr
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Schauspieler Dimitri Stapfer, aufgenommen im Casino Theater Winterthur. Heute sind ihm Theater, Kino und TV gleichermassen wichtig.
Foto: Keystone
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Riesig ist der Schauspieler Dimitri Stapfer (35) mit 1,75 Meter nicht gerade. Durch seine eindringliche Präsenz erscheint er trotzdem wie ein Fels in der Brandung und kann anderen Schweizer Jungstars wie Max Hubacher (30) oder Joel Basman (34) gut das Wasser reichen. Dank seiner Körperlichkeit wirkt er unverwechselbar und einzigartig, stets wie ein Pfeilbogen bis zum Äussersten gespannt. Spätestens seit dem SRF-Quotenhit «Frieden» von 2020 ist Stapfer einem breiten TV-Publikum bekannt. Im Kino überzeugte der gebürtige Oltner im Schwulendrama «Beyto» als einsamer Schwimmtrainer, in der Bestseller-Verfilmung «Die Mittagsfrau» oder in «Early Birds» von Michael Steiner (54) als Drogenfahnder an der Zürcher Langstrasse.

Jetzt beweist Stapfer in der neuen SRF-Serie «Mindblow» (läuft ab heute bis Dienstag jeweils in einer Doppelfolge auf SRF 1), dass er auch das leichte Fach beherrscht. Im Sechsteiler von Eric Andreae (42) verkörpert er die Hauptfigur, den 20-jährigen Markus Birri, der 2003 beim «MusicStar»-Casting für seine heisere Schwester einspringt. Gegen die Aufregung schluckt er eine Beruhigungstablette, verhaut seinen Auftritt und wird als «Leider nein, Mäge» bekannt. 20 Jahre später erhält Birri auf ominöse Weise Gelegenheit, sein eigenes Ich per SMS zu warnen und sein Leben rückwirkend zu beeinflussen.

Die grosse Jugendliebe Zirkus als Basis

Der «Back to the Future»-Stoff mit Cameo-Auftritten von Baschi (37), Nina Havel (43) und Chris von Rohr (72) sprengt jegliche Gattungsgrenzen. Und führt natürlich direkt zur Frage, was Stapfer selber seinem jüngeren Ich gerne mitteilen würde, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme. Grundsätzlich ist er mit seinem Leben zufrieden und mit der Vergangenheit im Reinen, doch eines würde er sich selber raten: «Spring an dieser einen Party nicht über den Gartenzaun, du wirst es bereuen. Und bewahre deine Baggy-Pants auf. Du wirst sie in zwanzig Jahren wieder tragen.» Die Schulzeit sei ihm öde in Erinnerung geblieben. Später habe er aber realisiert, dass er vor allem im Sprachunterricht viel besser hätte aufpassen sollen.

Stapfers Werdegang zum Schauspieler ist ungewöhnlich und erklärt seine Beharrlichkeit und Ausdauer. Als Zwölfjähriger durfte er mit seiner Mutter eine Aufführung des Jugendzirkus Chnopf besuchen. «Da hat es mir gleich voll den Ärmel reingenommen, und ich habe mich für die nächste Spielzeit beworben.» Zwei Saisons lang tourte er Anfang der 2000er-Jahre im Zirkuswagen durch die Schweiz. «Ich hatte die absolute Freiheit, lernte aber auch Selbstverantwortung und musste täglich liefern. Das hat mich bis heute geprägt», sagt er rückblickend. Nach der Schulzeit begann er dann als Laie beim Theater Neumarkt in Zürich und sah dadurch sein Ziel bald konkret vor Augen. «Ich wusste: Das will ich auch machen.»

Gelernter Buchhändler und ausgebildeter Schauspieler

Auf Wunsch seiner Eltern absolvierte er zuerst eine Buchhändlerlehre, sammelte aber gleichzeitig Erfahrung auf der Bühne und in ersten kleinen TV- und Film-Rollen. Das Schauspielstudium an der Hochschule der Künste in Zürich schloss er 2014 mit dem Master ab. Im selben Jahr erhielt er für seine Darstellung des Autisten Mika in «Left Foot, Right Foot» von Germinal Roaux (48) den Schweizer Filmpreis als bester Nebendarsteller. «Doch ohne meine Theatererfahrung wäre ich nicht der Schauspieler, der ich jetzt bin», sagt Stapfer. Auf der Bühne könne er eine Figur wochenlang mit der Regie erarbeiten. Beim Film habe er diese Zeit nicht. Darum seien für ihn beide Gattungen wichtig. «Das fordert mich heraus und bringt mich weiter.» Aktuell ist er im Theater Orchester Biel Solothurn im Stück «Cyrano de Bergerac» als Christian de Neuvillette zu sehen. Stapfer verfügt auch über eigene Regieerfahrung: 2022 realisierte er den Experimentalfilm «Das Maddock Manifest». 

Bei der SRF-Serie «Mindblow» sei er vor allem durch die vielen Zeitsprünge gefordert gewesen. «Ich hatte öfters mal selber einen Mindblow, weil sich meine Figur gleichzeitig in zwei Zeitebenen bewegt und sich die Geschichte noch zusätzlich in diversen Zeitsträngen abspielt. Dieses Projekt erforderte eine minutiöse Vorbereitung der Dramaturgie, um auf dem Set den Überblick zu behalten», so Stapfer.

«I did my job!»

Schliesslich griff er auf ein simples Hilfsmittel zurück. «Ich liebe Post-its, die haben mich in diesem Projekt gerettet. Meine Wand zu Hause und mein Drehbuch waren voll davon. Mit Zeitsträngen, Jahreszahlen, Backstorys und Figurenbeschreibungen für die unterschiedlichen Realitäten. Zeitweise sah mein Zimmer aus wie bei einem verrückten Professor, der eine Zeitmaschine plant.»

Besonders anspruchsvoll sei die Eingangsszene, in der Markus Birri wegen der Beruhigungstablette high ist. «Ich hatte grossen Respekt, weil ich auf einer leeren Bühne ohne Text und nur mit einer Plakatwand als Requisit auf Kommando lustig sein musste.» Zudem hätte das ganze Team darauf gewartet, dass er sofort liefere. «Wir hatten Zeitdruck, und ich musste improvisieren. Als wir später das Replay angeschaut haben, mussten alle laut lachen, und da wusste ich: ‹I did my job!›»


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