«Ich hoffe, dass das Kino wieder kommt»
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Interview mit Mike Müller:«Ich hoffe, dass das Kino wieder kommt»

Mike Müller über die Zukunft des Kinos und seinen neuen Film
«Comebacks sind selten eine gute Idee»

Der Schweizer Schauspieler Mike Müller ist mit «Der Bestatter» der Mann der Stunde. Er verrät uns, wieso er die Serie als Film hat auferstehen lassen. Und weshalb «Giacobbo/Müller» für immer beerdigt ist.
Publiziert: 02.04.2023 um 01:02 Uhr
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Der Schweizer Schauspieler Mike Müller gibt nach dem Erfolg der SRF-Serie «Der Bestatter» sein Comeback im gleichnamigen Kinofilm.
Foto: Philippe Rossier
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Laszlo SchneiderTeamlead People-Desk

Als wir Mike Müller (59) wegen eines Orts für unser Gespräch fragen, schlägt er das Zürcher Riffraff vor. Das sei doch schön. Und ausserdem sei der Anlass für das Interview ja sein neuer Film «Der Bestatter». Darin ermittelt Müller als Luc Conrad, der mittlerweile nach Costa Rica ausgewandert ist, im Bündnerland wegen des Tods eines Hoteldirektors. Am Abend vor unserem Treffen, zwei Wochen vor Kinostart, stellt er den Film in Aarau einem ausgewählten Publikum vor. Darum nehmen wir ihm die kleine Verspätung auch nicht übel – zumal er auf seinem Velo gemächlich und mit einem charmanten Lächeln vorfährt.

Herr Müller, ich habe kürzlich den Film «The Fabelmans» gesehen. Er erzählt vom ersten Kinobesuch von Regie-Legende Steven Spielberg. Können Sie sich noch an Ihr erstes Mal Kino erinnern?
Mike Müller: Das war ein Dok-Film. Er hiess «Die längste Strasse der Welt» und handelt von der «Panamericana», die von Alaska nach Feuerland führt. Das hat mich schon sehr fasziniert: so ein grosses Bild, ein dunkler Saal und der fulminante Ton. Ich fand vor allem die amerikanischen Komödien toll. Da habe ich mir immer gedacht: «Wow, so saublöd kann man sich auf der Leinwand austoben?» Es ist unglaublich, welche Geschichten ein Film erzählen kann.

… und trotzdem gibt es viele, die behaupten, das Kino sei dem Untergang geweiht. Wir sitzen hier in einem der letzten Programmkinos der Stadt Zürich. Vor kurzem musste beispielsweise das Kino Kosmos schliessen.
Diese These ist derzeit etwas Mainstream. Was sich nicht von der Hand weisen lässt: Das Kino hat es gerade sehr schwer. Es gibt aber auch Indikatoren, die in die andere Richtung weisen und zeigen, dass eben vielleicht doch noch nicht alles zu Ende ist. Ich wäre da vorsichtig.

Was können wir tun, um so eine prestigeträchtige Kulturform wie das Kino zu retten?
Ich weiss es nicht. Klar ist: In einem kleinen Land wie der Schweiz sind wir extrem auf externe Fördergelder angewiesen – und nicht zuletzt auf gute Regisseurinnen und Regisseure, tolle Schauspielerinnen und Schauspieler und vor allem auf gute Ideen!

Gerade was Schauspieler angeht, habe ich den Eindruck, dass das Schweizer Filmschaffen international ein höheres Standing hat als auch schon.
Absolut. Ich denke da an Namen wie Luna Wedler oder Joel Basman. Wie es diese beiden beispielsweise schon in sehr jungen Jahren geschafft haben, mit ihrer Frische dem Ausland den Kopf zu verdrehen, ist schon sehr toll.

Den Kopf verdreht haben Sie der Schweiz vor allem in den sieben Staffeln von «Der Bestatter». Jetzt stellen Sie diese Liebesbeziehung zwischen Ihnen und dem Publikum mit einem Kinofilm auf die Probe. Hätte man es denn nicht gut sein lassen können?
(Lacht) Der Film auf die Serie ist natürlich ein Risiko. Aber wir waren der Ansicht, dass wir das mit «Der Bestatter» noch einmal wollen. Und zwar in Form eines 90-Minuten-Spielfilms, ohne die Ansprüche und die doch relativ rigide Form einer Serie.

Mögen Sie Comebacks?
Nein. Ich halte sie selten für eine gute Idee. Ausserdem bin ich ein unsentimentaler Mensch und freue mich immer auf Neues. Aber die Idee zum Film hatten Markus Fischer und ich schon während des Drehs zur letzten Staffel. Insofern ist der eher eine Fortsetzung.

Gibt es so eine vielleicht mal bei «Giacobbo/Müller» – in Form einer Late-Night-Show?
Ganz ehrlich: Das stand wirklich nie zur Debatte. Viktor Giacobbo hat sehr, sehr viele Jahre beim TV gearbeitet und hatte dann irgendwann genug davon. Und für mich ist das Fernsehen im Moment kein Thema. Late Night sollte man sowieso nur machen, wenn man eine richtig gute Idee hat. Das hat man ja bei der aktuellen Comedy-Frauen-Diskussion bei SRF gesehen.

Wo sehen Sie denn das Problem?
Es geht genau um den Punkt mit dem Casting. Bei dieser Diskussion wurden sehr intelligente, aber auch weniger geistreiche Dinge gesagt. Da gab es Leute, die behaupten, sie gar seien nie gecastet worden. Aber bei Sendungen läuft das nun mal nicht wie bei einem Schauspieljob. Man wird nicht einfach so für eine Rolle gecastet. Man muss mit einer zündenden Idee ankommen. Allerdings will ich an dieser Stelle noch festhalten: Formate auszuprobieren und bei keiner einzigen eine Frau im Lead dabei zu haben: Das ist natürlich nicht empfehlenswert.

SRF spricht vom Geschmack des Publikums, der am Schluss über eine Sendung entscheide.
Solange SRF immer von Algorithmen spricht, ist es bestimmt nicht der Geschmack des Publikums. Ich habe von diesen Publikumstests nie viel gehalten. Das kann man nur machen, wenn man dafür bezahlt. Bei neuen Sendungen und Ideen sollte es nicht ums Publikum gehen, sondern um die Macherinnen und Macher, die sich etwas zutrauen.

So wie Sie und Regisseur Fischer das jetzt mit «Der Bestatter» getan haben. Übrigens: Wie kommt man auf die Idee, dem Tod in einer Komödie die Hauptrolle zu geben? Damit die Leute ihm mit einem Lächeln entgegenblicken?
Im besten Fall, ja. Aber trotz Komödie, Film und alles toll: Der Tod ist nicht immer der beste Fall.

«Der Bestatter» läuft ab dem 6. April in den Deutschschweizer Kinos.

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