70 Jahre Peach Weber! Im letzten Oktober feierte der Aargauer Komiker seinen runden Geburtstag. Und dieses Jahr steht der Aargauer seit knapp 50 Jahren auf der Bühne und bringt die Schweiz zum Lachen – derzeit mit seinem Programm «Gäxplosion». Trotz seinem derzeit proppenvollen Terminkalender nimmt er vor seiner Performance im Basler Theater Fauteuil Zeit für ein Gespräch mit uns.
SonntagsBlick: Herr Weber, während der Pandemie stand die Welt still, die Veranstaltungsbranche lag am Boden. Jetzt sind Sie wieder unterwegs – vielleicht sogar zu viel?
Peach Weber: Mein Trick ist: Ich plane die Tour für einen 90-Jährigen. So kann ich es als 70-Jähriger noch bequem bewältigen. Ich baue Ruhepausen ein. Zudem habe ich zwei Freunde, die mich abwechslungsweise zu den Auftritten fahren. Wir gestalten das Ganze dann wie einen Ausflug. Hier in Basel gehen wir am freien Nachmittag ins Kunstmuseum und auf die Rheinfähre. Ansonsten würde ich das doch nie machen – ich bin viel zu gern bei mir zu Hause.
Was hat sich für sie durch die Pandemie verändert?
Ich schätze es noch mehr, dass die Säle bei mir voll sind, während andere Berufskollegen scheinbar noch um ihr Publikum kämpfen. Ich weiss, dass das nicht selbstverständlich ist. Comedy ist ein sehr ehrliches Geschäft: Man kann noch so viel Werbung schalten und sich als noch so lustig anpreisen, das beeinflusst die Art und Weise nicht, wie das Publikum reagiert.
Apropos Comedy-Branche: Im Rennen um die Nachfolge des SRF-Late-Night-Formats «Deville» stehen drei Männer. In einem offenen Brief reklamiert ein Kollektiv von Komikerinnen, vom Sender schikaniert zu werden und keine Bühne zu bekommen. Was sagen Sie dazu?
Das sind für mich Verschwörungstheorien. Es wird angedeutet, dass beim SRF nur Frauenhasser arbeiten und Weltklasse-Komikerinnen unterdrückt werden. So einen Blödsinn habe ich lange nicht mehr gehört. Das Fernsehen ist doch total scharf auf alle, die etwas Lustiges am Bildschirm machen, aber auch die Quote bringen.
Gibt es keine lustigen Frauen in der Schweiz?
Doch, die gibt es! Aber man kann die breite Masse nicht zwingen, etwas lustig zu finden. Humor ist die heikelste Unterhaltungsform überhaupt: Wenn ein Witz in die Hose geht, kann man ihn nicht retten. Lachen ist eine Explosion, die sich nicht planen und voraussagen lässt. Klar gibt es viele, die davon leben, dass sie von Theatern engagiert und bezahlt werden, auch wenn nur 40 Leute kommen. Aber für eine Comedy-Sendung in der Hauptsendezeit braucht es mehr.
Wäre eine Late-Night-Show nichts für Sie?
Das würde ich mir nicht zutrauen. Late Night können nur sehr wenige. Im deutschsprachigen Raum sehe ich momentan nur Klaas Heufer-Umlauf, der das draufhat. In der Schweiz funktionierte es bei Viktor Giacobbo und Mike Müller, teilweise auch bei Dominic Deville. Derzeit sehe ich niemanden, der hierzulande ein Format für die Nachfolge hat.
Ist die Arbeit als Komiker schwieriger geworden?
Ich beobachte heute eine Betroffenheits-Hysterie – auch ausserhalb der Comedy-Szene. Stichwort: kulturelle Aneignung. Für mich ist es ein Unterschied, ob man ernsthaft Reggae spielt oder an der Fasnacht eine Rasta-Perücke anzieht und sich lächerlich macht.
Sind wir als Gesellschaft zu sensibel?
Ja. Und das bringt nichts. Ab einem gewissen Punkt verfehlt man sein Ziel. Man verärgert auch noch die Leute, die eigentlich dafür sind, es dann aber übertrieben finden. Das schadet der gut gemeinten Idee.
Was halten Sie vom Genderstern?
Das geht in eine ähnliche Richtung. Ich finde es allerdings eine wichtige Diskussion. Wir Männer haben es uns wirklich sehr gemütlich gemacht, indem wir immer gesagt haben, es seien mit der männlichen Form alle mitgemeint. Schwierig ist es, das in der Sprache umzusetzen. Eine kurze Pause beim Sprechen bei Fussgänger... innen zu machen, finde ich eine gute Lösung. Allerdings weiss ich nicht, ob man geschrieben wirklich Fussgänger:innen oder Fussgänger*innen schreiben sollte. Sprache verändert sich logischerweise. Aber man muss ihr auch Sorge tragen und nicht für Durcheinander sorgen.
Peter «Peach» Weber ist ausgebildeter Primarlehrer und kam 1952 in Wohlen AG zur Welt. Bald 50 Jahre bringt er die Schweiz mit seinen Programmen und Tonträgern zum Lachen. Sein Markenzeichen: Dächlikappe, Gitarre und Notenständer. Seit 1984 platzieren sich seine Alben ausnahmslos in den Top 15 der Schweizer Hitparade. Aktuell ist er mit seinem 16. Programm «Gäxplosion» unterwegs. Weber war zweimal verheiratet. Aus der Ehe mit Tele-Züri-Wetterfee Jeannette Eggenschwiler (57) stammt Tochter Nina (27).
Peter «Peach» Weber ist ausgebildeter Primarlehrer und kam 1952 in Wohlen AG zur Welt. Bald 50 Jahre bringt er die Schweiz mit seinen Programmen und Tonträgern zum Lachen. Sein Markenzeichen: Dächlikappe, Gitarre und Notenständer. Seit 1984 platzieren sich seine Alben ausnahmslos in den Top 15 der Schweizer Hitparade. Aktuell ist er mit seinem 16. Programm «Gäxplosion» unterwegs. Weber war zweimal verheiratet. Aus der Ehe mit Tele-Züri-Wetterfee Jeannette Eggenschwiler (57) stammt Tochter Nina (27).
In Ihrem Programm wird viel gelacht. In Europa herrschen aktuell aber weniger lustige Zeiten: In der Ukraine herrscht ein Krieg. Wie gehen Sie damit um?
Es ist eine sehr schwierige Situation. Ich habe höchste Achtung vor meinem Berufskollegen Selenski, der ohne Kompromisse für sein Land einsteht. Was der russische Präsident tut, ist grauenvoll. Nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien ist mir das noch bewusster geworden. Dort gab es viele Tote, das grosse Leid wurde aber durch eine Naturkatastrophe verursacht. In der Ukraine ist eine Person, ein jämmerlicher Idiot, an dieser Tragödie schuld. Das ist furchtbar.
Was gibt Ihnen Hoffnung?
Die Jugend. Mich regen Menschen auf, die sich über die Klimaaktivisten beschweren, die sich auf den Boden kleben. Was soll die Jugend denn tun? Die Klimaerwärmung ist Realität und das, was momentan betrieben wird, ist Pflästerli-Politik. Wir brauchen eine Art Revolution und grossflächiges Umdenken.
Zurück zu Ihnen: Sie sind im Oktober 70 Jahre alt geworden. Wie haben Sie diesen runden Geburtstag gefeiert?
Ruhig. Tagsüber war ich mit meinen besten Freunden Pétanque spielen, am Abend mit meiner Tochter und zwei weiteren Freunden essen. Ich bin nicht der Typ, der grosses Tamtam um seine Person mag.
Das wird es aber wohl geben, wenn Sie in vier Jahren Ihren grossen Abschied im Hallenstadion geben.
Das ist in viereinhalb Jahren! Da lasse ich mir noch keinen Stress machen.
Werden die Pläne für den Abend bereits konkreter?
Ich habe keine Ahnung, wie das Programm aussehen wird. Das hängt auch von meinem Gesundheitszustand ab. Wenn es mir gut geht, geht alles wie geplant über die Bühne. Geht es mir weniger gut, gibt es Einspieler. Sicher ist: Die Veranstaltung findet statt – mit mir oder ohne mich – im schlechtesten Fall als Gedenkveranstaltung.
Das klingt etwas pessimistisch?
Natürlich hoffe ich, dass ich das Ganze erleben kann, aber ich stelle deswegen meinen Lebensstil nicht um. Ich habe keine Lust auf nur noch Sport und Haferflöckli.
Wie ernst ist es Ihnen mit dem letzten Auftritt?
Ich kann nicht garantieren, dass ich nachher nie mehr auf der Bühne stehe. Es gibt ja noch das Stade de Suisse (lacht).
Was fehlt Ihnen noch?
«Peach – Das Musical»! Heute gibts über jeden Unsinn ein Musical. Also will ich auch eins über mich. Das soll aber erst aufgeführt werden, wenn ich tot bin.