Seit über 40 Jahren ist der Aargauer Komiker Peach Weber (68) erfolgreich auf Schweizer Bühnen unterwegs und dabei nie um klare Töne verlegen – was er auch im Interview mit Blick unter Beweis stellt.
Peach Weber, Sie touren mit Ihrem Programm «Gäxplosion» wieder durch die Schweiz. Gilt bei Ihnen eigentlich 3G?
Peach Weber: Ja, ich glaube, es gibt im Moment keine bessere Lösung, es ist so oder so für die Veranstalter ein Riesenaufwand. Mit 3G kann man sich dann drinnen freier bewegen. Niemand will diesen Zustand und keiner hat Freude daran. Nur die grössten Hohlköpfe im Land versuchen, das dem armen Berset in die Schuhe zu schieben oder reden bei uns von Diktatur. Solche Leute sollte man zumindest psychiatrisch untersuchen lassen.
Harte Worte!
Ja, äxgüsi, aber ich frage mich schon, was aus unserem Land geworden ist, wenn sich Bundesräte, die noch vor kurzer Zeit relativ unbelästigt im Zug fahren konnten, mit einer Sondereinheit der Polizei zu einer Fernsehsendung begleitet werden müssen. Politiker, die entscheiden müssen und auch Verantwortung übernehmen, müssen sich abkanzeln lassen, und das von unanständigen Polit-Schnudderbuben. Oder Morddrohungen erdulden von geistigen Einzellern.
Die Situation ist schwierig. Komiker wie Ursus & Nadeschkin klagen, dass sie ihren Spielplan ausdünnen mussten, weil der Vorverkauf im Zuge von Corona schleppend läuft. Wie ist es bei Ihnen?
Ja, der Vorverkauf ist überall noch etwas schwierig, da die Leute das Vertrauen noch nicht zurückgewonnen haben, sich in einen Saal zu setzen. Aber irgendwann muss man wieder anfangen, und mit der 3G-Vorschrift ist es eigentlich gut zu machen, der Saal ist dann halt nicht ganz voll.
Warum zögern denn die Leute sich Karten zu besorgen?
Weil es ein hinterhältiges Dreck-Virus ist, jedes Mal, wenn man denkt, es werde etwas ruhiger, kommt dem Virus eine neue Idee. Eigentlich könnte man seine Kreativität bewundern, aber es ist eine unnötige, destruktive Kreativität.
Marco Rima gab die Einschränkungen des Bundes als Grund an, warum er bis auf weiteres nicht mehr auftrete. Schiebt er das also nur vor?
Da habe ich keine Insider-Informationen und es ist mir, gelinde gesagt, wurscht. Allerspätestens mit 50 ist jeder erwachsen und kann selber entscheiden, was er macht. Ich habe schon immer mein Ding gemacht und auch nicht auf irgendwelche Kommentare gehört, das hat sich 45 Jahre lang bewährt.
Warum packen Sie es im Gegensatz zu ihm nochmals an und gehen auf Tour?
Weil ich denke, man muss immer wieder eine Perspektive haben und etwas Optimismus bewahren, Pessimisten haben der Welt noch nie etwas Gescheites gebracht.
Sie haben zu Corona einen Impfsong lanciert. Werden Sie ihn auch zum Besten geben?
Nein, ich habe bei den Vorstellungen meines neuen Programms «Gäxplosion» gemerkt, dass die Leute dankbar sind, wenn sie zwei Stunden unbeschwert lachen können und einmal das Thema für zwei Stunden ausklammern können. Seit bald zwei Jahren hört man ja nichts anderes mehr. Und die Nachrichten über die Taliban-Idioten bringen auch keine Erheiterung.
Kann man Pointen kalkulieren?
Es passiert immer wieder, dass man beim Schreiben das Gefühl hat, da werden sich die Leute kaputtlachen und dann ist die Reaktion nicht wie erwartet. Und handkehrum macht man spontan einen Spruch, und die Leute beissen vor Lachen in die Stühle.
Setzen Sie sich morgens um acht Uhr an den Schreibtisch oder kommt Ihnen nach dem Mittagsschläfli einfach mal eine zaghafte Idee?
Ich schreibe immer alles, was mir in den Sinn kommt auf Zettel. Wenn ich mich dann entschliesse, ein neues Programm zu schreiben, dann brauche ich etwa drei Monate, denn es läuft nicht jeden Tag, manchmal kommt einfach nix. Wenn ich etwa 25 produktive Tage habe, dann steht das Programm. An diesen Tagen kann es durchaus sein, dass ich zwölf Stunden schreibe und ausprobiere.
Wer ist eigentlich Ihr Testpublikum?
Es gibt keines. Die ersten, die das Programm hören, sind die Leute, die in der ersten Vorstellung sitzen. Diese Leute zahlen Eintritt und müssen nicht mir zuliebe lachen, denn ich will ja herausfinden, ob es beim zahlenden Publikum ankommt. Jedes neue Programm ist zu hundert Prozent neu, ich schleppe nicht zur Sicherheit noch alte Nummern mit, ich gehe volles Risiko.
Mit 25 kandidierten Sie mit grünen Ansichten für das Lokalparlament in Wohlen AG. Ist es am Ende nur Zufall, dass wir hier ein Interview mit einem Komiker führen und nicht mit einem grünen Berufspolitiker?
Es waren keine grünen, linken oder rechten Ansichten, wir waren ein bunt gemischtes Grüppchen, das versuchte, einfach Sachpolitik zu machen. Ein Wort, das man gewissen Politikern heute erklären müsste. Das ist in der Dorfpolitik möglich, da spielen Ideologien nur bei den grössten Dummköpfen eine Rolle.
Wie meinen Sie das?
Wenn ein schönes, altes Gebäude abgerissen werden soll, um eine neue Bank hinzuknallen, und man sich dagegen wehrt: Ist das nun rechts oder links? Einerseits will man ein altes Gebäude erhalten, das ist ultrarechts, wenn aber die Bürgerlichen für die Bank sind, ist man ein Linker.
Ihr Song über den Borkenkäfer war visionär. Macht es Sie stolz, dass Sie schon früh so hellsichtig waren?
Nein, es macht mich eher nachdenklich, dass das Thema heute noch aktuell ist. Ich möchte betonen, und das war auch die Botschaft des Liedes: Der arme Borkenkäfer kann absolut nichts dafür, er macht nur seinen Job, und den macht er gut. Das Problem liegt, wie immer, beim «Homo mehr oder weniger sapiens».
Ist Greta eigentlich eine Nachfolgerin in Ihrem Geiste?
Auf jeden Fall, sie hat mich vor ihrer ersten Aktion auch angerufen und gefragt, ob sie das Risiko wirklich eingehen soll, von Polit-Hohlköpfen mit knapp zwei Hirnzellen als doofes Umwelt-Meiteli hingestellt zu werden. Ich habe ihr abgeraten, aber sie war gerade in der Trotzphase. Das hat sie nun davon.
Sie haben als linker Komiker ein grosses Publikum. Dieses erreichen Sie mit anscheinend einfachen Mitteln. Sind linke Kabarettisten oft zu verkopft?
Wem ist denn dieser Unsinn eingefallen, mich als linken Komiker zu bezeichnen? Ich kann es sogar beweisen, fragen Sie mal ein paar echte Linke, ob sie mein Programm lustig finden. Als Linker darf man meine Sachen nicht lustig finden, da lacht man nur über kulturell Wertvolles.
Sie besitzen viele Gartenzwerge. Diese passen eigentlich nicht ganz zu Ihrer politischen Haltung. Oder tun wir Ihnen unrecht?
Darf man «Zwerg» überhaupt noch sagen? Die Gartenzwerge sind für mich einfach lustige Figuren, vor allem wenn sie im Haus und nicht im Garten wohnen. Eine Art Hausgeister, die das Haus bewachen und gute Laune verbreiten.
Reden Sie manchmal mit Ihren Gartenzwergen?
Nein, seit meiner erfolgreich abgeschlossenen Therapie nicht mehr. Die Medikamente sind gut eingestellt.
Sind sie Ausdruck Ihres kindlichen Gemütes?
95 Prozent der Gartenzwerge finde ich hässlich, es gibt nur wenige, die mir gefallen und die mir eine Adoption wert sind. Deshalb bin ich froh, wenn mir die Leute keine schenken. Zudem, ein bisschen «das Kind in sich bewahren» täte jedem gut und wäre äusserst gesund, auch für die Krankenkassenprämien.
Haben Sie eigentlich ein Ritual vor jedem Auftritt?
Am liebsten habe ich eine Stunde lang meine Ruhe hinter der Bühne, das ist für mich wie eine Art Meditation. Ich höre dann das erwartungsfrohe Gemurmel der Leute im Saal, ein schönes Gefühl.
Wie würden Sie eigentlich reagieren, wenn Sie plötzlich Marco Rima im Publikum sehen würden?
Ich würde mein Programm spielen. Ich hatte auch schon Politiker oder bekannte Leute im Publikum, da könnte auch der Scheich von Hadschiputschistan kommen, das ändert für mich nichts.
Wie können Sie garantieren, dass Ihr neues Programm «Gäxplosion» trotz schwierigen Zeiten einen Knalleffekt hat und Ihnen trotzdem nicht um die Ohren fliegt?
Weil ich schon etwa zehn Vorstellungen gemacht habe. So habe ich mit Freude feststellen dürfen, dass das Programm optimal funktioniert. Die Leute lachen sich schlapp, Aufgabe erfüllt. Das Programm «Gäxplosion» wird dereinst bei meiner Abdankung wohl als eines meiner besten gewürdigt werden.
Und zuletzt: Wer hat Ihrer Meinung am meisten Mühe mit 3G?
Ich glaube, vor allem haben die Männer Mühe damit. Sie haben ja schon ein Problem, das eine G bei der Frau zu finden.
Peter «Peach» Weber ist ausgebildeter Primarlehrer. 1976 wurde er an einem Talentfestival entdeckt und ist seit nunmehr 44 Jahren mit seinen Komikprogrammen unterwegs. Früh gelangen ihm mit Songs wie «Ich bi de Borkechäfer» oder «Sun, fun and nothing to do» auch Chart-Erfolge. Allein das Album «Nix wie Gäx» verkaufte sich über 130'000 Mal. Am 15. Oktober 2027, einen Tag nach seinem 75. Geburtstag, findet sein Abschiedsauftritt im Zürcher Hallenstadion statt. Weber war zwei Mal verheiratet. Aus der Ehe mit Tele-Züri-Wetterfee Jeannette Eggenschwiler (55) stammt seine Tochter Nina (25).
Peter «Peach» Weber ist ausgebildeter Primarlehrer. 1976 wurde er an einem Talentfestival entdeckt und ist seit nunmehr 44 Jahren mit seinen Komikprogrammen unterwegs. Früh gelangen ihm mit Songs wie «Ich bi de Borkechäfer» oder «Sun, fun and nothing to do» auch Chart-Erfolge. Allein das Album «Nix wie Gäx» verkaufte sich über 130'000 Mal. Am 15. Oktober 2027, einen Tag nach seinem 75. Geburtstag, findet sein Abschiedsauftritt im Zürcher Hallenstadion statt. Weber war zwei Mal verheiratet. Aus der Ehe mit Tele-Züri-Wetterfee Jeannette Eggenschwiler (55) stammt seine Tochter Nina (25).
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