In genau einem Monat führt der jetzige Brüssel-Korrespondent Michael Rauchenstein (32) erstmals durch eine «Tagesschau»-Hauptausgabe – als Nachfolger von Publikumsliebling Franz Fischlin (59).
Herr Rauchenstein, sind die Koffer für die Schweiz schon gepackt?
Michael Rauchenstein: Ich werde meine Umzugskartons in Brüssel noch einige Zeit im Schrank lassen. Solange meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger nicht da ist, werde ich zwischen Zürich und Brüssel pendeln.
Sie sind im Moment Single. Ist es so einfacher, die Wohnung zu zügeln, als wenn man eine ganze Familie nachziehen müsste?
Davon gehe ich aus. Ich muss mich ja auch um keine An- oder Abmeldungen von Schulen kümmern, was offenbar oft schwierig sein kann. Und trotzdem, Zügeln ist ja oft etwas stressig – auch wenn man nur auf sich selbst schauen muss.
Hatten Sie in Brüssel manchmal auch Heimweh?
Ich hatte tatsächlich eine gewisse Zeit Heimweh, was ich so vorher nicht kannte. Ich lebte drei Jahre in Berlin, und da war das eigentlich nie ein Thema. Die Pandemie und die harten Lockdowns in Belgien haben das Heimweh aber wohl verstärkt. Es war über eine längere Zeit, wegen Corona-Bestimmungen, auch nicht möglich, in die Schweiz zu reisen oder Besuch aus der Schweiz in Brüssel zu haben.
Brüssel steht seit jeher im Fokus der SRF-Berichterstattung. Es gibt fast täglich Schaltungen in die News-Formate. Hat diese Dauerbereitschaft nicht enorm an Ihren Kräften gezerrt? Und wo haben Sie den Ausgleich dazu gefunden?
Die Arbeit in Brüssel ist schon ziemlich intensiv. Man muss sich in verschiedensten Themengebieten gut auskennen und täglich bereit sein, darüber zu berichten – fürs Fernsehen und für die Online-Redaktion. Als Korrespondent lässt man sich aber gerne darauf ein und weiss auch, dass diese «Dauerbereitschaft» ja nur für ein paar Jahre gilt. Den Ausgleich finde ich bei Ausflügen mit Freunden oder beim Sport. Ich fahre täglich mit dem Velo zur Arbeit und besuche ab und zu Fitness-Klassen, um das belgische Bier wieder abzutrainieren.
Michael Rauchenstein (32) ist in Lachen SZ aufgewachsen und hat an der Universität Luzern und an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft studiert. Während seines Studiums war er bereits zweieinhalb Jahre als freier Redaktor für SRF in Berlin tätig. Ab Mitte 2018 arbeitete er am Studiostandort Zürich-Leutschenbach, seit März 2020 besetzt er die TV-Korrespondentenstelle in Brüssel. Vor seiner SRF-Zeit sammelte Rauchenstein erste Medienerfahrungen als Redaktor und Moderator der Jugendsendung «VideoGang», später als Moderator bei Radio Top und beim Zentralschweizer Fernsehen.
Michael Rauchenstein (32) ist in Lachen SZ aufgewachsen und hat an der Universität Luzern und an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft studiert. Während seines Studiums war er bereits zweieinhalb Jahre als freier Redaktor für SRF in Berlin tätig. Ab Mitte 2018 arbeitete er am Studiostandort Zürich-Leutschenbach, seit März 2020 besetzt er die TV-Korrespondentenstelle in Brüssel. Vor seiner SRF-Zeit sammelte Rauchenstein erste Medienerfahrungen als Redaktor und Moderator der Jugendsendung «VideoGang», später als Moderator bei Radio Top und beim Zentralschweizer Fernsehen.
Stimmt es, dass Sie der damaligen SRF-Sport-Moderatorin Regula Späni als Bub einen Brief geschrieben haben, dass Sie unbedingt zum Fernsehen wollten? Und konnte sie Ihnen helfen?
Das ist tatsächlich so – allerdings war es ein E-Mail. Regula Späni bot mir gleich an, sie einen Tag im «Sportpanorama» zu begleiten. Das war für mich schon verrückt, als Frau Späni aus dem Fernsehen vor mir stand. Ich weiss heute noch jedes Detail von diesem Tag und hab sogar die Moderationskarten von dieser Sendung aufbewahrt. Regula Späni hat mich später bei allen wichtigen Entscheidungen in meiner Karriere beraten und ist heute eine gute Freundin.
Sie starteten dann beim Jugendformat «VideoGang». Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Auch dieser Tipp, zur «VideoGang» zu gehen, kam von Regula Späni. Meine Erinnerungen sind noch sehr präsent. Wir haben jede Woche eine ganze Sendung produziert und durften von A bis Z alles selbst machen – also Recherchieren, Filmen, Schneiden, Vertonen und Moderieren. Ich habe damals die Grundlagen des Fernsehmachens gelernt – eine super Zeit war das mit engagierten Kolleginnen und Kollegen. Teils sind Freundschaften bis heute geblieben.
Ein paar kürzere Fragen: Seit wann tragen Sie Bart – und warum?
Seit ich auf dem Kopf nicht mehr so viele Haare habe, setze ich auf den Bart (lacht).
Krawatte oder offener Hemdknopf?
Definitiv Krawatte. Es gibt für einen Mann kein besseres Accessoire.
Bier oder Weisswein?
Das darf ich zwar aus Belgien gar nicht sagen – aber: Weisswein.
Schwimmen oder Joggen?
Schwimmen. Mit Joggen habe ich mich bis heute nicht angefreundet.
Velo oder Sportwagen?
Sportwagen – auch wenn ich seit Jahren kein Auto mehr habe.
Stimmt es, dass Sie sich vor dem Casting Tipps von Ihren zukünftigen «Tagesschau»-Kollegen geholt haben?
Ich habe mir seit Jahren Tipps von meinen «Tagesschau»-Kolleginnen und Kollegen geholt, indem ich sie am Fernsehen ziemlich genau studiert habe. Ich war Nachrichtenmoderator bei Tele 1 in Luzern und wollte wissen, wie die es bei der «Tagesschau» oder bei «Schweiz aktuell» machen. Insbesondere Katja Stauber hat mich über all die Jahre mit ihrem Moderationsstil fasziniert.
Und was hat Ihnen Franz Fischlin geraten?
Dass ich nicht vergessen soll, in erster Linie Journalist zu sein. Es genügt nicht, in ein Fernsehstudio zu stehen und Moderationstexte zu präsentieren. Man muss wissen, worüber man spricht und was der Inhalt für eine Bedeutung hat. So ist es auch bei den Schaltungen aus Brüssel, auch wenn ich da als Korrespondent eine andere Rolle habe. Bei beiden Tätigkeiten muss der Inhalt gut recherchiert und verstanden sein.
Fischlin war der vielleicht beliebteste SRF-Moderator der letzten Jahre überhaupt. Macht es Ihnen ein wenig Angst, in seine Fussstapfen treten zu müssen?
Von Angst würde ich nicht sprechen, aber von Respekt. Ich habe Franz Fischlin als gewissenhaften Kollegen kennengelernt und verfolge seine Karriere seit Jahren. Es ist eine Freude, sein Nachfolger sein zu dürfen. Und was mich etwas beruhigt: Ich kenne durch meinen Job in Brüssel bereits das «Tagesschau»-Publikum, und das Publikum kennt mich. Das macht es einfacher.
In seinem Moderationsstil war Fischlin kurz und knapp, Florian Inhauser dagegen drückt sich oft sehr literarisch aus. Was wird Ihre bevorzugte Art sein?
Ich bin da schon der Typ Fischlin, auch wenn ich den Stil von Florian sehr mag und bewundere. Einen Florian Inhauser gibt es nur einmal in dieser Form und niemand kommt wohl nur annähernd an seinen Stil heran.