Souverän und ruhig moderierte Franz Fischlin (59) seit 2004 die Hauptausgabe der «Tagesschau». Nun gab der Berner seinen Abschied – emotional und sogar ein wenig privat: «Das isch es gsi vo mir. Es würd mi freue, we mir üs wiedergseh. Nid hiä, aber vilech irgendwo da usse, usserhaub vom Schtudio im richtige Läbe sozäge», sagte er sichtlich bewegt.
Fischlin bedankte sich zuvor auf Hochdeutsch beim Publikum. «Für das grosse Vertrauen und die Wertschätzung, die ich über all die Jahre zu spüren bekommen habe. Wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Ich empfand es stets als Ehre, als Privileg, Teil eines grossen, motivierten Teams zu sein, das Sie jeden Tag, 365 Tage im Jahr, informiert», sagte er gerührt.
Seine Moderationskolleginnen Andrea Vetsch (46) und Cornelia Boesch (47) verabschiedeten den SRF-Mann gebührend. Noch während seinen letzten Worten bei der «Tagesschau» kämpfte Fischlin mit seinen Emotionen, bevor ganz am Ende der «Tagesschau» wenige Tränen flossen.
Seit 2004 moderiert er die Hauptausgabe
Rund 1700 Ausgaben hat der Berner kompetent und praktisch fehlerfrei moderiert. Er zeigte Halt, vermittelte uns Sicherheit und Vertrauen. Zunächst präsentierte er die Mittagsausgabe, bis er am Freitag, 13. Februar 2004 seine erste Hauptausgabe präsentierte.
Der Tag brachte ihm kein Unglück – Fischlin entwickelte sich zu einem der wichtigsten Aushängeschilder von SRF. «Bei der ersten Sendung sass ich noch auf einem Stuhl. Ich erinnere mich, dass ich mich – eigentlich ein Bewegungsmensch – etwas eingeengt fühlte. Und im Hinterkopf lief mit, dass ich in die grossen Fussstapfen meines Vorgängers Charles Clerc trat. Das löste schon eine gewisse Nervosität aus», sagte Fischlin zu Blick.
Intensive Zeit hinter sich
Die letzten zweieinhalb Jahre seien die vielleicht intensivsten bei der «Tagesschau» gewesen. «Die Pandemie und der Ausbruch eines Kriegs mit historischer Bedeutung in Europa – beides hat auch mich sehr bewegt», sagt er.
Seine grösste Panne erlebte Fischlin im August 2004, als plötzlich Mattscheibe war. «Nach etwa zehn Minuten begannen die Beiträge zu zuckeln, schliesslich mussten wir die Sendung ganz abbrechen. Nicht mal das Schlusssignet konnten wir abspielen. Da kam ich schon ins Schwitzen», sagt er. Und dann war noch jene Sendung während der Pandemie, als Fischlin plötzlich die Stimme versagte. «Krächzend hangelte ich mich von Beitrag zu Beitrag – ein Zältli und ein Glas Wasser halfen mir dann über die Runde.»
Franz Fischlin hat sich seinen Abgang gut überlegt. «Ich hatte eine grossartige Zeit bei SRF. Nun ist der Wunsch nach mehr Selbstbestimmung und zeitlicher Flexibilität grösser geworden», sagt er zu Blick. Fischlin macht sich als Journalist selbständig.
Mehr Zeit für die Familie
Während seiner Tätigkeit bei SRF hat er immer wieder aus Zeit- oder auch anderen Gründen spannende Projekt-Anfragen ablehnen müssen – das kann sich jetzt ändern. Und dann will sich der Berner auch noch mehr um seine Familie kümmern. Er hatte sein Pensum schon vor seinem Abgang auf 60 Prozent reduziert, weil er mit seiner Frau, der SRF-Kulturchefin Susanne Wille (47), die Familienpflichten teilt. Fischlin hat zwei erwachsene Töchter aus einer ersten Ehe, und drei Kinder mit Wille.
Zum Schluss der Sendung machte sich Fischlin dann auch noch für einen guten Journalismus stark. «In Zeiten, in denen alles schneller und verrückter zu drehen scheint, in denen gesellschaftliche Polarisierung ein Thema ist, in Zeiten von Fake News, da braucht es Fakten, Fachwissen, da braucht es Einordnungen, unabhängige und kritische Informationen, die helfen, besser zu verstehen, was ist. Kurz: Es braucht starken Journalismus», sagte er.