Exodus am Leutschenbach
Der Aderlass bei SRF nimmt kein Ende

Der Abgang von Daniela Milanese (47) bei SRF hat wohl damit zu tun, dass der Sender immer mehr seiner Sportrechte verliert. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum so viele Moderatoren gehen. Vielen von ihnen fehlt schlicht die Perspektive und Herausforderung.
Publiziert: 18.06.2022 um 21:15 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2022 um 08:08 Uhr
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Prägte jahrzehntelang die «Tagesschau»: Franz Fischlin.
Foto: Oscar Alessio
Peter Padrutt und Daniel Leu

Der Exodus geht munter weiter: Immer mehr Stars kehren SRF den Rücken. Vor allem beim Sport wird der Aderlass langsam zum Problem. Im August verlässt nun auch Daniela Milanese (47) nach über 20 Jahren den Sender.

Seit dem Abgang von Programmchefin Steffi Buchli (43, heute Sportchefin der Blick-Gruppe), pflückt MySports die Stars wie reife Äpfel. Zuerst holte sich die private Konkurrenz TV-Liebling Jann Billeter (50), um wenige Monate später auch den Zuzug von Kommentator Stefan Bürer (57) zu vermelden.

Warum verliert SRF Milanese? Vermutlich hat es mit dem Verlust der Hockeyrechte zu tun. Ab der kommenden Saison darf SRF keine Eishockey-Livespiele mehr zeigen. Milanese, deren Passion der Hockeysport ist, wird dafür ab September auch auf Blick TV zu sehen sein. Die Blick-Gruppe hat sich für die nächsten fünf Jahre ein Stück des Eishockey-Kuchens gesichert.

Was sagt SRF-Sportchef Roland Mägerle zu den Abgängen? «Der Medienwandel ist Realität. Im Sport hat dieser Wandel in den letzten Jahren einen neuen Markt geschaffen – und damit auch neue Möglichkeiten für die Medienschaffenden.» Erfreulich sei, dass viele talentierte Leute auch zu SRF wechseln.

Trotzdem: Als Roman Kilchsperger (51) im März 2018 zum damaligen Teleclub (heute Blue Sport) wechselte, meinte ein Kadermann zu Blick: «Wenn man die besten Pferde im Stall behalten will, braucht es Futter – kreative Formate.»

Immer mehr prominente Abgänge

Schmerzen bereitete im selben Jahr auch der Seitenwechsel von Matthias Hüppi (64). Beim FC St. Gallen schrie man «Hip-Hüppi-Hurra», als dieser Präsident wurde – dafür gabs lange Gesichter bei SRF.

Aber auch ausserhalb des Sports reissen die Abgänge nicht ab: Zuletzt gab Mister «Tagesschau» Franz Fischlin (59) bekannt, dass er diesen Sommer den Sender verlässt. Und letzten Dezember moderierte Ueli Schmezer (60) nach einem Vierteljahrhundert bei SRF seine letzte Sendung. Beide wollten die Zeit bis zur nahen Pensionierung nicht absitzen.

Bildschirm-Panne bei der «Tagesschau»
0:22
SRF-Zuschauer sehen schwarz:Bildschirm-Panne bei der «Tagesschau»

2019 gab Jonas Projer (40) seinen Abschied bei SRF, wo er seit 2014 die «Arena» moderierte, und wechselte an die Spitze von Blick TV. Zeitgleich ging auch Reto Scherrer (46), der davor zwei Jahre lang den «Samschtig-Jass» prägte.

Zu wenig Perspektiven bei SRF

Warum laufen SRF so viele Stars davon? SRF hat es in den letzten Jahren versäumt, ihnen neue Perspektiven zu geben. Am deutlichsten zeigte sich das bei Nik Hartmann (50), der den Sender vor zwei Jahren verliess und zu CH Media wechselte. Hartmann hätte noch viele Berge erklimmen können, aber irgendwann hatte er wohl genug.

«Es gibt in der Schweiz einen funktionierenden Fernsehmarkt. Unsere Konkurrenz macht einen guten Job, dadurch sind Wechsel häufiger geworden», beschwichtigte SRF-Direktorin Nathalie Wappler (54) letztes Jahr im Blick.

Klar ist: Mit den Abgängen von Kurt Aeschbacher (73) und Roger Schawinski (77) hat sich die Star-Parade am Leutschenbach zusätzlich ausgedünnt. Fehlen wird künftig auch Sandra Studer (53) bei den «Sports Awards», die sie insgesamt neun Mal zusammen mit Rainer Maria Salzgeber (52) präsentiert hat. Sie gibt die Moderation an Fabienne Bamert (34) ab. Bleibt zu hoffen, dass SRF ihr neue Projekte zuteilt, damit nicht auch sie vom Bildschirm verschwindet.

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