Seit einer knappen Woche haben Fans von Matthew Perry (†54) Gewissheit: Der Schauspieler, der vor allem durch die Sitcom «Friends» zu internationalem Ruhm gelangt ist, starb in Zusammenhang mit der Einnahme von Ketamin – einem Narkosemittel für Mensch und Tier, das sowohl gegen Depressionen als auch als Partydroge verwendet wird. Auch Perry wurde es gegen seine psychischen Probleme verschrieben. In seinen Memoiren hatte er Ketamin zwar als angenehm beschrieben, aber auch vor dessen Nachwirkung gewarnt – und festgestellt, dass das Narkosemittel nichts für ihn sei. Wieso der Schauspieler nach der Behandlung seiner Depression trotzdem wieder auf Ketamin zurückgegriffen hat, ist nicht bekannt.
Nicht erst seit Perrys Tod ist Ketamin in aller Munde – gerade auch, weil sein therapeutischer Effekt unter Ärzten als sehr erfolgversprechend beschrieben wird. Im Gespräch mit Blick erklärt Prof. Dr. med. Erich Seifritz, Direktor Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, wie gross die Chance auf Heilung unter der Einnahme von Ketamin ist – und wann man davon absehen sollte.
Blick: Herr Prof. Dr. Seifritz, mir scheint, dass Ketamin – wie es Schauspieler Perry verschrieben bekommen hat – in der Allgemeinheit noch nicht lange als Therapiemittel bei Depressionen bekannt ist. Wie kam es zu seinem Erfolg?
Prof. Dr. Seifritz: Die therapeutische Wirksamkeit von Ketamin wurde durch klinische Beobachtungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Ketamin in der Betäubung und der Schmerzbehandlung nahegelegt. Erste klinische Studien zur Untersuchung der antidepressiven Wirkung von Ketamin bei Depressionen wurden Anfang der Nullerjahre durchgeführt. Aufgrund der sehr guten klinischen Wirkung bei schwer behandelbaren bzw. den sogenannten «therapieresistenten Depressionen», wurde diese Forschung international intensiv fortgesetzt.
Wie gross sind die Erfolgschancen, diese Form der Depression mit Ketamin zu heilen?
Sogenannte «therapieresistente Depressionen» sind sehr schwer zu behandeln, da bisherige Behandlungsversuche nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Ketamin bzw. Esketamin (eine chemisch leicht abgeänderte Form, Anm. d. Redaktion) ist bei diesen Patienten und Patientinnen eine sehr wichtige und wertvolle therapeutische Möglichkeit. Die Erfolgschancen liegen bei rund 66 Prozent.
Dennoch gibt es sicher Personengruppen, die davon absehen sollten.
Nicht ratsam ist eine Therapie bei bestimmte kardiovaskulären- bzw. Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese müssen im Einzelfall sorgfältig mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgeklärt werde.
Wie sieht es mit anderen möglichen Risiken in Zusammenhang mit einer Ketamin-Therapie aus?
Bei fachlich korrekter Anwendung gilt die ärztlich angeordnete und begleitete Behandlung als sicher.
Ketamin ist seit einiger Zeit auch als Partydroge en vogue. Besteht eine Möglichkeit, nach einer Ketamin-Therapie in die Sucht abzurutschen?
Diese Chance ist extrem klein, da die Behandlung mit Ketamin und Esketamin nur nach sorgfältiger fachärztlicher Empfehlung und Betreuung zugelassen ist.
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