Die Corona-Krise trifft die Eventbranche hart. Wegen der Veranstaltungsbeschränkungen konnte Komiker wie Charles Nguela (30) nicht mehr auftreten und mussten alle geplanten Vorstellungen verschieben. Er nutzt die Zeit für «Schreibferien», in denen er an seinem neuen Programm arbeitet.
BLICK: Wie empfinden Sie die aktuelle Corona-Situation?
Charles Nguela: Ich habe keine Ahnung, wie mein Leben in den nächsten Monaten aussieht. Die Ungewissheit ist nach wie vor sehr gross. Die Auftritte, die ich leider absagen musste, haben wir nun in diesem Herbst geplant. Obwohl die Tickets dafür schon verkauft sind, wissen wir nicht, ob wir die Auftritte wie geplant durchführen können. Wenn dies nicht klappen würde, fände ich das natürlich sehr schade. Denn ich liebe, was ich mache.
Wie arbeiteten Sie während den letzten Monaten?
Einmal hatte ich einen Auftritt im Autokino. Das war sehr komisch. Man sah nur die Leute in der vordersten Reihe und hat nichts gehört. Man macht einen Witz und hört dann vielleicht gerade mal eine Person hupen. Bei einer Lehrabschlussfeier hatte ich auch mal einen Zoom-Auftritt. Viele der Schüler hatten die Kamera und das Mikrofon ausgeschaltet. Als ich einen Witz machte, hörte ich dann jeweils nur die Lehrerin lachen. Die anderen schrieben im Chat: Haha. Das war ebenfalls gewöhnungsbedürftig.
Comedy lebt doch vom direkte Feedback des Publikums. Wie war das für Sie?
Es ist ein komisches Gefühl. Ohne Augenkontakt mit dem Publikum, weiss man nie genau, ob die Leute mich und die Witze auch wirklich verstehen. Man kann auch nicht einschätzen, ob man zum Beispiel langsamer oder schneller sprechen muss.
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Ihre Finanzen aus?
Ich hatte Glück: Während des Lockdowns konnte ich den Lohnausfall durch diverse Werbeprojekte gerade so drei Monate lang überbrücken. Aber auch ich blieb nicht vor Ausfällen verschont, schliesslich hatten wir für die geplanten Shows schon viel Geld investiert, das wir nicht mehr zurückbekommen. Bis wir Künstler dieses verlorene Geld wieder eingenommen haben, dauert es bestimmt ein Jahr.
Wie wurden die Künstler vom Bund unterstützt?
Die Politiker haben ihren Job so gut gemacht, wie sie konnten. Meiner Meinung nach hatte der Bund in Bezug auf die Eventbranche aber zu wenig Ahnung und wusste nicht genau, wie er uns entlöhnen sollte – und das ist bis heute ein Problem. Alle Leute im Show-Business haben massiv darunter gelitten. Von den meisten habe ich gehört, dass sie mit dem Geld, das sie vom Bund erhalten haben, nicht mal ihre Miete zahlen konnten. Auch ich dachte zuerst «ich spinne», als ich den Betrag sah. Niemand von den Komikern, die ich kenne, hat während des Lockdowns über 2500 Franken erhalten. Für uns Künstler war ausserdem der Zeitpunkt extrem ungünstig. Der Lockdown kam einen Monat vor der Sommerpause, in der wir sowieso zweieinhalb Monate lang nichts verdient hätten. Diese Zeit haben wir bisher mit dem vorher verdienten Geld überbrückt. Dieses Jahr war das nun nicht möglich. Ich hatte richtig Panik. Fünf Monate lang nichts verdienen, das ist nicht lustig.
1989 wurde Charles Nguela in Kinshasa (Kongo) geboren. Er war gerade einmal fünf Jahre alt, als seine Familie wegen des Bürgerkriegs nach Südafrika flüchten musste. Mit 14 Jahren kam er in die Schweiz, wuchs im Aargau auf. 2011 stand der gelernte Drucktechnologe erstmals als Comedian auf einer Bühne. Kurz darauf moderierte er schon seinen eigenen Comedy Club. 2014 feierte Nguela mit seinem ersten Programm «Schwarz-Schweiz» Premiere – und gewann dafür den Swiss Comedy Award. Aktuell ist der 30-Jährige, der heute in Dietikon ZH wohnt, mit seiner neuen Show «Helvetia's Secret» auf Tournee.
1989 wurde Charles Nguela in Kinshasa (Kongo) geboren. Er war gerade einmal fünf Jahre alt, als seine Familie wegen des Bürgerkriegs nach Südafrika flüchten musste. Mit 14 Jahren kam er in die Schweiz, wuchs im Aargau auf. 2011 stand der gelernte Drucktechnologe erstmals als Comedian auf einer Bühne. Kurz darauf moderierte er schon seinen eigenen Comedy Club. 2014 feierte Nguela mit seinem ersten Programm «Schwarz-Schweiz» Premiere – und gewann dafür den Swiss Comedy Award. Aktuell ist der 30-Jährige, der heute in Dietikon ZH wohnt, mit seiner neuen Show «Helvetia's Secret» auf Tournee.
Wie arbeiten Sie momentan?
Ich habe schon immer andere Dinge nebenbei gemacht, auch als ich mit Comedy anfing. Deshalb mache ich nach wie vor Videos oder schreibe Kampagnen für diverse Projekte. Zudem schreibe ich momentan mein neues Programm. Wenn alles wie geplant läuft, werde ich am 4. Februar 2021 zum ersten Mal damit auf der Bühne stehen. Ich weiss schon gar nicht mehr, wie sich das anfühlt. Bei der nächsten Show werde ich bestimmt sehr nervös sein.
Wissen Sie schon, wann Ihr erster Auftritt nach der Zwangspause stattfindet?
Geplant ist, dass meine Show «Helvetia's Secret», am nächsten Samstag weiter geht. Eigentlich hätte sie bereits im Mai geendet, damit ich im September mit dem neuen Programm hätte starten können. Jetzt wurde das ganze um ein halbes Jahr verschoben. Ob mein Auftritt am nächsten Samstag wie geplant stattfinden kann, steht noch in den Sternen. Sollte ich nicht auftreten können, können die Zuschauer wählen, ob sie für ihr Ticket das Geld zurück haben möchten oder ob sie an einer anderen Show ihrer Wahl teilnehmen wollen.
Sie nutzen die Zwangspause, um am neuen Programm zu arbeiten. Was erwartet die Zuschauer?
Es wird ein wenig anders als «Helvetia's Secret». Es werden bestimmt ein paar heikle Themen dabei sein, denn davor scheue ich mich nie. Da das Jahr 2020 in die Geschichte eingehen wird, wird auch dieses einen sicheren Bestandteil sein. Ich werde versuchen, die Leute auf andere Gedanken zu bringen, damit sie gewisse Situationen vielleicht ein wenig lockerer sehen. Ich frage mich zwar, ob die Leute das Thema Corona überhaupt hören wollen. Auf der anderen Seite denke ich aber, dass sie das fast erwarten. Ich werde auch unsere gespaltene Gesellschaft thematisieren. Das Ganze nimmt langsam ein Ausmass an, dass meiner Meinung nach gefährlich wird. Oft können wir nicht mehr miteinander kommunizieren, ohne einander zu beleidigen oder anzuschreien.
Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf Ihr Privatleben aus?
Da die Mehrheit meiner Familie im Ausland wohnt, habe ich sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Wir sind auf der ganzen Welt verteilt und in jedem Land sieht die aktuelle Situation anders aus. Die Mehrheit unserer Familie und mein ältester Bruder wohnen in Südafrika, der andere Bruder im Kongo. Meine beiden Schwestern wohnen in London und Kanada – und ich und meine Mutter wohnen hier in der Schweiz. Eigentlich sollte ich dieses Jahr meinen Bruder und seinen neugeborenen Sohn in Südafrika besuchen. Ich habe sie zum letzten Mal vor vier oder fünf Jahren gesehen. Dass dies nun nicht klappt, tut schon weh. Aber ich sage mir immer, dass ich schon Schlimmeres erlebt habe. Irgendwann kommen wieder bessere Zeiten.
Charles Nguela ist Teil von Hype by Blick, der neuen Social-Media-Marke der Blick-Gruppe mit Memes und Videos für die tägliche Unterhaltung. Gemeinsam mit Nicu und Ismael von «Kochersee», Comedian Kiko und dem Influencer-Duo Hoti und Nali von «Swisscomedytv» unterhält er auf Instagram, Facebook, Twitter und Tiktok.
Charles Nguela ist Teil von Hype by Blick, der neuen Social-Media-Marke der Blick-Gruppe mit Memes und Videos für die tägliche Unterhaltung. Gemeinsam mit Nicu und Ismael von «Kochersee», Comedian Kiko und dem Influencer-Duo Hoti und Nali von «Swisscomedytv» unterhält er auf Instagram, Facebook, Twitter und Tiktok.
Wie haben Sie die Zeit während des Lockdown verbracht?
Die ersten zwei Wochen war ich Alkoholiker. Am Nachmittag um 15 Uhr fragte ich mich jeweils: «Soll ich einen Wein öffnen?» Und antwortete mir mit: «Ja – niemand verurteilt mich dafür.» Dann öffnete ich die Flasche und fing an zu trinken. Anschliessend habe ich dann aber realisiert, dass dieses Corona-Problem nicht in ein paar wenigen Wochen vorbei sein wird. Also versuchte ich, die Situation zu akzeptieren. Teilweise sass ich aber auch zu Hause und hatte Angstzustände. Ich fing an nachzudenken und fantasierte, was in der kommenden Zeit alles schieflaufen könnte. Weil diese Fantasien sehr naheliegend sind, hatte ich einige schlaflose Nächte. Mittlerweile komme ich aber besser damit klar.