Not macht erfinderisch: Weil wegen des Coronavirus das TV-Programm auf den Kopf gestellt werden muss, zeigt sich das SRF ungewohnt experimentierfreudig. So staunten die TV-Zuschauer nicht schlecht, als gestern Abend 135 Minuten lang auf SRF 2 gezeigt wurde, wie Digitalredaktor Guido Berger (46) mit Comedian Charles Nguela (30) das machte, was auf Youtube schon seit Jahren gang und gäbe ist: ein «Let's Play».
Zur besten Sendezeit spielten die beiden mit «Red Dead Redemption 2», ein für seine Brutalität bekanntes Videospiel. Pikant: Weil darin Gewalt eine grosse Rolle spielt, ist es im Verkauf erst ab 18 Jahren erhältlich. Beim SRF hingegen wurde die Sendung aber bereits ab 14 Jahren gezeigt. Guido Berger erklärt auf Nachfrage von BLICK, dass man auf die «Darstellung von brutaler Gewalt» bewusst verzichtet. «Zudem zeigten wir das Game nicht unkommentiert, sondern haben die Szenen laufend eingeordnet. Die Show ist nicht das Game, sondern die Personen, die das Game spielen.»
Gast muss sich zurückhalten
So übernahm Berger stets die Rolle des Spielverderbers und zügelte seinen Gast. Als im zur Sendung gehörenden Chat etwa gefordert wurde, anstatt eines Zugs eine Bank zu überfallen, intervenierte der Digitalredaktor sofort: «Das machen wir nicht. Dort gibt es so wilde Schiessereien, dass wir dafür noch etwas zu früh wären.» Später forderte Berger seinen Gast etwa auf, sein Gewehr «aus Anstand» wegzustecken und den Zug zu überfallen, «ohne Leute umzubringen.»
Beim Publikum scheint die neue Sendung jedoch gefloppt zu sein: «Let's Play» erreichte lediglich einen Marktanteil von 1,9 Prozet. Zum Vergleich: In der Woche zuvor erreichte selbst der eingekaufte Thriller «Prestige – Meister der Magie» auf demselben Sendeplatz einen Marktanteil von 3,9 Prozent.
Immerhin: Berger bestätigt, dass es «sehr günstige 135 Minuten» gewesen seien. BLICK weiss, bei der Low-Budget-Produktion handelt es sich um einer der günstigsten SRF-Sendungen überhaupt. Doch ob das reicht, um die Gebührenzahler zufriedenzustellen? Bereits nächste Woche soll es weitergehen – mit einem friedlicheren Spiel.
Plattformabhängiger Jugendschutz
Wer die Sendung bis dann im SRF Player nachschauen möchte, kann dies wegen des Jugendschutzes nur zwischen 20 und 6 Uhr machen – eigentlich. Denn «SRF Digital» streamte die TV-Sendung auch auf ihrem Youtube-Channel und dieses Video steht auch auf der SRF-Webseite uneingeschränkt zur Verfügung.
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