Kurz vor Weihnachten verstarb Kabarettist Jürg Randegger im Alter von 88 Jahren. 1965 wurde Randegger Mitglied des Cabaret Rotstift und war bis im Jahr 1999 an insgesamt elf erfolgreichen Produktionen mit Rotstift beteiligt. Seit 1977 wurde Randegger im Cabaret Rotstift von Heinz Lüthi begleitet, der nun nicht nur von einem ehemaligen Bühnenpartner, sondern auch von einem Vorbild Abschied nehmen muss.
«Für mich war er ein Vorbild. Ein Vorbild, was die Präzision seiner Auftritte betraf. Er war absolut textsicher und lernte sehr einfach», schwärmt Lüthi, das nun letzte lebende Rotstift-Mitglied, in einem Interview mit «Tele Züri». «Seine grossen Nummern waren die rhythmischen Nummern. Er war der erste Rapper in der Schweiz, wenn man so will. Da gab es keine Silbe zu viel und keine zu wenig. Die waren absolut perfekt», blickt Lüthi voller Bewunderung zurück. Randegger habe alles gekonnt, von Sprachen imitieren, über Dialekte nachmachen und parodieren, bis hin zu hervorragende Texte verfassen. «Er war ein kompletter Kabarettist», hält Lüthi fest.
14 Tage vor seinem Tod trafen sie sich noch zum Kaffee
Trotz gesundheitlicher Einschränkungen, wie Jürg Randegger auch in seinem letzten Gespräch mit Blick offenbarte, war der ehemalige «Samschtig Jass»-Moderator bis zuletzt textsicher. «Ich sagte zu ihm: ‹Jürg, unsere Zeit kommt mir vor wie in der Wollenberger-Nummer. Lueg vo de Langstrass unne, bis tüüf in Tüüfebrunne. Und lueg vo Höngg bis Schliere und dänn muesch konstatiere, es git nüüt Komischers als d’Lüüt.› Da sagte Jürg: ‹Du hast einen Fehler gemacht. Es heisst: Es git nüüt Komischers als Gspässigers wie d'Lüüt›», erinnert sich Lüthi lachend an das letzte gemeinsame Treffen knapp 14 Tage vor Randeggers Ableben.
Jürg Randegger verstarb am 19. Dezember im Alter von 88 Jahren. Der Zürcher machte einst die Ausbildung zum Primarlehrer, schwenkte jedoch rasch auf seine grosse Leidenschaft Kabarett um. 1954 gründete er das Cabaret Äxgüsi, im Jahr 1965 trat er dann dem Cabaret Rotstift bei, dessen letzter Auftritt 2002 stattfand. Während seiner Zeit als Kabarettist machte Randegger auch ausserhalb von «Rotstift» Karriere. 24 Jahre lang, bis im Jahr 1999, moderierte er den «Samschtig-Jass», für welchen er 1986 mit dem Prix Walo ausgezeichnet wurde. Diesen Preis erhielt er auch ein Jahr zuvor zusammen mit seinen Kollegen vom Cabaret Rotstift. Jürg Randegger hinterlässt seine Frau Susanne und zwei Kinder. (hon)