Auf einen Blick
- «The Rocky Horror Show» feiert Premiere im Theater St. Gallen
- Michael von der Heide und Heidi Maria Glössner mit dabei
- Publikum kann mit Wasser spritzen und sich verkleiden
Diese Saison trägt man in St. Gallen Strapse! Das Kultmusical «The Rocky Horror Show» feierte am gestrigen Samstagabend im Theater St. Gallen Premiere und wird kommende Saison dort regelmässig aufgeführt. Mit dabei: Chansonnier Michael von der Heide (53) als Riff Raff und Schauspielerin Heidi Maria Glössner (81) als Erzählerin. Für die beiden bedeutet das Stück jede Menge Spass. Letztere hat aber auch Bammel.
«Mir wurde vielerorts gesagt, dass man als Erzählerin im Stück immer wieder ausgebuht werde. Ich habe keine Ahnung, wie das Publikum handeln wird. Und ob ich schlagfertig zurückgeben kann», sagte sie beim Gespräch mit Blick am Mittwoch vor der Premiere. «Zuvor wurde ich auf der Bühne noch nie ausgebuht. Ich habe wirklich Angst davor.» Proben könne man diese Situation nicht, selbst wenn andere Schauspielkollegen sie ausbuhen würden. «Das könnte ich nicht ernst nehmen», so Glössner mit einem Lachen.
Probe zum Geburtstag
Sowohl für Glössner als auch für von der Heide ist die vergangene Woche nicht nur wegen der Premiere speziell. Heute Sonntag feiert Glössner ihren 81. Geburtstag, bereits am Mittwoch wurde von der Heide 53 Jahre alt. «Das stört mich nicht, an so einem Tag zu proben oder auf der Bühne zu stehen. Auch nicht an Weihnachten oder Silvester.» Es gebe nur einen Tag im Jahr, den er sich freihalte. «Wenn der Eurovision Song Contest läuft. Den will ich nicht verpassen», so der ehemalige ESC-Teilnehmer von 2010 («Il pleut de l'or»).
Weniger glamourös und funkelnd als beim Eurovision Song Contest wird es in der nächsten Zeit im Theater St. Gallen. Mit der «Rocky Horror Show» wird es dort eher schaurig-schön und witzig. Im Stück von Richard O'Brien (82), das 1973 in London Premiere feierte, geht es um ein Paar, das nach einer Autopanne in einem Schloss Zuflucht sucht und dort vom ausserirdischen Wissenschaftler Dr. Frank N. Furter empfangen wird. Im Haus erwartet das eher traditionelle Paar zahlreiche Frivolitäten, wie knappe Kleidung und sexuelle Anspielungen. Frank N. Furter stellt sich den beiden gleich zu Beginn als «Süsser Transvestit aus Transsexual Transsilvania» vor.
Wilde «Rocky Horror»-Welt
«Zu mir privat passt diese wilde Welt natürlich überhaupt nicht», meint Glössner. «Aber ich habe grossen Spass am Stück. Das wird ein riesiges Spektakel», ist sie sich sicher. Zum ersten Mal gesehen habe sie das Stück 1989, als es in Bern aufgeführt wurde. «Mein Sohn konnte den Song ‹Time Warp› auswendig, und ich fragte ihn, wieso. Da erinnerte er mich daran, dass wir das Stück damals schon gesehen hätten.» Vor kurzem habe sie auch den dazugehörigen Film aus dem Jahr 1975 geschaut. Von der Heide: «Den habe ich schon früh gesehen. Aber ich war noch jung und kam überhaupt nicht nach. Das war mir damals alles zu wild.»
Ob es auch in den Publikumsrängen so wild wird, wird sich noch zeigen. Traditionell wird bei der «Rocky Horror Show» auch mit Wasser gespritzt, mit Gummihandschuhen geknallt und mit Papier geworfen. Auch Verkleidungen des Publikums sind erwünscht. «Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das Abonnementpublikum in Strapsen ins Theater kommt», meint Glössner. «Trotzdem wird es wohl wild: Die Macher erwarten, dass Fans auch von weiter her kommen und alles mitmachen und tanzen. Auf das freue ich mich sehr.» Für sie sei es eine Wohltat, dass sie in Zeiten von Kriegen und anderen deprimierenden Nachrichten in so einem Stück mitspielen dürfe. «Ich habe Mühe, bei all diesen Nachrichten Heiterkeit zu spüren. Darum bin ich dankbar, dass wir es so gut haben hier.»
Von der Heide hielt Laudatio für Glössner
Gut haben es auch von der Heide und Glössner miteinander. 2016 hielt er die Laudatio, als sie mit dem Prix Walo als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde. Doch so intensiv wie jetzt arbeiteten die beiden noch nie zusammen. «Wir plauderten hin und wieder an Anlässen, die wir gemeinsam besuchten», so Glössner. Dabei verbindet die beiden einiges: Mit ihren Geburtstagen sind nicht nur beide im Sternzeichen Waage geboren, sie sind auch beide aus der Ostschweiz. Die heute in Bern wohnhafte Schauspielerin wuchs in Niederuzwil SG auf, von der Heide in Amden SG. «Ich habe hier am Theater St. Gallen sogar mein erstes Stück gesehen. Mit meiner Mutter habe ich die Zauberflöte angeschaut», erzählt von der Heide, der heute im Kanton Zürich wohnt. Glössner: «Das ist aber harte Kost für ein Kind! Da wurde dir die Musik direkt intravenös eingeflösst.»
Nun führt die «Rocky Horror Show» die beiden zusammen. «Als ich angefragt wurde, wurde mir nur gesagt, dass ich auch in Strapsen auf der Bühne stehen soll. Und das mache ich nun auch. Ganz zum Schluss», erzählt Glössner. Auch Michael von der Heide wird in Strapsen zu sehen sein. Ihm machen aber nicht diese, sondern ein anderes Kleidungsstück zu schaffen. «Ich habe richtig hohe Schuhe», sagt er. «Vor ein paar Tagen konnte ich fast nicht mehr laufen, deswegen. Aber jetzt geht es wieder.»
Champagner zum Geburtstag
Nach dem Termin mit Blick stand für die Darsteller ein weiterer Probedurchlauf an. «Und danach habe ich zur Feier meines Geburtstags ein paar Flaschen Champagner organisiert», sagt von der Heide. Und Heidi Maria Glössner? Auch sie wird trotz der gestrigen Premiere heute Sonntag an ihrem 81. Geburtstag arbeiten. «Letztes Jahr hatte ich auch eine Theaterprobe. Und dieses Mal am Vorabend eine Premiere und am Geburtstag eine Lesung. Aber ich mache das gerne.»
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