«Hat mir den Abend versaut»
Zürcher «Tatort» fällt bei den Fans durch

Während dritte Fall der Kommissarinnen Grandjean und Ott bei Kritikerinnen und Kritikern sehr gut ankam, waren die Zuschauenden von «Schattenkinder» total enttäuscht. Auf Social Media wird der Schweizer «Tatort» zerrissen.
Publiziert: 14.03.2022 um 13:40 Uhr
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Der neue Zürcher «Tatort» konnte Kritiker und Kritikerinnen überzeugen, beim Publikum allerdings fiel «Schattenkinder» durch.
Foto: ARD Degeto/SRF/Sava Hlavacek
Berit-Silja Gründlers

«Besser als jede Schlaftablette», «ich habe nach 10 Minuten abgeschaltet», «Verschwendung von Lebenszeit»: So lauten die Kommentare der Zuschauenden des gestrigen Zürcher «Tatort» auf Twitter, in den Kommentarspalten und auf Facebook.

Der dritte Fall des Ermittlerinnen-Duos Isabelle Grandjean und Tessa Ott kam bei den Fans der Reihe gar nicht gut an. Kritiker wiederum, sind begeistert vom Krimi aus der Stadt an der Limmat. In einer Sache allerdings sind sich beide Parteien einig: An den Kommissarinnen liegt es nicht.

Grosses Lob für Schweizer Schauspielerinnen

Carol Schuler (35) und Anna Pieri-Zürcher (43) werden über den grünen Klee gelobt von der kritischen «Tatort»-Fangemeinde auf Twitter und Facebook. So schreibt ein User: «An den beiden tollen Darstellerinnen kann es nicht liegen, dass der Zürcher Tatort so schlecht war.» Ein anderer schreibt: «Der Film hat mich überhaupt nicht mitgenommen. Leider sehr langweilig. Schade um die gute Schauspielerin Carol Schuler.»

Vielmehr ist die Kritik des Publikums einer Kombination aus dem unkonventionellen Fall und dem Umstand, dass der beliebte Münsteraner «Tatort» in der Vorwoche schon sehr experimentell daherkam, geschuldet.

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Augapfel-Tattoos und Leichen in Plastik

«Schattenkinder» führt Grandjean und Ott in die Zürcher Kunstszene. Augapfel-Tattoos, Kindesmissbrauch, in Plastik gewickelte Leichen und komplett tätowierte Menschen, die als «Objekte» bezeichnet werden – das sind die Zutaten des Schweizer Sonntagskrimis. Spannender Ansatz, langweilig ausgeführt – das ist die Meinung der Schreibenden in den sozialen Medien und Kommentarspalten.

«Nicht gut, bin sogar eingeschlafen, was schade ist, denn ich bin ein grosser Tatort-Fan. Leider jetzt schon der zweite Tatort hintereinander, der gar nicht spannend war, eher unglaubwürdig und das Drehbuch irgendwo an den Haaren herbeigezogen», schreibt ein Facebook-Fan auf der Seite des «Tatort»-Heimatsenders ARD. Und einer schreibt gar: «Dieser Tatort hat mir den Abend versaut!»

«Wir nehmen die Rückmeldungen des Publikums sehr ernst»

Ein weiterer Kritikpunkt aus Deutschland ist die schlechte Synchronisierung vom Schweizer- ins Hochdeutsche. «Da gucke ich lieber das Original mit Untertiteln, als diesen hölzernen Dialogen zuzuhören», schreibt ein Facebook-Fan.

Beim SRF sei man sich bewusst, wie heikel dieses Thema ist, heisst es auf Anfrage von Blick. «Wir haben die Synchronisation schon in der Konzeptphase des neuen Tatorts aus Zürich mitbedacht», sagt Gabriella de Gara, Leiterin Tatort. «Es war mit ein Grund, eine unserer beiden Hauptfiguren, Isabelle Grandjean, so zu besetzen, dass sie aufgrund ihrer Herkunft bereits in der Originalfassung Hochdeutsch spricht und daher nicht synchronisiert werden muss.»

Eine authentische Färbung der Sprache sei dem SRF, aber auch der ARD ein grosses Anliegen, so de Gara weiter. Sie ergänzt: «Wir arbeiten bewusst mit einer leicht schweizerischen Färbung.» Doch die Kritik des Publikums bleibe nicht ungehört. «Wir hören und lesen diese Kritik auch und nehmen sie auch sehr ernst», versichert die Gabriella de Gara. Man arbeite stetig daran, sich zu verbessern, habe gar eine «Rampe», um den Einstieg in die schweizerdeutsch gefärbten Dialoge zu vereinfachen. «In allen Folgen werden die ersten zehn Minuten auf Hochdeutsch gedreht, um den Einstieg in die Synchronisation einfacher zu machen. Die Rückmeldungen des Publikums nehmen wir auf jeden Fall sehr ernst, und wir bleiben mit Herzblut daran.»

«Monate gehofft, dass es besser wird»

Weiter wird der Wunsch nach einem klassischen Krimi mindestens so häufig in den Social-Media-Äther geschossen, wie die Drohung, nicht mehr einzuschalten. «Statt dieser ganzen konzeptionellen Ansätze würde ich mir von Tatort endlich wieder echte klassische Krimis wünschen», schreibt ein Twitter-User und ein anderer haut digital auf den Tisch: «Ihr habt es geschafft, wir geben auf. Monate lang gehofft, dass es besser wird… Kapitulation!»

In den Kommentaren auf Blick gehen die Meinungen auseinander. Während die einen Kommentierenden einig mit Twitter und Facebook gehen und den Zürcher «Tatort» «einfach nur pfui» finden, sind andere freundlicher mit den Drehbuchschreibenden. Ein Leser analysiert: «Dieser Tatort war um Längen besser als die ersten beiden aus Zürich. Das nehmen wir doch gerne mal so hin. Ich glaube eher, dass viele Zuschauer sich schlecht mit den beiden Kommissarinnen identifizieren können und deshalb den Tatort aus Zürich generell nicht mögen.»

Kritiker sind begeistert von «Schattenkinder»

Ganz im Gegensatz zum Publikum lobten Kritikerinnen und Kritiker «Schattenkinder» über den grünen Klee. «Bild»-Chefreporter und «Tatort»-Kolumnist Sven Kuschel prognostiziert dem Zürcher Kimi sogar «Mordsquoten» in Deutschland.

Bleibt zu hoffen, dass Isabelle Grandjean und Tessa Ott ihre nächste Chance nutzen können, um auch die sozialen Medien und die Kommentarspalten zu überzeugen.

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