Morena Diaz (27) gab im Januar bekannt, im Dezember 2018 von einem Freund vergewaltigt worden zu sein. Mit dem Schritt an die Öffentlichkeit wollte Diaz auf das Thema aufmerksam machen – und kämpft für eine Verschärfung des Sexualstrafrechts. Jetzt verrät die Bloggerin und Lehrerin, dass sie rechtliche Schritte gegen den mutmasslichen Täter eingeleitet hat.
«Ich habe wortwörtlich die Hosen ausgezogen»
In einem Instagram-Post wendet sich die Aarauerin an ihre 73'600 Abonnenten. «Ich habe ihn angezeigt», beginnt sie ihr Statement. «Schon vor einigen Wochen.» Sechs Stunden lang sei sie nach der Arbeit bei der Polizei gewesen und habe alles erzählt, was ihr in Erinnerung geblieben sei und was sie fühle. «Ich habe wortwörtlich die Hosen ausgezogen und dieser Polizistin einen Einblick ins Intimste von mir gewährt. Es war verdammt hart. Dass er heute genüsslich seinen Kaffee morgens trinken darf, liegt also nicht an mir.»
Diaz schreibt, dass in ein paar Wochen die nächste Einvernahme, «die Konfrontation», folge. «Ich werde wieder erzählen müssen, mir werden wieder unangenehme Fragen gestellt. Es könnte sein, dass mir Ungläubigkeit entgegengebracht wird und dass ich wieder retraumatisiert werde. Ich nehme alles in Kauf», so Diaz.
«Manchmal habe ich auch Angst»
Sie frage sich manchmal, woher «all diese Kraft» komme – «dieser Mut, einfach weiterzumachen und zu kämpfen»: «Dann denke ich an all die Menschen, die dasselbe durchmachen (mussten) und an verstaubte Gesetze, die die Schweiz quasi zu einem Paradies für Vergewaltiger machen. Und dann kommt Wut. Wut, die hilft, um alles zu überstehen. Wut, die Kraft gibt. Wut, aus der Mut wird. Manchmal habe ich auch Angst, aber ich werde nicht aufhören... nicht, solange ich diese Stimme habe. für mich. für unsere Schwestern. für unsere Töchter, Mütter und Freundinnen.» Diaz betont: «Ein Opfer ist nie irgendjemandem Rechenschaft schuldig. Jede*r hat seine Gründe, ob Anzeige erstattet wird oder nicht.»
«In mir herrscht ein Gefühlschaos»
Auf ihrem Blog schreibt Morena Diaz ausführlich über ihre Entscheidung, ihren ehemaligen Freund anzuzeigen. «(...) Ich habe ihn angezeigt und habe Angst. Ich habe ihn angezeigt und in mir herrscht ein Gefühlschaos. Denn obwohl ich Angst habe, fühle ich mich mutig. Weil ich das bin. Jemanden anzuzeigen, mit dem Wissen, was einem alles bevorstehen wird und mit dem Wissen, dass die Chancen einer Verurteilung seinerseits gering sind, ist verdammt mutig. Denn was passiert, wenn es zu keiner Verurteilung kommt?»
Unter ihrem Instagram-Post erhält die Aarauerin Zuspruch und Unterstützung ihrer Community. «Danke dir von ganzen Herzen liebe Morena», lautet etwa ein Kommentar. «Du bist nicht alleine. Wir sind viele. Zu viele. Ich schicke dir ganz viel Kraft», kommentiert ein User. (kad)