«Darum breche ich mein Schweigen»
Aargauer Bloggerin Morena Diaz wurde vergewaltigt

In einem Instagram-Post schreibt die Schweizer Body-Positive-Bloggerin Morena Diaz über ihre Vergewaltigung – und bekommt viel Lob dafür, dieses Thema anzusprechen.
Publiziert: 03.01.2020 um 10:27 Uhr
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Aktualisiert: 23.12.2020 um 13:19 Uhr
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Die Aargauer Bloggerin und Primarlehrerin Morena Diaz macht in einem mutigen Instagram-Post öffentlich, dass sie 2018 vergewaltigt wurde.
Foto: Instagram

Sie lacht und tanzt und strahlt auf ihren Fotos und zeigt stolz ihren Körper in den sozialen Netzwerken. Die Aargauer Primarlehrerin und Bloggerin Morena Diaz (26) postete 2017 ein Bikini-Bild von sich. Bäuchlein über dem Bikinibund? Egal! Seit diesem Zeitpunkt nutzt sie die Aufmerksamkeit, um gegen den Schönheitswahn zu kämpfen. Ihren knapp 71'000 Instagam-Followern macht sie so fast täglich Mut, zu sich und ihrem Körper zu stehen. Dafür wurde sie 2018 für den Prix Courage nominiert.

Am Donnerstagabend postete Diaz ein Bild von sich am Strand. Doch der Text dazu geht unter die Haut. Die Bloggerin schreibt öffentlich darüber, wie sie vor zwei Jahren drei Tage vor Heiligabend von einem Freund vergewaltigt wurde. Er habe über ihren Körper, ihr Herz und ihre Bedürfnisse hinweg entschieden. «Mit keiner Faser meines Körpers wollte ich das, was er mir angetan hat.» Sie konnte sich nicht wehren, fiel in eine Art Schockstarre. 2019 sei für die junge Frau ein Überleben gewesen. «Zuerst wollte ich gar nichts mehr fühlen, um den Schmerz nicht zu zulassen und dann, als ich dem Schmerz kurz die Türen öffnete, traf er mich mit voller Wucht.»

Darum bricht Morena Diaz ihr Schweigen

Im neuen Jahr wolle sie nun leben und nach und nach loslassen. «Ich wurde vergewaltigt und es tut immer noch weh.» Doch die Scherben wolle sie nach und nach auflesen – und wieder komplett ausgelassen tanzen, lieben und leben können. Sie fordert: «Was ich ganz sicher weiss, ist, dass wir Gesetze anpassen müssen, um endlich Opfer und nicht mehr Täter zu schützen, dass wir Aufklärung brauchen, denn mein Fall ist kein Einzelfall. Und dass wir unsere Stimmen erheben müssen. Für jede Einzelne von uns.» Sie betont: «Genau deshalb breche ich mein Schweigen.»

Die Rückmeldungen unter ihrem Beitrag sind durchwegs positiv. «Wow. Mir fehlen die Worte. Du hast gerade eine Heldentat getan.» Und: «Danke für deinen Mut und deine Offenheit. Ich wünsche dir viel Kraft.» Es sei ein «mutiger, mutiger Schritt». Diaz bedankt sich bei ihren Followern: «Es hat so viel Überwindung gekostet. Nicht nur das, sondern auch die Monate des Hin und Hers, der Ungewissheit, ob man jemals die Stimme erheben kann. Auch was danach passieren könnte.»

In ihrer Instagram-Story zeigt die junge Frau in einem kurzen Video ihre Reaktion auf die Kommentare ihrer Follower. Sie schüttelt kurz ungläubig den Kopf, während ihr Tränen über die Wangen laufen. Viele fragen die Bloggerin, ob sie nach dem Vorfall zur Polizei gegangen sei. Diaz sagt, sie wolle im Laufe des Tages darüber in einem Posting schreiben. (paf)

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