Lange war es ruhig um Sänger Lucas Fischer (32). Sein Comeback feierte der Vize-Europameister am Barren von 2013 vor einem Millionenpublikum. Am Samstag stellte er sich in der Eurovisions-Show «Klein gegen Gross» seinem Herausforderer Ruslan (10), der Fischer im Stangen-Sprungduell übertrumpfen wollte. «Ich wusste nicht, wie viel er geschafft hat», sagt Fischer. In neunzig Sekunden schaffte der Schüler zehn, der Ex-Spitzensportler dreizehn. «Ruslan kann stolz auf sich sein. Für einen Nicht-Kunstturner ist dies eine tolle Leistung», rühmt er ihn.
Damit hat Lucas Fischer, der als Jahrhunderttalent galt, eine seiner Qualitäten gezeigt. Seine heutige Passion besteht in der Kombination aus Popgesang, Tanz und Akrobatik. Dies macht ihn in der Schweiz einmalig. «Ich blühe da richtiggehend auf. Dass ich dies für mich entdeckt habe und so gut funktioniert, ist genial.» Bis er jedoch an den Punkt kam, ging er durch viele tiefen Täler. Im September 2015 verkündete er seinen Rücktritt als Profisportler. Die bei ihm neu diagnostizierte Krankheit Epilepsie bremste ihn aus, Verletzungen und lange Genesungsprozesse zerrten zudem an ihm.
Es folgten Depressionen, Schlaf- und Essstörungen
Was danach folgte, waren Depressionen, Schlaf- und Essstörungen. «Lange fand ich keinen Sinn mehr, am Morgen überhaupt aufzustehen. Ich stamme aus einer Sportlerfamilie, etwas anderes hatte ich nie im Sinn, als zu turnen.» Doch er hat es geschafft. Seine beste Therapie sei die Musik gewesen.
Als Fischer Ende 2017 in der RTL-Show «Das Supertalent» das Finale erreichte, wusste er, dass er mit seiner neuen Bestimmung auch Erfolg haben wird. Im selben Jahr erschien seine Biografie «Tigerherz». Ein Aufarbeiten mit seiner Krankheit, seiner Auseinandersetzung mit Versagensängsten und seinem Willen, wieder aufzustehen. «Meine beste Therapie war die Musik, in ihr fühlte ich mich verstanden, konnte mich fallen lassen und Kraft tanken.» Im folgenden Jahr outete er sich als schwul. «Damit sprengte ich die letzten Ketten meines engen Korsetts. Seit da fühle ich mich befreit.»
Am 10. Februar erscheint sein Debütalbum
Die längere Schaffenspause ist zu Ende. «Ich wollte durchstarten, da kam die Pandemie. Letztes Jahr habe ich mich neuen Songs und Choreografien gewidmet. Jetzt bringt er auch diese ins Rampenlicht. Am heutigen Dienstag feiert er im Zürcher Bernhard Theater Plattentaufe seines Debütalbums «Tigerherz»,
das am 10. Februar erscheint. Unter dem gleichen Titel lanciert er Anfang Frühling einen Podcast. «Ich möchte mich mit Prominenten, die sich auch grossen Herausforderungen stellen mussten, unterhalten. Mit dem Ziel, anderen Mut zu machen, das Gute in Schicksalsschlägen zu sehen und nie aufzugeben.»