Das hat ihn sehr verletzt: Im Interview mit SonntagsBlick erzählte Lucas Fischer (28), dass er in seinem Wohnort Möriken AG eine Enttäuschung einstecken musste, nachdem er sich als schwul geoutet hatte. «Einige Menschen in meinem Dorf verhalten sich mir gegenüber seit meinem Coming-out leider etwas anders», so der Ex-Kunstturner. «Leute, die mich vorher auf der Strasse oder bei der Busstation immer angesprochen haben, gehen mir jetzt plötzlich aus dem Weg. Das verletzt mich. Ich würde ihnen gerne sagen: Hey, ich bin doch immer noch derselbe Mensch wie vorher.»
Gemeindepräsident und Pfarrerin unterstützen Fischer
BLICK hörte sich in Fischers Dorf um. Hans-Jürg Reinhart (60), Gemeindepräsident von Möriken-Wildegg AG, kann nicht verstehen, dass seinem berühmtesten Einwohner Ablehnung im Dorf entgegenschlägt. «Mir ist davon nichts zu Ohren gekommen. Aber das ist sehr schade, wir leben doch nicht mehr im 18. Jahrhundert», sagt er. Er kenne Lucas persönlich, nur schon deshalb, weil ihn das Dorf nach dem Gewinn seiner Kunstturn-Silbermedaille am Barren an der EM 2013 gross gefeiert hatte. Dass Lucas die negativen Reaktionen verletzen würden, könne er deshalb gut verstehen. «Aber offenbar müssen Leute, die so in der Öffentlichkeit sind wie er, damit leben können.»
Ähnlich sieht es Pfarrerin Ursula Vock (53). «Dass ihn das enttäuscht, ist nachvollziehbar», sagt sie. «Einzelne, die diesem Thema kritisch gegenüberstehen, gibt es immer.» Sie glaube aber, dass Möriken insgesamt offen sei. «Schon vor 19 Jahren hatten wir einen schwulen Familienvater in der Pfarrwahlkommission», erzählt sie. «Und wir in der reformierten Kirche segnen auch homosexuelle Paare.»
Martin Graber von der Konditorei Chesteberg kann ebenfalls nicht verstehen, dass dem Ex-Sportler nach dem Outing kritisch begegnet wird. «Er ist und bleibt für mich der Luki Fischer.»
«Ich habe viele Nachrichten und Briefe erhalten»
Immerhin: Generell sei das Feedback auf sein Coming-out «sehr, sehr positiv» gewesen, so Fischer rückblickend. Der Musiker sagt: «Ich habe viele Nachrichten und Briefe erhalten. Besonders berührend sind die Rückmeldungen von Menschen, die sich durch mein Outing gestärkt fühlen, selber zu ihrer Sexualität zu stehen.» (wyt)