Promis erzählen, wie sie Homophobie erleben
«Lueg mol, wie schwul de usgseht!»

Sie lieben dasselbe Geschlecht. Und wurden dafür zum Teil auch schon angefeindet. Prominente erzählen.
Publiziert: 06.04.2019 um 23:29 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2019 um 10:44 Uhr
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Michael Von der Heide: «Natürlich erlebe ich Anfeindungen.»
Foto: Thomas Meier
Katja Richard, Flavia Schlittler, Peter Padrutt, Patricia Broder

Der Heiratsantrag von Moderator Sven Epiney an seinen Freund Michael Graber im Fernsehen gab viel zu reden. Der Antrag wurde von Schwulenhassern zum Teil auch harsch kritisiert. So gehen andere Prominente mit Homophobie um.

Sänger Leonard ist schockiert über die vielen negativen Kommentare auf Epineys Antrag.

Leonard (55), Schlagersänger: «Die vielen negativen Kommentare auf Epineys Antrag schockieren mich. Sie sind ein klares Zeichen, dass die versteckte Homophobie bei der Schweizer Bevölkerung stärker da ist, als ich vermutet habe. Mir sagt zwar niemand etwas Schwulenfeindliches ins Gesicht, aber ich denke schon: Ich werde manchmal nicht gebucht, weil ich einen Mann liebe, und ich wäre wohl erfolgreicher, wenn ich nicht schwul wäre.»

«Svens Kniefall ist kein Problem, sondern der Beweis, dass wir freie Menschen in einem freien Land sind», sagt Blueser Philipp Fankhauser.
Foto: Stefan Bohrer


Philipp Fankhauser (55), Sänger: «Seit dem 3. April dieses Jahres werden Gays in Brunei hochoffi­ziell und nach Gesetz gesteinigt. Nein, Svens Kniefall ist kein Problem, sondern der Beweis, dass wir freie Menschen in einem freien Land sind.»

Ex-Kunstturner Lucas Fischer: «Auf der Strasse höre ich teilweise: Lueg mol wie schwul de usgsed oder Hesch gseh wie schwul de sich aleit?».
Foto: Manuel Geisser

Lucas Fischer (25), Ex-Kunstturner: ««Auf der Strasse höre ich teilweise: ‹Lueg mol, wie schwul de usgseht› oder ‹Hesch gseh, wie schwul de sich aleit?› Aber solche Geschichten sind mir ­inzwischen gleichgültig.»

Clifford Lilley: «Kürzlich wurde ich in Frankreich von ein paar Jugendlichen aufs Korn genommen.»
Foto: Joseph Khakshouri:

Clifford Lilley (67), Stylist: «Diskriminierung habe ich nie erlebt. Aber natürlich gibt es mal unangenehme Momente. Kürzlich wurde ich in Frankreich von ein paar Jugendlichen aufs Korn genommen. Ich habe mit Humor reagiert, aber es ist ein schmaler Grad, solche Situationen können leicht ins Negative kippen.

Politiker Angelo Barrile: «Wenn ich mich aber zu LGBTI-Themen äussere, dann brechen die Dämme.»
Foto: Keystone

Angelo Barrile (42), Nationalrat: «Je nach Thema, zu dem ich öffentlich Stellung beziehe, sind die negativen Reaktionen unterschiedlich heftig. Bei Debatten über das Gesundheitswesen bin ich der Umverteiler und bei Fragen der Migration soll ich nach Italien auswandern. Wenn ich mich aber zu LGBTI-Themen äussere, dann brechen die Dämme. Dann sind manche Kommentare, gerade auf Social Media, unterste Schub­lade.»

«Mein Outing hatte ich mit 18, da hörte ich vielleicht zweimal eine Beschimpfung», erinnert sich Reto Hanselmann.
Foto: Amanda Nikolic

Reto Hanselmann (37), Eventmanager: «Zum Glück habe ich bisher kaum negative Erfahrungen gemacht. Mein Outing hatte ich mit 18, da hörte ich vielleicht zweimal die Beschimpfung . Ich lebe in einem sehr toleranten Umfeld und muss da keine Homophobie erfahren. Mir ist aber bewusst, dass sich nicht alle in einem so toleranten Umfeld befinden.»

Homophobie sei heute noch ein Thema, sagt Jason Brügger.
Foto: PD

Jason Brügger (25), Gewinner von «Die grössten Schweizer Talente» 2016: «Ich wurde tatsächlich schon mit Homophobie konfrontiert. Als ich noch jünger war, hat mich das sehr verunsichert. Heute stehe ich darüber. Homophobie sowie Rassismus und sonstige Feindlichkeiten gegenüber sogenannten Randgruppen sind heutzutage leider immer noch ein Thema.»

Michael Von der Heide: «Natürlich erlebe ich Anfeindungen.»
Foto: Thomas Meier

Michael von der Heide (47), Sänger: «Natürlich erlebe ich Anfeindungen, am häufigsten in Kommentaren auf Social Media. Da kommen manchmal sogar Drohungen. In einem Künstlerberuf hat man es aber sicher einfacher, Auch im sozialen Bereich, in dem ich früher als Krankenpfleger tätig war, wird man gut akzeptiert. In typisch männlichen Jobs dürfte es aber schwieriger sein.»

Ihr Outing hatte für Dominique Rinderknecht berufliche Konsequenzen.
Foto: Pius Koller

Dominique Rinderknecht (29), Moderatorin: «Nach meinem Outing habe ich extrem viele positive Rückmeldungen bekommen. Dennoch hatte es beruflich Konsequenzen: Ich habe drei grosse Kunden verloren, seit ich die Beziehung zu Tamy öffentlich gemacht habe. Mit der nicht offiziellen Begründung, dass ihnen eine lesbische Botschafterin für ihr konservatives Publikum zu riskant sei.»

Tamy Glauser: «Ich habe einige schlechte Erfahrungen gemacht.»
Foto: Getty Images

Tamy Glauser (34), Model: ««Ich habe einige schlechte Erfahrungen gemacht, zum Glück nicht zusammen mit Dominique. Einmal habe ich in einem Club mit ­einem Mädchen geschmust, als ein Typ dazugekommen ist und sie massiv angegrapscht hat. Als ich mich beschwert habe, wurden wir aus dem Club geschmissen – mit der Begründung, dass es doch eine normale Reaktion darauf sei, wenn zwei schöne Frauen mitei­nander rummachten.»

«Ich finde die Geste von Sven Epiney sympathisch», sagt Tenor Damian Meier.
Foto: Zvg

Damian Meier (45), Tenor: «Mein Mann Raffael und ich leben unsere Liebe. Wir machen nur positive Erfahrungen in unserem mehrheitlich heterosexuellem Freundeskreis. Es sollte absolut keine Rolle mehr spielen, wen man heiratet, ob Männlein oder Weiblein. Ich finde die Geste von Sven Epiney sympathisch, hoffe aber, dass eine solche in ein paar Jahren nicht mehr zu Diskussionen Anlass geben muss, sondern einfach zur Normalität gehört.»

«Das letzte Mal wurde ich vor zwei Wochen in den Bündner Berger mit Hombophobie konfrontiert», sagt Lou Limacher, der als Dragqueen Gossipa bekannt ist.
Foto: Thomas Meier

Lou Limacher (33), Dragqueen Gossipa: «Das letzte Mal wurde ich vor zwei Wochen in den Bündner Bergen mit Homophobie konfrontiert. Eine kleine Gruppe Heteros und ihre Freundinnen fragten mich an einer Après-Ski-Bar, ob ich von der Fasnacht komme. Ich sagte Nein, dann nannten sie mich ‹Scheiss-Schwuchtel›.»

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