Dianne Brill über ihre Welt
Zwischen Federn und Pailletten

Dianne Brill hat sich in New York als «Queen of the Night» einen Namen gemacht. Heute wohnt die Party-Ikone in der Schweiz. Und hat sich einen Job als Jurorin einer Dragqueen-Show geangelt.
Publiziert: 24.09.2023 um 19:54 Uhr
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Dianne Brill ist aktuell als Jurorin von «Drag Race Germany» zu sehen.
Foto: Doris Himmelbauer
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Michel ImhofTeamlead People

Sie gilt als die Mutter aller It-Girls und als Königin der Nacht: Dianne Brill (65) machte sich in den 80er-Jahren in der Partyszene New Yorks einen Namen, verkehrte mit Künstlern wie Andy Warhol und war die Muse von Modedesigner Thierry Mugler. Heute lebt die dreifache Mutter an der Zürcher Goldküste und bewertet seit kurzem Dragqueens in der deutschsprachigen Version des international umschwärmten Formats «RuPaul's Drag Race». Für SonntagsBlick nimmt sie sich eine Stunde Zeit. «Ich erhole mich von einer Erkältung, die ich mir an einer Party geholt habe», sagt sie direkt zu Beginn des Telefongesprächs. Darum mache sie das Interview liegend in ihrem Bett. «Aber keine Sorge, ich bin geschminkt. Für den Fall, dass jemand durchs Fenster reinschaut.» Danach gibt uns die US-Amerikanerin einen Einblick in ihre Welt.

Dianne Brill über ... 

... eine gute Party

«Beim Reinlaufen muss man die gute Energie direkt spüren. Als ich nach New York zog, war Post-Punk im Trend. Alle rauchten und standen in den Ecken. Und dann kam ich und habe alle angequatscht. So viele Menschen erzählten mir Geschichten, als wären sie die wichtigsten Personen der Welt. Und am Ende stellte sich heraus: Sie waren es auch. Diese Begegnungen haben mir viele Wege geebnet. Später feierten wir die besten Partys.»

... ihre Zeit mit Andy Warhol

«Er war ein guter Freund. Viele hielten ihn für verschlossen. Er hat nur wenige Leute an sich herangelassen. Ich genoss es, mit ihm zu arbeiten, aber auch einfach TV zu schauen oder um die Häuser zu ziehen. Leider wurde er oft missverstanden. Auf Netflix gibt es eine Doku, die ihn vor seinem Tod als traurigen Mann darstellt. Ich hatte damals Kontakt mit ihm, und glauben Sie mir: Er war auch zu dieser Zeit kein trauriger Mann.»

... den Begriff «Mutter aller It-Girls»

«Ich will nicht arrogant klingen, aber die ‹New York Times› hat einst einen Artikel über It-Girls gemacht. Der begann mit mir und endete auch mit mir. Also scheine ich etwas richtig gemacht zu haben. Ein It-Girl ist für mich aber eine Person, die nur ein Jahr im Rampenlicht steht. Jemand, der ein paar Jahre bleibt, ist eine Queen. Darum wurde ich zur ‹Queen of the Night›.»

... Drogen

«Ich habe nie Drogen genommen und seit ich 19 Jahre alt war weder geraucht noch Alkohol getrunken. Mir war wichtig, auf Bildern von Partys nicht unkontrolliert auszusehen. Der Verzicht hat mir nichts ausgemacht: Ich kann auch ohne Alkohol lustig sein und bin alles andere als schüchtern. Dafür bin ich dankbar.»

... Schönheitsoperationen

«Ich mache kein Geheimnis aus meinem Facelift. Ich bin seit 1981 berühmt, logisch sieht man mir das irgendwann an. Also bin ich in die Klinik. Mir war wichtig, dass ich immer noch authentisch aussehe. Ich denke nicht, dass mein Aussehen perfekt ist oder man mir den Eingriff ansieht. Aber ich sehe gut aus für mein Alter.»

... die Schweiz

«Ich liebe das Leben hier – und die Menschen. Warum? Beispiel: Ich war im vollen Bus von Zürich zu mir nach Hause, und bei meiner Station sind mir alle Orangen, die ich mit mir getragen hatte, heruntergefallen. Praktisch alle Anwesenden haben mir geholfen, sie einzusammeln. In New York hätten alle nur blöd geguckt.»

... ihre Heimat Florida

«Ich komme aus Tampa, meine Mutter lebt noch heute dort. Das ist ein Mix aus Norddeutschland mit Palmen und vielen gefährlichen Tieren. Darum kann ich seit meiner Kindheit giftige und ungiftige Schlangen unterscheiden.»

... Donald Trump

«Von ihm halte ich nicht viel. Ich bin ihm Anfang der 2000er-Jahre über den Weg gelaufen und mochte ihn auf Anhieb nicht. Er macht alles, um zu gewinnen – aber nicht im guten Sinn. Ich hoffe nicht, dass er noch einmal zum US-Präsidenten gewählt wird.»

... Dragqueens

«Es ist eine Frechheit zu sagen, Dragqueens seien einfach Männer in Frauenkleidern. Sie sind vielmehr grosse Künstler mit den verschiedensten Facetten. Bei ‹Drag Race Germany› haben wir sogar eine Cis-Frau, die mitmacht, und mich schwer beeindruckte. Für mich bringen Dragqueens das Level an Glamour, das eine Broadwayshow hat.»

... ihren Style

«Natürlich steckt in mir auch eine kleine Dragqueen: Ich weiss, wie man eindrucksvoll einen Raum betritt, und ich liebe den Gedanken, morgens aufzuwachen und mich mit Schminke und anderen Hilfsmitteln in eine glamourösere Version zu verwandeln. Ich gehe auch mit Lippenstift zum Strand.»

... ihre Deutschkenntnisse

«In der Sendung spreche ich Deutsch, aber mithilfe eines Knopfs im Ohr. Der Mann, der mir damit ins Ohr flüstert, heisst Herbert, und wir bauen im Lauf der Staffel eine Liaison auf. Das war witzig! Ansonsten spreche ich meist Englisch, mein Deutsch hat noch Verbesserungspotenzial.»

... ihre Lebensphilosophie

«Ich empfehle, sich auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Statt die schlechten Seiten in jemandem zu sehen, sollte man sich auf die positiven fokussieren. Bestimme, mit welchen Menschen du dich umgibst. Und ganz wichtig: Diese Personen sollen dir ein gutes Gefühl geben, egal ob privat oder bei der Arbeit. Und am Ende braucht es noch etwas Federn und Pailletten, und das Leben ist perfekt.»

«Drag Race Germany» ist aktuell auf dem Streamingdienst Paramount+ zu sehen. 

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