Auf einen Blick
- Schweizer Krimiserie «Tschugger» endet mit furiosen Finale auf SRF 1
- Walliser Dialekt, übertriebene Action und schräge Charaktere prägen die Serie
- Über 70'000 Fans sahen «Tschugger – Der lätscht Fall» im Kino
Es fing harmlos an. Für Herbst 2021 wurde eine neue Schweizer Krimiserie angekündigt: ein Alpenkrimi, produziert von Sky Show und SRF. Alpenkrimi? So einen hatte die Schweiz mit «Wilder» ja bereits. Laaangweilig! Was uns Serienfans dann aber mit «Tschugger» aufgetischt wurde, sprengte alle Erwartungen und übertraf sie bei weitem.
«Tschugger» entführt das Publikum ins Wallis. In ausgebleichter, pastellfarbener 80er-Jahre-Optik wird auf einer Wache im Rhonetal Polizeiarbeit geleistet. Der Held: ein selbstverliebter, trotteliger Möchtegern-Supercop namens Bax (David Constantin), der auf schnelle Autos steht und einen Magnum-Schnauz trägt. Ihm zur Seite steht der brave, korrekte Dorfpolizist Pirmin (Dragan Vujic), der eigentlich ständig damit beschäftigt ist, Bax zurechtzuweisen und ihn vor Fehltritten und Fettnäpfchen zu bewahren. Und die lauern en masse.
Das Himmelfahrtskommando ging auf
Doch nicht nur Bax und Pirmin sind Charakterköpfe, auch der lispelnde Praktikant und Technikfreak Smetterling (Cedric Schild), der dauerbekiffte Kranführer Junior (Arsène Junior Page) und die unterkühlte Möchtegern-Rapperin Valmira (Annalena Miano) runden – neben zig anderen schrägen Vögeln – das Ensemble ab.
Bemerkenswertes Detail: David Constantin, der nicht nur Bax mimt, sondern auch am Drehbuch mitschrieb und Regie führte, setzte für die Rollen fast ausschliesslich auf Laiendarsteller. So ist etwa Pirmin-Darsteller Dragan Vujic ein alter Skaterkumpel von Constantin. Ein regelrechtes Himmelfahrtskommando also, das voll aufging.
Eine weitere Kuriosität bei «Tschugger» ist, dass von der ersten Folge an immer mit allem total übertrieben wurde: mit Gags, Action, Requisiten, Brutalität, Klischees – und deutschen Untertiteln! Es wird nämlich ausschliesslich Walliser Dialekt gesprochen, und für uns «Grüezini» (Deutschschweizer auf Walliserdeutsch) bleibt ohne die rettenden Untertitel vieles unverständlich.
Seit Staffel eins wurde dank zig Autoverfolgungsjagden, Schiessereien und Explosionen nicht nur ein finsterer Geheimbund ausgelöscht und die Mafia brüskiert, sondern gar die ganze Schweiz gerettet – denn die Tschugger konnten eine Sprengung der Grande-Dixence-Staumauer in letzter Sekunde verhindern. Da ist es nur logisch, dass man in der allerletzten Staffel nochmal eine Schippe drauflegen muss.
«Tschugger» ist endlich ein Film
Eingefleischte Fans der Serie konnten die vierte und finale Staffel bereits in Spielfilmlänge im Kino sehen. Was anfänglich nach einem cleveren Marketing-Schachzug klang – «Tschugger» bleibt länger im Gespräch –, ging an der Kinokasse mehr als gut auf: Bisher haben sich weit über 70'000 Fans «Tschugger – Der lätscht Fall» im Kino angeschaut. Nun kommt also auch das Streaming- und TV-Publikum zum Zug.
Und es wird nochmals mit der grossen Kelle angerichtet, denn als logische Konsequenz der ersten drei Staffeln muss in der vierten die ganze Welt gerettet werden! Es geht um eine schlecht entsorgte Leiche, einen pubertären Sprayer, eine entführte arabische Prinzessin, einen gelben Kugelschreiber, ein gehacktes Elektroauto, einen blutten Smetterling, eine ominöse Diskette, ein umfunktioniertes Raclette-Öfeli und um vier im Wallis stationierte Atomraketen. Pas mal, oder?
Action, schneller als jedes Skirennen
Und als wäre das nicht genug, strotzt jede Szene vor knackigen Dialogen, schnellen Schnitten, doppelbödigen Andeutungen und haarsträubendem Wortwitz. Hand aufs Herz: Wir haben uns beim Schauen der viertel Staffel nicht nur einmal am Fendant verschluckt. Zum Glück kann man das furiose Finale auch auf Play Suisse bzw. SRF Play streamen und bei Bedarf zurückspulen. Denn es geht tifiger zu als bei jedem Ski-Abfahrtsrennen am Matterhorn (falls denn dort je eines stattfindet).
Das einzig Negative an der Serie «Tschugger» ist, dass sie nun endet. Klar, kennen wir das Sprichwort, man solle aufhören, wenns am schönsten ist. Trotzdem. Und wenn diese Lobhudelei übertrieben wirkt, dann nur, weil übertreiben und Grössenwahn halt einfach wahnsinnig gut zu «Tschugger» passen. Bye-Bye, isch hüeregüet gsi.
«Tschugger – der lätscht Fall»: *****
Sonntag, 24. November, um 20.10 auf SRF 1