«Wir kennen dich, du Arschloch, wir wissen, wer du bist», brüllt ein Unbekannter am Telefon «Izzy»-Moderator Cedric «Cedi» Schild (31) ins Ohr. Dieser hetzt atemlos über die Langstrasse im Zürcher Kreis 4. «Lüt em 117 a!», fordert er seinen Kollegen auf.
Schon der Anfang des Trailers zum neuen «Izzy»-Film macht deutlich, dass es Cedric Schild und sein Team in ihrem ersten 80-minütigen Werk «Die Enkeltrick-Betrüger» mit Kriminellen zu tun haben, die keinen Spass verstehen. «Wir wollten diesen Film bereits vor vier Jahren machen, hatten damals aber noch nicht das nötige technische Rüstzeug, um die Täter zu überführen», sagt Schild zu Blick. Dies habe sich glücklicherweise geändert. «Also packten wir es an.»
Betrug läuft immer gleich ab
Während eines ganzen Jahres recherchiert das Team des erfolgreichen Schweizer Jugendmagazins «Izzy» das kriminelle Vorgehen von Enkeltrickbetrügern in der Schweiz. «Der Betrug läuft immer gleich ab», sagt Schild. «Die Opfer erhalten einen ‹Schockanruf›, bei dem sich am Telefon eine unbekannte Person als Polizist oder Staatsanwalt ausgibt und erzählt, dass eine nahestehende Person in einen schlimmen Verkehrsunfall verwickelt wurde.» Um den Angehörigen aus seiner misslichen Lage zu befreien, fordert der Anrufer oder die Anruferin hohe Geldsummen oder die Übergabe von Wertsachen für vermeintlich dringende medizinische Behandlungen oder als Kaution für eine Haftentlassung.
«Dabei wird enorm viel Druck auf die Opfer aufgebaut. Sie sollen keine Zeit zum Nachdenken oder Überprüfen der Fakten haben», erklärt Schild. Mit dieser Masche ergaunern die Unbekannten Monat für Monat Beträge in Millionenhöhe. Schild: «Dass man ältere Menschen auf so perfide Art hineinlegt und ausnutzt, hat uns tief betroffen gemacht.» Um an die Täter heranzukommen, entwickeln der Moderator und seine Kollegen ein ausgeklügeltes System von falschen Telefonnummern und falschen Identitäten älterer Menschen. Schild selbst schlüpft dabei in die unterschiedlichsten Rollen, was einerseits für Lacher sorgt, andererseits als perfekter Köder für die Täter dient.
Betrüger riefen sogar am «Tschugger»-Set an
«Auf den ersten Anrufer warteten wir drei Monate lang. Umso aufgeregter waren wir, als er endlich anrief.» Immer mehr Betrüger melden sich, das Lockvogel-System des «Izzy»-Teams funktioniert. Als ein unbekannter Mittelsmann zur vermeintlichen Geldübergabe erscheint, kann dieser von der Polizei festgenommen werden. «Ursprünglich wollten wir an diesem Punkt aufhören», sagt Schild. «Doch von da an riefen immer mehr Betrüger auf unsere falschen Nummern an. Wir realisierten, das hat Potenzial für einen grösseren Film. Wir konnten und wollten nicht mehr stoppen.» Tag und Nacht tragen der Moderator und seine Kollegen die Handys mit den falschen Profilen bei sich. «Zu Spitzenzeiten erhielten wir drei, vier Anrufe in der Woche. Einmal wurde ich von einem Betrüger sogar am Set der TV-Serie ‹Tschugger› angerufen. Ich bat alle um Ruhe und nahm dann seelenruhig und mit verstellter Stimme ab», sagt Schild und lacht. «Ich blieb quasi ein Jahr lang undercover. Ich gab den Fall nicht mehr ab.»
Diese Woche feiert «Izzy» die Premiere der Action-Doku «Die Enkeltrick Betrüger». Das Onlinemagazin hat dabei nicht nur Betroffene zu Wort kommen lassen – sondern auch den Betrügern selbst eine Falle gestellt. Mehr als einmal klickten während der Recherche die Handschellen! Die Enkeltrick-Mafia ist deshalb diese Woche grosses Thema einer mehrteiligen Blick-Serie. Den Film «Die Enkeltrick Betrüger» sieht du auf enkeltrickbetrueger.ch oder mit Blick+
Diese Woche feiert «Izzy» die Premiere der Action-Doku «Die Enkeltrick Betrüger». Das Onlinemagazin hat dabei nicht nur Betroffene zu Wort kommen lassen – sondern auch den Betrügern selbst eine Falle gestellt. Mehr als einmal klickten während der Recherche die Handschellen! Die Enkeltrick-Mafia ist deshalb diese Woche grosses Thema einer mehrteiligen Blick-Serie. Den Film «Die Enkeltrick Betrüger» sieht du auf enkeltrickbetrueger.ch oder mit Blick+
Cedric Schild und das «Izzy»-Team dringen immer tiefer in die kriminellen Strukturen der Betrüger ein, arbeiten auch am Feierabend und an den Wochenenden, sprechen mit Opfern und Ermittlungsbehörden. «Noch nie sind wir während einer Produktion so an unsere Grenzen gestossen», sagt Schild. «Doch als wir gesehen haben, wie skrupellos diese Verbrecher vorgehen, wurde uns klar, es kann jeden treffen. Umso mehr wollten wir die fiesen Machenschaften aufdecken und den Kriminellen das Leben etwas schwerer machen.»
Betrug belastet Opfer psychisch
Für die Betroffenen sei es nicht nur schlimm, dass sie ihre Ersparnisse und Wertsachen verlieren. Der Betrug belaste sie auch psychisch, weiss Schild. «Sie haben lange damit zu kämpfen, auf so perfide Weise hintergangen worden zu sein. Auch das Vertrauen in die Justiz und die Ermittlungsbehörde muss erst wieder hergestellt werden.» Trotz der hohen Anzahl an Enkeltrickbetrugsfällen in der Schweiz sei es sehr schwierig gewesen, Opfer zu finden, die vor der Kamera über ihr Leid sprechen, sagt Schild. «Die Scham bei den Betroffenen ist hoch. Was den Tätern noch mehr in die Hände spielt.»
Nicht nur mit den Betrugsopfern kommt Cedric Schild in engen Kontakt, auch die Täter lernt der Social-Media-Star gut kennen. Nachdem die «Izzy»-Recherchen zu mehreren Verhaftungen vor laufender Kamera führten, wird der Moderator immer wieder beschimpft und von den Betrügern, die sich teils als angebliche Angehörige der russischen Mafia ausgeben, sogar mit dem Tod bedroht. «Natürlich ist eine Recherche dieser Art mit einem gewissen Risiko verbunden. Doch die Geschichte ist gut, wir wollen sie erzählen und wir lassen uns nicht den Mund verbieten», sagt Schild. Er betont, sie hätten während der Arbeit stets die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen und eng mit der Polizei zusammengearbeitet.
Mehr zu Izzy und Cedric Schild
In mehreren Fällen dauern die Ermittlungen der Zürcher Staatsanwaltschaft gegen die von «Izzy» überführten Enkeltrickbetrüger noch an, die Strafanzeigen sind noch hängig. «Unser Engagement für das Thema ist noch nicht vorbei», sagt Cedric Schild abschliessend und stellt weitere Langzeitfilme in Aussicht. «Wir wollen etwas bewegen und herausgefordert werden. Unser Film soll aufklären und möglichst viele weitere Fälle verhindern.»
Der 80-minütige «Izzy»-Film «Die Enkeltrick Betrüger» ist ab Montag, 5. Februar exklusiv im Streaming für CHF 3.90 unter enkeltrickbetrueger.ch oder für Abonnentinnen und Abonnenten von Blick+ auf Blick.ch verfügbar.
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