Es ist ein schöner Frühlingstag, irgendwo im Mittelland. Vor der Arbeit holen Sie noch kurz Gipfeli. Aber Achtung: Bestellen dürfen Sie das Gebäck nur noch als «Croissant». Und Ihre Strasse heisst übrigens auch nicht mehr Breitackerstrasse – sondern «Rue du Champ Large». Bizarr – aber die bittere Realität im neuen Film «Bon Schuur Ticino». Bitter zumindest für diejenigen, die einen anderen Landesteil als die Westschweiz ihre Heimat nennen.
Auch Bundespolizist Walter Egli (gespielt von Beat Schlatter, 62) hat seine liebe Mühe in der filmgewordenen Horrorvorstellung von allen Menschen, die im Französisch-Unterricht einen Fensterplatz hatten. Viel schlimmer noch: Egli muss in der rasanten Komödie von Peter Luisi (48) die neue Sprache in der ganzen Schweiz durchsetzen. Dazu gehört auch das Tessin. Das Chaos ist notabene programmiert. «Bon Schuur Ticino» lebt vom pointierten Witz der Sprach-(Unverständigung) – und Blick durfte am Donnerstag die offizielle Vorpremiere im Zürcher Kino Corso ausrichten.
«Wenn, dann nur noch Rumantsch!»
«Ich war im Französisch genauso schlecht wie in der Mathematik», lacht Protagonist Schlatter, als Blick von ihm wissen will, wie es um seine Sprachkenntnisse steht. «Zum Glück arbeite ich aber in der Unterhaltungsbranche. Wenn nur noch französisch gesprochen werden dürfte, würde ich aus dieser absurden Situation wie Peter Luisi das Beste machen: einen Film.» Durchaus bessere Kenntnisse der französischen Sprache hat Monika Kaelin (69), Sängerin und Grande Dame des Prix Walo: «Ich habe das grosse Glück, dass meine Familie väterlicherseits aus Neuenburg kommt. Bei allen Festen hat man Französisch gesprochen.» Ausserdem lebe sie ja teilweise in Cannes – sagt Kaelin auf Französisch.
Dass eine Initiative «No Bilingue», wie sie in «Bon Schuur Ticino» vorkommt, natürlich keine Chance haben würde, ist nicht nur den Stars aus der Schweizer Unterhaltungsbranche klar – auch die geladene Politprominenz nimmt Peter Luisis gelungene Film-Idee mit Humor. Nebst der ehemaligen Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer (46), die im Film direkt sich selbst spielt, ist kein Geringerer als Bundesrat Ignazio Cassis (62) ins Kino am Zürcher Bellevue gekommen. Und erklärt charmant: «Wenn es in der Schweiz nur noch eine Sprache geben sollte, dann natürlich die einzig richtig schweizerische: Rumantsch!»