«Fussbewegungen sind ein Kompliment an die Musik»
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Alexandra Prusa zu Tango-Liebe:«Fussbewegungen sind ein Kompliment an die Musik»

Schweizer «James Bond-»Darstellerin Alexandra Prusa durchlebte 20 Chemotherapien und 35 Bestrahlungen
«Ich mache nur noch, worauf ich Lust habe»

Alexandra Prusa trägt Turban, malt sich Augenbrauen auf, klebt Wimpern an – und schweigt in der Öffentlichkeit über ihre Brustkrebserkrankung. Mit uns spricht die Schauspielerin erstmals über die schwere Zeit und ihre Wiedergeburt.
Publiziert: 19.11.2023 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2023 um 06:15 Uhr
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Die Schweizer Schauspielerin und Sängerin Alexandra Prusa gilt seit Juli dieses Jahres als krebsfrei.
Foto: Linda Käsbohrer
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Flavia SchlittlerRoyal- und People-Expertin

Alexandra Prusas (64) künstlerische Bandbreite ist so facettenreich wie ihr Leben. Im Bondfilm «Quantum of Solace» von Regisseur Marc Forster (54) war sie als Mitglied einer Gangsterbande zu sehen, im Schweizer Krimi «Mord hinterm Vorhang» als ahnungslose Ehefrau, in der deutschen Fernsehserie «Um Himmels Willen» als Tangolehrerin von Bürgermeister Wolfgang Wöller, gespielt von Fritz Wepper (82). Zudem trat sie als Tangotänzerin und Sängerin mit ihrem eigenen Programm auf. Sie lebte für Bühne, Tanz und Gesang – bei ihr war alles im Fluss.

Bis zu jenem Morgen an einem Tag Ende Juli 2014. Die Schauspielerin kommt aus der Dusche ihrer Zürcher Wohnung, tausend Sachen im Kopf, die sie erledigen will. «Ich schaute mich nackt im Spiegel an, was ich sonst nicht mache», sagt sie zu SonntagsBlick. Und was sie sieht, lässt ihr Leben im Nu stillstehen. «Wie aus dem Nichts war da eine grosse Delle in der linken Brust. Irgendwie wusste ich sofort, worum es geht. Ich bekam einen Schweissausbruch.»

Aufgemalte Augenbrauen und angeklebte Wimpern

Berühren konnte und wollte sie sich nicht an dieser Stelle. «Das bin nicht ich, damit will ich nichts zu tun haben», war das Erste, was ihr durch den Kopf ging. Umgehend ruft sie ihre Gynäkologin an, die Prusa sofort zu sich bestellt. Dieser Besuch passt so gar nicht in ihren Tagesplan. Doch sie macht sich auf den Weg. «Meine Ärztin hat nichts beschönigt, warnte mich, dass ein Gewächs dieser Länge nichts Gutes bedeutet.» Sie punktiert es und stellt einen grossen, bösartigen Brustkrebs fest. 15 Lymphknoten sind befallen. Schmerzen hat sie keine. «Das Blöde ist ja, du merkst nichts!», sagt sie. Ob der Brustkrebs in ihrer Familie liegt, weiss sie nicht. «Meine Mutter war zu jenem Zeitpunkt seit 22 Jahren tot, eine Grossmutter wurde vom Stalin-Regime umgebracht, meine andere war dement.»

Bis zum Eingriff vergehen allerdings zwei Monate. Das hat zwei Gründe: Erstens will ihre Gynäkologin für die Operation einen bestimmten Chirurgen. Zweitens bereiten Prusa und ihr Gatte, Regisseur Ruedi Straub (71), zum Zeitpunkt der Diagnose die Eröffnung ihres Eventlokals in Zürich vor. Ausgestattet mit Tausenden Erinnerungsstücken ihres russischen Vaters Juri Prusa (†81), der als Unterhaltungsoffizier zur See fuhr.

Zwei Tage nachdem «Was bleibt & Co.» seine Tore zum ersten Mal öffnet, wird sie vier Stunden lang operiert. Und zehn Tage nach dem Eingriff steht sie wieder in ihrem Lokal. «Ich verlor all meine Haare. Also trug ich einen Turban, malte mir Augenbrauen auf, klebte Wimpern an. Man hat mir angesehen, wie schlecht es mir ging. Doch man liess mich in Ruhe.» Nur einmal hat sie während dieser Zeit für die ARD-Serie «Dahoam is Dahoam» gedreht. «Das ging, weil sie eine Schweizer Wanderin mit Hut wollten.» Weitere, länger dauernde Angebote lehnt sie ab. «Meine Agentur musste die Produktionsfirmen informieren, dass ich Krebs habe und aufgrund der Chemos nur kurz von zu Hause wegbleiben konnte.»

Der Krebs hat bei ihr Spuren hinterlassen

Sie durchlebte 20 Chemotherapien und 35 Bestrahlungen. Ihr Mann habe ihr auf ihrem Leidensweg grossen Halt gegeben. «Ruedi hat mir auch geholfen, mit dem Gefühl der fehlenden Weiblichkeit umzugehen.» Ihre zweite Stütze war eine onkologische Psychiaterin. «Ich musste ihr nicht erst erklären, welche Angstzustände und hysterische Gedanken mich quälten.» Die Chemos seien für sie «grauslig» gewesen, erzählt Prusa. Es gehe einem sterbensschlecht, und man befinde sich in einem Ausnahmezustand. «Nach der vierten Bestrahlung wird es immer schwieriger. Es fühlt sich an wie ein Sonnenbrand, und Textilien auf der Haut machen einen ganz hibbelig.» 15 Monate dauerte ihre Behandlung, Pausen zwischen Chemo und Bestrahlung inklusive. Eine intensive Zeit für die Schauspielerin.

Seit Juli dieses Jahres gilt sie als geheilt. Doch der Krebs hat Spuren hinterlassen – nicht nur auf ihrer Haut. «Er hat mir meine gesundheitliche Unbeschwertheit genommen und zeitweise den Schlaf geraubt.» Schlafen sei ein Stück weit wie weggehen müssen, obwohl die Seele hierbleiben wolle. Doch ihre Lebensfreude hat sie trotz allem nicht verloren. Und auch ihre Stimme ist so stark wie vor dem Krebs.

Am 15. Dezember wird Alexandra Prusa 65 Jahre alt. Die Zahl löse viel aus in ihr. Sie wolle Wiedergeburt und Aufbruch feiern. «Jetzt kommt meine Zeit der Unvernunft. Ich mache nur noch, worauf ich Lust habe.» Darum besuchte sie eben eine Tango-Masterclass in Buenos Aires (Argentinien). Neben einer Reise nach Prag plant sie, mit Mann Ruedi und Hündin Mara Zeit in der Provence zu verbringen, ihrem zweiten Wohnsitz. «Mein Genusskalender ist bis Frühling voll. Bis dahin nehme ich keine Jobs an – komme, was wolle.»

Bevor sie die Schweiz hinter sich lässt, steht am 23. November die Premiere von «Bon Schuur Ticino» in Zürich auf dem Programm. In der Komödie von Peter Luisi (48) spielt Alexandra Prusa an der Seite von Komiker Beat Schlatter (62) das einzige Mitglied der Bundesregierung. Im Film fordert eine Initiative, dass die Schweiz nur noch eine Landessprache hat: Französisch. Das sei natürlich eine Schnapsidee. «Unser Land würde zusammenbrechen.» Was es heisst, zusammenzubrechen, weiss sie aus eigener Erfahrung. Und es ist etwas, das sie nicht mehr erleben will.

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